Südeuropa mit neuen Unwettern Deutschland droht ein satter Winterorkan
14.11.2024, 13:41 Uhr Artikel anhören
Ab Sonntag kann es in weiten Teilen Deutschlands kräftige Schauer geben.
(Foto: picture alliance/dpa)
Massive Unwetter sorgen in der Mittelmeerregion Ende Oktober teils für Flutkatastrophen. Jetzt drohen erneut große Regenmengen. Aber dieses Mal spitzt sich auch die Lage im Norden deutlich zu - es könnte zu einem kräftigen winterlichen Sturm kommen.
ntv: Wieder gab es Meldungen über Unwetter in Südeuropa - diesmal beispielsweise aus Malaga und Sizilien. Wo kann es jetzt noch heftig gewittern?
Björn Alexander: Die Gewitterschwerpunkte verteilen sich jetzt vom Südwesten Andalusiens bis in den Süden Portugals sowie im Bereich von Albanien und Montenegro bis in den Norden Griechenlands. Am Wochenende verlagert sich die Gewitteraktivität bis in die Südosthälfte Griechenlands und weiter bis in die Südtürkei.
Welche Wassermassen sind zu erwarten?
Das Gros der Wettermodelle sieht für die betroffenen Regionen zwischen 40 und um die 120 Liter pro Quadratmeter. Allerdings sehen einige Prognosen einen ausgeprägteren Schwerpunkt im Bereich der Ägäis, wo demnach bis einschließlich Sonntag auch Mengen von 200 bis 400 Liter je Quadratmeter nicht auszuschließen sind. Das wäre also schon ziemlich heftig bis schadensträchtig. Zum Vergleich: Magdeburg hat einen Jahresniederschlag von 450 Liter pro Quadratmeter. Doch nicht nur im Süden Europas ist die Wetterlage zum Teil sehr brisant. Auch im Norden spitzt sich die Lage deutlich zu.
Warum?
In den kommenden Tagen braut sich dort ein satter Winterorkan zusammen und bringt teils enorme Schneemengen sowie massive Verwehungen. Ein Szenario, das hier über mehrere Tage erhalten bleibt und das auch unser Wetter bald beeinflussen wird. Denn der Sturm verlagert sich mit seinem Kern südwärts und schickt uns wiederholt kleine, aber mitunter sehr intensive Tiefs - mit hoher Sturmgefahr, kalter Polarluft und der Option auf einen markanten Wintereinbruch.
Bis herunter ins Flachland?
Da sind sich die Wettercomputer noch uneins, da es maßgeblich auf die Zugbahn der einzelnen Tiefs ankommt. Ziehen sie eher nördlich, dann zapfen sie für die Mitte und den Süden unseres Landes gegebenenfalls mildere Luft an und würden eher die Nordlichter auf die winterliche Seite schicken. Ziehen die Tiefs südlicher - was derzeit das wahrscheinlichere Szenario ist, dann dürfte es verbreiteter Schnee bis ins Flachland geben, während den Bergen ein massiver Wintereinbruch bevorstehen könnte.
Wird es durch den skandinavischen Sturm auch bei uns stürmisch?
Der Wind wird ab Sonntag auf jeden Fall deutlich zulegen und spätestens am Montag und Dienstag besteht akute Sturmgefahr. Dabei ist ebenfalls die Zugbahn und die Intensität der Tiefs maßgeblich. Ein Teil der Berechnungen hat aber auch für Deutschland schwere Sturm- bis Orkanböen im Programm. Sprich: Der Winter stürmt nach Deutschland.
Wie sind denn die Details bis dahin?
Am Wochenende klingt im Süden und Südosten abseits des Nebels der Hochdruckeinfluss golden aus. Derweil wird es im Rest von Nordwesten aus wechselhafter und windiger, bevor ab Sonntag der wilde Ritt gen Frühwinter beginnt.
Das heißt?
In der Mitte und im Norden gibt es bereits am Sonntag teilweise kräftige Schauer, Wind sowie örtliche Graupelgewitter - möglicherweise sind auch schon Schneeflocken dabei. Das Ganze bei 4 bis 13 Grad.
Welche Temperaturen erwarten uns anschließend?
Am sehr wechselhaften und schauergeladenen Montag, der ebenfalls mit Graupel und Schneeflocken einhergehen kann, werden es maximal noch windige 2 bis 7, im Südwesten bis knapp 10 Grad. Dabei ist es im Bergland schon zunehmend winterlich.
Und der Dienstag?
Da könnte es ein ausgewachsener Sturmtag werden. Eventuell mit der Gefahr von Orkanböen - je nachdem, wie das nächste Tief über uns hinwegzieht. Schwerpunkte des Sturms dürften tendenziell im Westen, im Norden sowie generell auf den Bergen liegen. Dabei wird es sehr unbeständig, mit Schauern und Gewittern, die vereinzelt Graupel und Schnee bis in tiefe Lagen bringen. Dazu könnte es im Süden nochmals kurz milder werden, während im Norden die nasse Kälte mit 2 bis 6 Grad dagegen hält.
Wohin weisen die Trends zur Wochenmitte?
Es wird wahrscheinlich äußerst lebhaft und durchwachsen, mit teils gewittrigen Schauern, die in Schneeregen oder Schnee übergehen. Je nach Zugbahn der Tiefs könnte es zu markanten bis gefährlichen Grenzwetterlagen kommen, bei denen erhebliche Schneemengen bis ins Flachland sowie eine erhöhte Sturmgefahr drohen.
Bei welchen Temperaturen?
In höheren Lagen oft nur noch um oder knapp über 0 Grad, in den Niederungen pendeln die Werte um die 5 Grad. Nachts wird es vielfach frostig, sodass wir uns auch abseits von Schneeschauern auf Glätte einstellen müssen. Kurzum: Auch wenn die Unsicherheiten groß sind, so müssen wir uns doch auf eine sehr intensive Wetterwoche mit hohem Potenzial für Sturm und weiße Überraschungen sowie entsprechende Behinderungen einstellen.
Quelle: ntv.de