Bei ungesundem Lebensstil Bekanntes Schmerzmittel könnte Darmkrebsrisiko reduzieren
09.08.2024, 14:18 Uhr Artikel anhören
ASS gilt als zuverlässiges Schmerzmittel.
(Foto: IMAGO/YAY Images)
Acetylsalicylsäure ist ein verbreitetes Mittel, das vor allem bei Fieber und Schmerzen zum Einsatz kommt. Doch nun zeigt sich, dass der Wirkstoff auch Dickdarmkrebs bei einer bestimmten Personengruppe verhindern kann. Dennoch raten Mediziner von einer präventiven Einnahme ab.
Acetylsalicylsäure, kurz ASS, die auch im freiverkäuflichen Schmerzmittel Aspirin steckt, könnte das Risiko an Dickdarmkrebs zu erkranken, senken. Das hat ein Forschungsteam der Harvard T. H. Chan School of Public Health herausgefunden. Der Effekt sei besonders bei denjenigen ausgeprägt, die eine ungesunde Lebensführung haben, schreiben die Forschenden, deren Ergebnisse im Fachjournal "JAMA Oncology" veröffentlicht wurden.
Für die Untersuchung zogen die Forscher die Gesundheitsdaten von mehr als 106.000 Personen heran, die über einen Zeitraum von 30 Jahren gesammelt worden waren. Das Durchschnittsalter der Probanden und Probandinnen lag zu Beginn der Erfassung der Daten bei 49,4 Jahren.
Bei der Auswertung der Daten zeigte sich: Bei Personen, die den ungesündesten Lebensstil führten und regelmäßig ASS einnahmen, sank das Risiko, an Dickdarmkrebs zu erkranken um etwas mehr als 30 Prozent im Vergleich zu denjenigen, die kein ASS einnahmen. Um die Ergebnisse noch besser zu verdeutlichen, rechneten die Forscher aus, was das für die verschiedenen Personengruppen bedeutet: Die Behandlung von 78 Patienten und Patientinnen mit Aspirin in der am wenigsten gesund lebenden Personengruppe würde einen Fall von Dickdarmkrebs über einen Zeitraum von 10 Jahren verhindern. In der gesündesten Gruppe dagegen würde die Behandlung von 909 Patienten und Patientinnen erforderlich, um einen Fall zu verhindern.
Risikofaktoren für Darmkrebs
Als ungesunder Lebensstil wurden Faktoren wie der Body-Mass-Index, regelmäßiger Nikotin- und Alkoholkonsum, wenig körperliche Bewegung und eine unausgewogene Ernährung aufgeführt. Alle diese Lebensstilfaktoren stehen im Zusammenhang mit der Entstehung von Dickdarmkrebs. Als regelmäßige ASS-Einnahme wurden entweder zwei oder mehr Tabletten in Standarddosis (325 mg) pro Woche oder ein niedrig dosiertes (81 mg) ASS täglich definiert.
"Unsere Ergebnisse zeigen, dass Aspirin das deutlich erhöhte Risiko bei Personen mit mehreren Risikofaktoren für Dickdarmkrebs proportional senken kann", sagt Daniel Sikavi, der als Gastroenterologe am Mass General Brigham arbeitet und an der Untersuchung beteiligt war, laut einer Mitteilung des Krankenhauses. "Im Gegensatz dazu haben Personen mit einem gesünderen Lebensstil ein geringeres Grundrisiko für Dickdarmkrebs. Aus diesem Grund war der Nutzen von Aspirin auch in dieser Personengruppe offensichtlich, wenn auch weniger ausgeprägt."
"Dies ist ein Beweis dafür, dass es für uns eine Möglichkeit gibt, einige dieser Lebensstil-Risikofaktoren umzukehren. Und zwar mit einem kostengünstigen, einfach zu verwendenden und gut etablierten Medikament wie Aspirin", fasst Andrew Chan, der ebenfalls an der Untersuchung beteiligt war, zusammen. Wie es zu diesem Effekt kommt, kann das Forschungsteam nicht erklären. Es sei möglich, dass Aspirin durch mehrere Mechanismen Dickdarmkrebs verhindert, so Chan weiter.
Dennoch sollte man nicht auf eigene Faust regelmäßig ASS einnehmen, warnen die Forschenden. Denn das Mittel kann auch erhebliche Nebenwirkungen mit sich bringen. Bei langfristiger Einnahme kann es zu Blutungen im Magen-Darm-Trakt kommen, die sogar lebensgefährlich sein können.
Quelle: ntv.de, jaz