Wegen langen Wartens auf Prozess Gericht entlässt Mordverdächtige aus U-Haft
18.05.2022, 18:46 Uhr
Die Tatverdächtigen gestanden die Tötung bereits der Polizei.
(Foto: Lino Mirgeler/dpa/Symbolbild)
Drei Männer in Bremen gestehen der Polizei, ihr 46-jähriges Opfer zerstückelt und später vergraben zu haben. Ermittler finden daraufhin Teile der Leiche auf einem Acker. Nun sind die mutmaßlichen Täter jedoch wieder auf freiem Fuß. Grund ist ein Personalmangel der Justiz.
Drei des Mordes verdächtige Männer in Bremen sind wegen überlangen Wartens auf ihren Prozess aus der Untersuchungshaft freigelassen worden. Das Hanseatische Oberlandesgericht habe die Haftbefehle aufgehoben, teilte das Landgericht mit. Die drei Männer werden verdächtigt, im April 2020 in der Bremer Neustadt einen 46-Jährigen getötet zu haben.
Die zuständige Strafkammer des Landgerichts hatte die Verzögerung mit der komplizierten Einarbeitung in den Fall begründet. Seit Eingang der Anklage Ende 2021 seien immer noch neue Ermittlungsergebnisse dazugekommen. Auflagen für die drei Beschuldigten auf freiem Fuß gebe es nicht, sagte ein Sprecher des Landgerichts.
Das Oberlandesgericht kritisierte, dass das Landgericht die zuständige Strafkammer zu wenig entlastet habe. Der Bremische Richterbund sah die Fristüberschreitung als Zeichen für generelle Missstände. "Die personelle Ausstattung der Justiz im Land Bremen ist völlig unzureichend. Die Strafkammern des Landgerichts Bremen arbeiten seit Jahren am Limit", hieß es in einer Mitteilung.
Mord aus Habgier
Für die Polizei begann die Suche nach dem 46-Jährigen als Vermisstenfall. Erst im September 2021 gab es Hinweise auf ein Tötungsdelikt. Die drei Tatverdächtigen sollen die Leiche nach dem Mord nach Niedersachsen gebracht haben. Im Oktober und November wurden die Beschuldigten festgenommen. Wie buten-un-binnen berichtet, sollen sie in der Vernehmung bereits eingeräumt haben, das Opfer getötet, zerstückelt und dann vergraben zu haben. Die Ermittler gruben daraufhin unter anderem einen Acker nahe Posthausen um und fanden schließlich Teile der Leiche. Der gesamte Leichnam wurde jedoch trotz mehrere Suchaktionen nicht gefunden.
Das Motiv des Mordes soll laut Recherchen des "Weser Kuriers" Habgier gewesen sein. Das spätere Opfer soll zwei der Tatverdächtigen für Renovierungsarbeiten an seinem Haus angeheuert haben. Als er nicht bezahlte, soll es zu einer Prügelei zwischen den Männern gekommen sein, bei der die Geldkarte des Opfers entwendet wurde. Anschließend soll der 46-Jährige erdrosselt worden sein.
Quelle: ntv.de, can/dpa