Freund in den Tod getrieben Gericht verurteilt 22-Jährige zu Haftstrafe
07.02.2019, 15:53 Uhr
Michelle Carter 2017 mit ihren Anwälten vor dem Gericht in Taunton.
(Foto: imago/ZUMA Press)
Michelle Carter aus dem US-Bundesstaat Massachusetts ist 17 Jahre alt, als sie ihren ein Jahr älteren Freund mit mehreren SMS in den Suizid treibt. Jetzt verurteilt ein Gericht sie zu einer Haftstrafe.
Eine junge Frau ermutigt ihren depressiven Freund per SMS zum Selbstmord, bis sich der 18-Jährige tatsächlich das Leben nimmt. Jetzt musste sie sich dafür zum zweiten Mal vor Gericht verantworten und wurde zu 15 Monaten Haft verurteilt. Das berichtet unter anderem der US-TV-Sender "NBC".
2014 ist die damals 17-jährige Michelle Carter mit dem ein Jahr älteren Conrad Roy Ill zusammen. Beide Teenager leiden unter Depressionen, Carter rutscht dadurch in die Magersucht. Immer wieder ermutigt sie ihren Freund, sich das Leben zu nehmen. "Es ist an der Zeit, Baby. Du musst es tun", schreibt sie ihm unter anderem.
Im Juli desselben Jahres bringt sie Roy dazu, mit seinem Pick-up zu einem Parkplatz in Boston zu fahren. Dort leitet er Kohlenmonoxid ins Wageninnere. Sie schreibt ihm auch währenddessen zahlreiche SMS. Trotzdem steigt er irgendwann aus dem Wagen aus. Sofort befiehlt sie ihm, wieder einzusteigen. Sie schreibt "Steig wieder ein!", und er folgt ihrem Befehl. Wenig später ist Conrad Roy Ill tot.
"Ich hätte ihn aufhalten können"
Aus den Gerichtsdokumenten geht hervor, dass auch Carter selbst sich die Schuld am Tod ihres Freundes gibt. "Der Tod des Opfers ist meine Schuld, ich hätte ihn aufhalten können. Er stieg aus dem Wagen aus, weil es zu funktionieren schien und er Angst bekam. Ich sagte ihm, er solle wieder einsteigen, weil ich wusste, dass er es am nächsten Tag ohnehin noch einmal versuchen würde", sagte sie aus.
- Bei Suizidgefahr: Notruf 112
Deutschlandweites Info-Telefon Depression, kostenfrei: 0800 33 44 5 33
- Beratung in Krisensituationen: Telefonseelsorge (0800/111-0-111 oder 0800/111-0-222, Anruf kostenfrei) oder Kinder- und Jugendtelefon (Tel.: 0800/111-0-333 oder 116-111)
- Bei der Deutschen Depressionshilfe sind regionale Krisendienste und Kliniken zu finden, zudem Tipps für Betroffene und Angehörige.
- In der Deutschen Depressionsliga engagieren sich Betroffene und Angehörige. Dort gibt es auch eine E-Mail-Beratung für Depressive.
- Eine Übersicht über Selbsthilfegruppen zur Depression bieten die örtlichen Kontaktstellen (KISS).
Schon im Juni 2017 verurteilte das Gericht in Taunton im US-Bundesstaat Massachusetts die inzwischen 22-Jährige zu einem Jahr und drei Monaten Haft plus fünf Jahre Bewährung, doch ihr Anwalt legte Berufung ein. Nun hat das oberste Berufungsgericht entschieden: Michelle Carter hat sich des Totschlags schuldig gemacht und muss für 15 Monate hinter Gitter.
Carters Anwalt glaubt allerdings noch immer nicht an ihre Schuld: "Wir glauben noch immer, dass sie den Tod von Roy nicht zu verantworten hat. Sie sollte nicht strafrechtlich dafür belangt werden, dass er entschied, aus dem Leben zu scheiden", sagt er NBC. "Wir werden alle rechtlichen Optionen prüfen, einschließlich der Möglichkeit, Rechtsmittel beim Obersten Gerichtshof der Vereinigten Staaten einzulegen."
Quelle: ntv.de, nan