
Die Faraglioni di Scopello im Nordwesten Siziliens: Die Wirklichkeit im Urlaub ist viel schöner als eine Ansichtskarte aus dem Urlaub.
(Foto: Samuel Ferrara auf Unsplash)
Von Piemont bis Palermo – Italien ist für die Deutschen eine nie endende Entdeckungsreise. Stefan Maiwald hat über das Sehnsuchtsland ein Buch geschrieben, mit viel Herzenswärme und Augenzwinkern. In üppiger Bildsprache verspricht es eine spannende Zeitreise durch Land und Küche.
Das Buch "Italien - unsere Liebe" fasziniert mich von der ersten bis zur letzten Seite. Dabei gehöre ich laut Verlag nicht einmal zum erlauchten Leserkreis, für den das Buch geschrieben wurde: "Dieses Buch richtet sich an alle, die in Kindheit und Jugend ihre Urlaube in Italien verbracht haben und bis heute davon geprägt sind." Mir blieben in meiner Kindheit und Jugend Italien-Urlaube verwehrt, wie so vielen Deutschen. Doch seitdem ich Anfang der 90er-Jahre das erste Mal Italien zwischen Sardinien, Capri und Rom in mich eingesogen habe und kaum in der Lage war, die vielfältigen Eindrücke und Gerüche zu verdauen, hat auch mich dieses Land nie wieder losgelassen. Und deshalb hat Stefan Maiwald ganz sicher dieses beeindruckende Buch auch für all jene geschrieben, die erst später im Leben diese Liebe entdecken durften.
Der Autor gehört zu den Beneidenswerten, die sich heute noch an den ersten Italien-Urlaub in ihrer Kindheit erinnern. Inzwischen hat er sein Ferienland zur Zweitheimat gemacht, lebt seit 20 Jahren mit Lust und Genuss in Italien und schreibt unter anderem augenzwinkernd-liebevoll darüber, "wie man in einer italienischen Familie überlebt". Auch "Italien - unsere Liebe" ist geprägt von den persönlichen Erinnerungen Maiwalds. Der Untertitel "Amore per sempre: eine Genuss- und Zeitreise" verspricht viel - und hält dieses Versprechen in höchstem Maße. Üppige Bilder werden Sie so wie mich verzaubern und in ihren Bann ziehen, vom grandiosen Gardasee über das Häusermeer Neapels, von romantischen sizilianischen Buchten bis zum pittoresken Amalfi, von den Wäscheleinen quer über die Gassen bis zum abendlichen Ponte vecchio in Florenz. Und wer noch nie in Italien war, auch für den ist dieses Buch eine wunderbare Vorbereitung auf den vielleicht schon lange ersehnten Urlaub in diesem Land.
Maiwalds Buch ist in bestem Sinne ein Fotoalbum mit jeder Menge Erinnerungen aus vielen Jahren. Unterhaltsam und lebendig geschrieben - ganz italienische Lebensart, die uns mitunter ein wenig neidisch macht und immer fasziniert. Maiwald erzählt, was diese Faszination für Land und Leute, Essen und Wein ausmacht. Zahlreiche klassische Rezepte verführen zum Nachkochen, moderne Neuinterpretationen typischer Traditionsgerichte finden ihren Platz. Und mit der richtigen Playlist (QR-Code) im Ohr kommt in der heimischen Küche sofort echtes Trattoria-Gefühl auf.

Das malerische Varnazza ist eines der jahrhundertealten Dörfer der Cinque Terre.
(Foto: Dimitry-b auf Unsplash)
Apropos Playlist: Natürlich habe ich sie mir angehört - und finde dort auch meine Favoriten Gianna Nannini und Zucchero, Eros Ramazzotti und Adriano Celentano. Und beim mangels Textsicherheit nur stellenweise mitgegrölten "Azzurro" (meine Nachbarn waren zu ihrem Glück fern ihres Gartens...) sah ich mich während des Schreibens dieser Rezension schwungvoll die Alpen-Serpentinen nehmen. Ich freue mich jetzt schon auf das nächste Jahr! Stefan Maiwald und vor zig Jahren schon sein Vater kennen den Stau auf der Brennerautobahn, ich auch. Inzwischen finde ich die Strecke über die Tauernautobahn viel schöner; auch durch die Gurktaler Alpen "zu gurken" lohnt sich: Der Weg ist das Ziel. Wer sich Zeit lassen kann, sollte sie sich nehmen. Denn schon die Fahrt ans ersehnte Ziel führt durch beeindruckende Landschaften.
Von Fettnäpfchen und heiligen Nudeln

Das pittoreske Amalfi. Maiwald nennt diese Küste "Gottes Meisterwerk als Landschaftsgestalter".
(Foto: Louise Krause auf Unsplash)
Und dann sind sie da, die Deutschen, in ihrem "Paradiso". Lassen Sie sich mitnehmen von Stefan Maiwald auf seine vergnügliche Reise, es lohnt sich. Beim Lesen ertappe ich mich bei kleinen Sünden vergangener Urlaubsreisen. Sie vielleicht auch? Das tägliche Abenteuer beginnt nämlich schon mit dem Kaffee. Auch ich habe das übliche Schlückchen Wasser zum Espresso am Anschluss getrunken - Neiiin! Das zum Espresso gereichte Wasser ist vorher zu schlucken, um die Geschmacksnerven für den Kaffee vorzubereiten. Ich werde mir das jetzt endlich mal merken! Überhaupt: Die Welt der mediterranen Bewirtungskultur birgt so manches Geheimnis für unsereins - das nächste Fettnäpfchen ist nie weit. Die reichen von den kleingeschnittenen Nudeln bis zum Trinkgeld. Da Nudeln für Italiener ein wahres Heiligtum sind, gibt es kein schlimmeres Sakrileg als sie zu schnippeln. Es sei denn, Sie sind unter sechs Jahre alt, dann ginge das gerade noch so. Besser ist, gleich "pasta corta" zu bestellen. Und um Himmelswillen kein Cappuccino am Abend nach dem Essen! "Parmesankäse gehört nicht über die Spaghetti vongole, und Pizza Hawaii ist ein Internetphänomen geworden, eine Art Glaubenskrieg", schreibt Maiwald weiter.
Und so finden Sie in "Italien - unsere Liebe" eine vorzügliche Mixtur aus Reportagen und Fotos, Rezepten sowie Tipps und Tricks vom Herd ("Bloß kein Olivenöl ins Nudelwasser!"), bewundernd und ehrlich geschrieben ("Niemand geht eleganter an den Strand als ein Italiener."). Da wird nix geradegebügelt! Auch nicht der Schlabber-Look vieler Touris.

In der Cantina do Mori in Venedig wurden schon im 15. Jahrhundert Gäste bewirtet.
(Foto: seasons.agancy_Jalag_Spörl,Lukas)
Ein bisschen Zungenakrobatik in Vorbereitung auf den Italienurlaub dürfte so manche sprachliche Peinlichkeiten wie "Tschianti" oder "Gnotschi" ersparen. Dem Internet sei Dank kann man sich die richtige Aussprache gut per Handy anhören: "kianti" und "njokki". Richtige Aussprache freut übrigens auch unsere Lieblingsitaliener zwischen Berlin und München. Italienische Restaurants haben schon lange unser Herz erobert, weil Italiener einfach gute Gastgeber sind. Geben wir uns doch ein bisschen Mühe, gute Gäste zu sein! Essen ist in Italien - und hierzulande "beim Italiener" - viel mehr als Nahrungsaufnahme, es ist "eine Lebenseinstellung", wie Maiwald schreibt. "Italienische Küche ist etwas, auf das wir alle uns einigen können, ungewohnt und vertraut zugleich. Sie ist von allen fremden Küchen die zugänglichste, die generationenübergreifendste. Von Kindern, die keine Spaghetti mit Tomatensauce mögen, hat noch kein Volkskundler je gehört. Und Omis Dritte, die beim Krustenschweinebraten an ihren Grenzen stoßen, haben keine Schwierigkeiten mit den Tortellini."
Was Sie schon immer wissen wollten

Vom Wasser lebend, vom Wasser bedroht: Venedig, stolze Stadt an der Adria.
(Foto: Martin Katler auf Unsplash)
"Italien - unsere Liebe" zeichnet ein facettenreiches Bild unseres dualen Genuss-Bündnisses. Wir finden Altbekanntes und Bewährtes, Überraschendes und Neues, eingebettet in kluge Zahlen, Anekdoten, Fotos und Rezepte. Auf diese unterhaltsame Weise lernt man eine ganze Menge: wie man Ristorante, Osteria und Trattoria mittels einer Faustregel unterscheiden kann; wo schon Kopernikus um 1500 wohnte; dass Thomas Mann wegen seiner nackten Kinder Ärger bekam (Nackedeis sind auch heute nicht gern gesehen.); wo Hollywood am liebsten dreht; wo man den besten Bellini trinkt - und als Zugabe möglicherweise George Clooney bekommt. Es gibt auch so einiges, was man nicht unbedingt wissen möchte, was aber neugierig macht - und ein bisschen mehr Wissen kann ja wohl nicht schaden. Da ist zum Beispiel die Sache mit den Eselshoden oder den "weichen" Krebsen in Venedig. Ich denke mir meinen Teil...
Die Grundpfeiler der italienischen Küche - Pasta, Wein, Tomate, Käse, Pizza und Olive - haben ihre extra Kapitel. Ebenso werden "DOP"-Produkte wie San Daniele-Schinken und die Amalfizitrone, Aceto balsamico und Weiße Trüffel vorgestellt. Insgesamt 9000 Spezialitäten gibt es in Italien mit dieser geschützten Herkunftsbezeichnung, darunter 415 Weine. Maiwald nennt ein paar sehr beeindruckende Zahlen vom Pasta- und Kaffeeverbrauch bis zur Olivenernte und dem Export von Grappa (Hauptabnehmer: Deutschland). Deutschland ist übrigens auch größter Importeur von italienischen Lebensmitteln, vor den USA, Frankreich und Großbritannien. Dass die freundlichen und gut gelaunten Italiener beim Essen absolut keinen Spaß verstehen, zeigt ein Skandal um ein Spaghetti-vongole-Rezept. Der besternte Fernsehkoch Bruno Barbieri bekam für seine Interpretation dieses traditionellen Rezepts sogar Morddrohungen von einigen "gastropuristi". Mit den drei folgenden Rezepten aus "Italien - unsere Liebe" sind Sie jedoch auf der sicheren Seite, hoffe ich jedenfalls...
Vitello tonnato
600 g Kalbsnuss
750 ml trockener Weißwein
1 Stange Staudensellerie
1 Möhre
1 Zwiebel
1 Lorbeerblatt
2 Gewürznelken
Salz
1 Dose Tunfisch ohne Öl (150 g)
3 eingelegte Sardellenfilets
2 Eigelb
3 EL Kapern
2 unbehandelte Zitronen
2 EL Weißweinessig
200 ml Olivenöl
Pfeffer aus der Mühle
Zubereitung:
1. Kalbsnuss in einen Topf 1 legen, 750 ml Weißwein angießen. Selleriestange,
Möhre und 1 Zwiebel grob zerteilen, zusammen mit 1 Lorbeerblatt und 2 Gewürznelken in die Marinade geben. Zugedeckt 24 Std. durchziehen lassen.
Einige Male wenden.
2. So viel Wasser angießen, dass das Fleisch gerade bedeckt ist, zum Kochen bringen. 1 TL Salz einstreuen. Bei geringer Hitze im offenen Topf knapp 1 Std. garziehen lassen. Im Sud abkühlen lassen.
3. Tunfisch abtropfen lassen, 3 Sardellenfilets abspülen und mit Küchenkrepp trocknen, kleinschneiden. Im Mixer Tunfisch, Sardellen, 2 Eigelb, 2 EL Kapern mit dem Saft von ½ Zitrone und 2 EL Weinessig fein pürieren, einige EL von der Kalbsbrühe und etwa 200 ml Olivenöl nach und nach einfließen lassen. Zu einer sämigen Sauce rühren. Mit Salz und Pfeffer abschmecken.
4. Kalbfleisch in möglichst dünne Scheiben aufschneiden, auf einer Platte anrichten. Gleichmäßig mit der Thunfischsauce bedecken, abgedeckt kalt stellen und 3-4 Std. durchziehen lassen.
5. Zum Servieren 1 ½ Zitronen in dünne Scheiben schneiden, das Kalbfleisch damit garnieren. 1 EL Kapern darüber streuen.
Wichtig: gut gekühlt servieren, dazu reichlich Weißbrot. Die Sauce soll glatt, schön cremig und nicht zu fest sein. Eventuell mit Kalbsbrühe verdünnen, bis die richtige Konsistenz erreicht ist.
Tortellini in Brühe mit Mortadella
Für den Teig:
300 g doppelgriffiges Mehl (Dunst, Wiener Grießler)
2 Eier (Größe M)
4 Eigelbe (Eier Größe M)
1 EL Olivenöl
⅓ TL Salz
Mehl zum Ausrollen, 1 Ei zum Bestreichen
Für die Füllung:
2 Schalotten
250 g Mortadella
1 EL Butter
100 ml Kalbsfond (aus dem Glas)
½ kleines Bund Liebstöckel
6 EL frisch geriebener Parmesan
1 Ei
Salz, Pfeffer aus der Mühle
Außerdem:
600 ml kräftige Fleischbrühe zum Servieren
4 Mortadellascheiben zum Garnieren
Zubereitung:
1. Alle Zutaten für den Teig (sie sollten Raumtemperatur haben) zu einem geschmeidigen Teig kneten - von Hand oder in der Küchenmaschine. Dann in Frischhaltefolie wickeln und 1 Stunde bei Raumtemperatur ruhen lassen.
2. Für die Füllung die Schalotten schälen und fein schneiden. Mortadella in Stückchen schneiden. Erhitzen Sie die Butter in einer Pfanne, und dünsten Sie die Schalotten darin glasig. Mortadella zugeben, kurz anbraten. Mit Fond ablöschen und kochen lassen, bis die Flüssigkeit fast verdampft ist.
3. Lassen Sie die Mischung abkühlen. Den Liebstöckel waschen, die Blätter klein schneiden. Mit Parmesan und Ei untermischen. Die Füllung sollte relativ fest sein. Mit Salz und Pfeffer würzig abschmecken.
4. Tortellini zubereiten: Den Nudelteig mit der Nudelmaschine (Stufe 0,5) sehr dünn ausrollen. Aus der Teigplatte 5 bis 8 cm große Quadrate schneiden. Jeweils etwas Füllung in die Mitte geben, die Ränder mit etwas Ei bestreichen und jedes Quadrat zu einem Dreieck zusammenfalten, die Ränder andrücken. Nun halten Sie die Teigtaschen jeweils am "Bauch" zwischen Daumen und Zeigefinger fest und drücken die Enden fest zusammen.
5. Die Tortellini in sprudelnd kochendem Salzwasser bei schwacher Hitze 3-4 Minuten ziehen lassen, bis sie an die Oberfläche steigen. Inzwischen erhitzen Sie die Fleischbrühe. Verteilen Sie die Tortellini auf tiefe Teller, dekorieren Sie mit je einer Mortadella-"Blüte", gießen Sie die Brühe darüber.
Gewürzkuchen "Panforte di Siena"
"Kein Besucher verlässt Siena ohne eine süße Reserve im Handgepäck zu wissen. Denn es ist völlig undenkbar, dass nicht irgendjemand zu Hause schon ungeduldig auf dieses Mitbringsel wartet: Panforte, den Honigpfefferkuchen mit pikanten Gewürzen, die das berühmte Gebäck schon vor Jahrhunderten kostbar und begehrenswert machten."
100 g geschälte Mandeln
100 g geschälte Haselnüsse
100 g Walnusskerne
150 g getrocknete Feigen
150 g gemischte kandierte Früchte
½ TL Zimtpulver je 1 Prise Nelkenpulver, Korianderpulver, Ingwerpulver und Muskatnuss (oder Muskatblüte)
150 g Puderzucker
100 g Honig
1-2 EL Mehl
Butter zum Einfetten
Oblaten zum Auslegen der Form
Puderzucker und Zimt zum Bestäuben
Zubereitung:
1. Mandeln, Haselnüsse und Walnusskerne in einer Pfanne unter Rühren kurz anrösten. Abkühlen lassen und grob hacken, in eine Schüssel umfüllen.
2. Getrocknete Feigen und die kandierten Früchte in kleine Würfelchen schneiden, unter die Nüsse mischen. ½ TL Zimtpulver, je 1 Prise Nelkenpulver, Korianderpulver, Ingwerpulver und frisch geriebene Muskatnuss (oder zerstoßene Muskatblüte) untermischen.
3. 150 g Puderzucker und 100 g Honig in einer Schüssel mit rundem Boden mischen, ins Wasserbad setzen. Bei schwacher Hitze ständig rühren, bis die Masse schmilzt und Fäden zieht. Vom Herd nehmen und unter Rühren etwas abkühlen lassen.
4. Backofen auf 150 °C vorheizen. Honiglösung unter die vorbereitete Nussmischung rühren, 1-2 EL Mehl untermengen. Eine flache Form (eckig oder rund, je nach Oblaten) mit Butter einstreichen, mit Oblaten auslegen. Teig einfüllen und 2 cm hoch glattstreichen.
5. Im vorgeheizten Backofen etwa 30 Min. backen. Abkühlen lassen, mit einer Mischung aus Puderzucker und Zimt dünn bestäuben. Eventuell in kleine Stücke, Streifen oder Rauten schneiden, in einem verschlossenen Gefäß aufbewahren.
Viel Freude beim Lesen und Spaß beim Nachkochen wünscht Ihnen Heidi Driesner.
Quelle: ntv.de