Panorama

Vorbereitung auf die Sensation Die Operation Panda-Nachwuchs läuft

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Meng Meng - hier in einem früheren Stadium ihres Berlin-Aufenthalts - könnte schon bald Mutter werden und so für den ersten "deutschen" Panda sorgen.

(Foto: picture alliance/dpa)

Hat es geklappt? Im Berliner Zoo steigt die Zuversicht, dass Panda-Weibchen Meng Meng trächtig ist. Es wäre das erste Panda-Baby in Deutschland und eine Sensation. Für den Zoo bedeutet dies nun noch mehr Arbeit mit den sensiblen Bären aus Fernost.

Die beiden Pandas Jiao Qing und Meng Meng sind besondere Bewohner des Berliner Zoos. Nicht nur, dass sie eine diplomatische Leihgabe der Volksrepublik China sind und ihr Gehege von Kanzlerin Angela Merkel und dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping eingeweiht wurde. Der Zoo in der City West gibt nach eigenem Bekunden auch ein Viertel seines gesamten Futterbudgets für Bambus aus, der die Hauptnahrung der Pandas ist. Manchmal wird dieser extra aus China eingeflogen. Nun sollen sie die ersten Panda-Eltern werden, deren Nachwuchs in Deutschland zur Welt kommt. Das erfordert Vorbereitung.

Nach der Mitteilung des Zoos, das sechsjährige Panda-Weibchen Meng Meng sei "zu 85 Prozent trächtig", ist die Vorfreude in der Hauptstadt groß. Schon Ende August könnte es soweit sein, verkündet Zoodirektor Andreas Knieriem. Trotz aller Zurückhaltung sind auch ihm die Vorfreude und ein gewisser Stolz deutlich anzusehen. Sogar Zwillinge seien möglich. Daher laufen trotz der Unsicherheiten und dem nach wie vor bestehenden Risiko einer Scheinträchtigkeit im Hintergrund bereits die Vorbereitungen auf die Geburt. Aus China reisen extra zwei "Panda-Geburtsexperten" an. Sie kommen von der Chengdu-Aufzuchtstation, wo auch Meng Meng und Jiao Qing geboren wurden. Mit ihrer Erfahrung sollen sie helfen, Sicherheit über Meng Mengs Zustand zu erhalten und später für eine sichere Geburt sorgen.

Ein neugeborener Panda wird untersucht. Er liegt in einem Brutkasten, wie ihn sich der Berliner Zoo nun von der Charité ausgeliehen hat.

Ein neugeborener Panda wird untersucht. Er liegt in einem Brutkasten, wie ihn sich der Berliner Zoo nun von der Charité ausgeliehen hat.

(Foto: picture alliance/dpa)

Außerdem habe man von der Berliner Charité zwei Inkubatoren ausgeliehen, so Knieriem. In diesen Brutkästen könne man ideale Temperatur- und Feuchtigkeitsbedingungen für die Panda-Babys schaffen. Normalerweise werden sie für menschliche Frühgeburten genutzt.

Entspannungs-Ultraschall und verordnete Fettleibigkeit

Die neugeborenen Pandas sind nämlich verletzliche Wesen. Bei der Geburt sind sie gerade mal so groß wie ein Meerschweinchen und wiegen nur rund 100 Gramm. Das liegt an der sehr kurzen Tragezeit von Pandas. Die Embryos entwickeln sich in nur zwei bis drei Monaten. Nach der Geburt wachsen die Jungtiere dafür schnell.

Aber auch bis zur Geburt steht noch einiges an Arbeit an. Zum einen sind da die regelmäßigen Untersuchungen. Nach der Paarung im April und zu Beginn der Trächtigkeit seien diese zunächst kein Problem gewesen, berichtet Thomas Hildebrandt vom Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW). Meng Meng habe sich gut auf die Ultraschall-Untersuchungen eingelassen. "Wir haben ihr extra das Gel aufgewärmt und sie mit Äpfeln gefüttert, damit sie ruhig liegen blieb." So ließ sie sich auch ohne Widerstand den Bauch großflächig rasieren.

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Männer vor Ultraschallbild: Zoo-Direktor Knieriem (l.) und Hildebrandt, Spezialist für Reproduktionsmanagement.

(Foto: picture alliance/dpa)

In letzter Zeit sei sie allerdings unruhiger gewesen und habe selten länger als 40 Sekunden stillgehalten. Ein normales Verhalten im Kontext der Trächtigkeit, so Hildebrandt. "Aus Angst um die Finger unserer Mitarbeiter haben wir die Untersuchungen daher zurückgefahren." An diesem Freitag ist der nächste Ultraschall geplant. "Wenn wir Glück haben, finden wir dann schon einen kleinen Herzschlag. Dann könnten wir uns zu 100 Prozent sicher sein", sagt der Experte.

Ein weiteres wichtiges Puzzleteil ist Meng Mengs Ernährung. Die ungewöhnlich kurze Tragezeit bei Pandas hat zur Folge, dass die Trächtigkeit für die Mutter enorm energieraubend ist. "Wir verordnen unseren Bären deshalb während dieser Zeit eine temporäre Fettleibigkeit", erzählt Knieriem. Bei Meng Meng klappe dies hervorragend. Wog sie zum Zeitpunkt der Besamung noch 78 Kilogramm, sei sie heute bei 93 Kilogramm.

Die Mutter verstößt ein Junges

Ernährung ist für Meng Meng nun besonders wichtig. Um den möglichen Nachwuchs gesund zur Welt zu bringen, braucht sie einen großen Fettvorrat.

Ernährung ist für Meng Meng nun besonders wichtig. Um den möglichen Nachwuchs gesund zur Welt zu bringen, braucht sie einen großen Fettvorrat.

(Foto: picture alliance/dpa)

Die Gewichtszunahme begünstige auch eine mögliche Zwillingsgeburt. Die sind bei Pandas zwar nicht selten, die Hälfte aller Pandas sind Zwillinge. Dennoch erfordert auch dies besondere Vorkehrungen. Denn in der Natur überlebt immer nur ein Junges. Das andere verstößt die Mutter nach kurzer Zeit, um Energie zu sparen. Schuld daran ist wohl die Ernährung von dem energiearmen Bambus, die Pandas mit Nachwuchs in der freien Wildbahn vor große Probleme stellt. "Aber keine Sorge: Bei uns in Berlin wird niemand liegen gelassen!", beruhigt der Zoodirektor. Man werde durch Zufütterung beide Junge durchbringen. Die Fläschchen habe man schon auf Lager, die Milch sei bestellt. Außerdem werde man die Kleinen in regelmäßigen Abständen austauschen, sodass immer eines bei der Mutter sei und eines an die Menschen gewöhnt werde.

Es ist also noch viel zu tun, bis der Zoo die Sensation vermelden kann. Und es bleiben noch viele Risiken. Sollte alles gut gehen, könnte der Nachwuchs Ende Oktober oder Anfang November erstmals dem Publikum präsentiert werden. Zoodirektor Andreas Knieriem bittet daher: "Drücken Sie uns die Daumen!"

Quelle: ntv.de

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