Schock-Diagnose zweimal erfahren Frau erwacht aus Koma und hat Krebsleiden vergessen
14.08.2024, 15:16 Uhr Artikel anhören
Kirah Line aus Cambridge musste die schockierende Krebsdiagnose gleich zweimal übermittelt werden.
(Foto: picture alliance/dpa)
Eine 21-jährige Krebspatientin aus England vergisst im Koma ihre Erkrankung. Als sie wieder erwacht, müssen die Ärzte ihr die schreckliche Nachricht erneut übermitteln. Doch die Patientin schöpft trotzdem Hoffnung.
Akute myeloische Leukämie: So lautete die Diagnose, die Kirah Line aus dem englischen Cambridge im Juli 2022 mit gerade einmal 21 Jahren erhielt. Als sie erfuhr, dass sie an Blutkrebs erkrankt war, durchfuhr sie ein Schock. "Ich konnte es nicht glauben. Ich war wie weggetreten, alles war verschwommen", berichtet die junge Frau gegenüber der britischen Zeitung "Metro".
Doch sie konnte sich aus ihrer Schockstarre lösen und begann umgehend mit der Chemotherapie, die sie zunächst auch gut verkraftete. "Anfangs dachte ich, ich schaffe das, es ist alles in Ordnung", erzählt Line. Doch im Laufe der folgenden Monate setzten die Nebenwirkungen ein. Line fielen die Haare aus, sie war am Boden zerstört: "Ich konnte lange Zeit nicht in den Spiegel schauen. Ich habe mir die Augen aus dem Kopf geweint."
Zudem entwickelte sie eine Sepsis, wegen der sie an Weihnachten 2022 ins Krankenhaus gebracht wurde. Dort sagten ihr die Ärztinnen und Ärzte, dass man sie in ein künstliches Koma versetzen müsse. "Ich hatte schreckliche Angst. Und es fühlte sich an, als würde mir die Zeit davonlaufen, weil ich vorher keine Gelegenheit hatte, mit jemandem zu sprechen." Sie fügt hinzu: "Ich erinnere mich, dass ich auf dem Bett festgehalten wurde und sie mich fragten, ob ich noch etwas loswerden wolle", worauf Line antwortete: "Sagen Sie meiner Mutter, dass ich sie liebe."
Auf Schock folgt Erleichterung
Als Line drei Wochen später erwachte, habe sie sich völlig ruhig und "wie in einem Traum" gefühlt. Aufgrund von "Wahnvorstellungen" während des künstlichen Komas konnte sie sich an den Grund für ihren Krankenhausaufenthalt nicht mehr erinnern. "Ich war so verwirrt. Ich war überzeugt davon, dass ich mich verletzt hatte oder ertrunken war und deshalb im Krankenhaus lag."
Auch ihre Krebserkrankung hatte sie vergessen. Und so musste ihr die schreckliche Diagnose erneut übermittelt werden. Zunächst sei sie wütend und aufgewühlt gewesen, verrät Line. Doch dann habe sie plötzlich ein Gefühl der Erleichterung gespürt, da sie nun wenigstens eine Erklärung hatte.
Line beschreibt die Phase nach der erneuten Diagnose als eine Zeit "mit Höhen und Tiefen", in der sie viel über sich selbst gelernt habe. Außerdem habe sie vom Krankenhauspersonal eine Form der Freundlichkeit und Zuwendung erlebt, die sie bis dahin nicht gekannt hatte.
"Ich dachte, das war's"
Mittlerweile haben sich Lines Werte verbessert, ihre Krebssymptome sind deutlich zurückgegangen. Die heute 23-Jährige hat inzwischen eine Ausbildung abgeschlossen und wird im September mit ihrem Studium der Sozialen Arbeit beginnen.
Trotz der Verbesserung lässt sich Line weiterhin regelmäßig untersuchen und sagt: "Ich möchte alle Menschen ermutigen, auf etwaige Symptome zu achten und für sich selbst einzutreten." Anderen Erkrankten rät sie: "Setzen Sie sich für sich selbst ein, halten Sie an der Hoffnung fest und nutzen Sie die Unterstützung, die Sie bekommen." Als sie aus dem Koma erwachte, habe sie zunächst gedacht "das war's" und die ständigen Aufmunterungen wie "du wirst wieder gesund" ihrer Angehörigen und Freunde habe sie nicht annehmen können. Doch nun wisse sie, dass sie ohne diese emotionale Unterstützung "heute nicht hier wäre".
Quelle: ntv.de, apr