Flut historischen Ausmaßes "Harvey" überschwemmt Houston
27.08.2017, 23:39 UhrDie schlimmsten Befürchtungen haben sich bewahrheitet: Auch als Tropensturm verwandelt "Harvey" den Süden von Texas in eine Wasserwüste, selbst die Innenstadt von Houston ist nur noch mit dem Boot erreichbar. Eine Ende der Regenfälle ist nicht in Sicht.
Zerstörte Häuser, überflutete Straßen und mehrere Todesopfer - Sturm "Harvey" hat im US-Bundesstaat Texas schwere Verwüstungen angerichtet. Nach Angaben von Gouverneur Greg Abbott waren am Sonntag massive Rettungsaktionen mit Hunderten Booten und Dutzenden Helikoptern im Gange, um Menschen aus ihren überfluteten Häusern oder von Hausdächern zu bergen. 3000 Angehörige der Nationalgarde sowie der Garde von Texas wurden mobilisiert, 250 Fernstraßen geschlossen. Auch viele Freiwillige halfen bei Rettungsaktionen mit, Behörden und Augenzeugen sprachen von einer überwältigenden Welle der Hilfsbereitschaft von Nachbarn und privaten Bootsbesitzern.
Besonders dramatisch war die Lage in der Millionenmetropole Houston, wo binnen 24 Stunden 60 Zentimeter Regen fielen und Straßen sich in reißende Flüsse verwandelten. Die städtischen Behörden sprachen von einer Katastrophe epischen Ausmaßes.
In Houston leben etwa 2,3 Millionen Menschen, in der Metropolregion sind es 6,5 Millionen. Der Internationale Flughafen wurde bis auf Weiteres geschlossen. Auch die Schulen machen mindestens bis zum 5. September dicht. Bis in die Innenstadt Houstons hinein sind Straßen unpassierbar, nach Behördenangaben alle Autobahnen in der Umgebung überschwemmt. Drei Menschen kamen bisher ums Leben.
Gouverneur erwartet Milliardenschäden
"Harvey" hatte Texas am Freitagabend (Ortszeit) als Orkan der zweithöchsten Kategorie erreicht und damit als stärkster Wirbelsturm auf dem US-Festland seit zwölf Jahren. Das Nationale Hurrikan-Zentrum (NHC) stufte ihn zwar später vom Hurrikan zum Tropensturm herunter, dennoch schüttet "Harvey" sintflutartig Regen aus - von der Stadt Corpus Christi im Osten bis Houston im Westen.
Der Nationale Wetterdienst der USA gab am Sonntag die dramatische Warnung heraus: Die Auswirkungen des Sturms seien "beispiellos" und überstiegen "alle Erwartungen". Die Bürger müssten allen Anordnungen der Behörden Folge leisten.
Besserung ist bisher nicht in Sicht: Nach jüngsten Vorhersagen von Meteorologen könnte es noch bis Donnerstag oder sogar Freitag heftig weiterregnen. Gouverneur Abbott erklärte gegenüber dem US-Sender Fox News, die Zustände seien "schlecht und werden schlimmer". Das ganze Ausmaß der Schäden werde sich erst in den kommenden Tagen zeigen, aber wahrscheinlich würden sie "in die Milliarden" gehen.
Trump kommt am Dienstag
Unterdessen gingen auch andernorts Evakuierungen weiter, beispielsweise in Rockport, wo "Harvey" bei seiner Ankunft zahlreiche Häuser den Erdboden gleichgemacht hatte. In der Stadt mit rund 10.000 Einwohnern, die mit schönen Stränden und künstlerischem Flair als eine Perle des Staates gilt, existiert praktisch keine Infrastruktur mehr. Es gibt weder Strom noch fließendes Wasser.
Der Leiter der US-Katastrophenschutzbehörde Fema, Brock Long, sagte dem Sender MSNBC, die Bewältigung dieser Katastrophe werde "Jahre dauern". Er sagte der Region "eine beispiellos lange und frustrierende Phase" des Wiederaufbaus voraus.
Für US-Präsident Donald Trump ist es die erste große Naturkatastrophe seit seinem Amtsantritt. Auf Ersuchen von Abbott hatte er bereits am Freitag für Teile von Südtexas den Notstand ausgerufen. Damit können rascher Bundeshilfen ins Katastrophengebiet fließen. Am Dienstag will er das Flutgebiet nach Angaben des Weißen Hauses besuchen.
Quelle: ntv.de, chr/AFP/dpa