Panorama

Seit Monaten kein RegenIran lässt Wolken gegen Dürre "impfen"

16.11.2025, 15:15 Uhr
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Der Urmia-See, einst größter See Irans, ist komplett verschwunden. (Foto: picture alliance / Middle East Images)

So trocken wie in diesem Jahr war es im Iran lange nicht. Der größte See ist ausgetrocknet, der Präsident bringt sogar die Evakuierung Teherans ins Spiel. Die Regierung versucht, Regen künstlich herbeizuführen - mittels Cloud Seeding, einer umstrittenen Methode, die auch in Deutschland eingesetzt wird.

Der Iran leidet derzeit unter der schlimmsten Dürre seit 50 Jahren - nun sollen Cloud-Seeding-Flüge helfen, also das "Impfen" von Wolken. Ein entsprechender Flug sei am Samstag über dem Urmia-See im Nordwesten des Landes absolviert worden, berichtete die Nachrichtenagentur Irna. Der Urmia ist der größte See Irans, wegen der anhaltenden Dürre ist er aber weitgehend ausgetrocknet und hat sich in eine riesige Salzwüste verwandelt, was auch die Landwirtschaft der umliegenden Regionen massiv belastet.

Beim Cloud Seeding werden gewöhnliches Salz oder eine Mischung aus verschiedenen Salzen von einem Flugzeug aus in Wolken versprüht. Die Salzkristalle fördern die Kondensation und auf diese Weise die Entstehung von Regen. Die Technik wird bereits von Dutzenden Ländern genutzt, darunter die USA, China und Indien. In Deutschland wird Cloud Seeding gelegentlich zur Hagelabwehr eingesetzt. Der Iran hatte im vergangenen Jahr verkündet, seine eigene "Wolkenimpfungs"-Methode entwickelt zu haben.

Die Auswirkungen auf Umwelt und Gesundheit gelten aufgrund der geringen Konzentrationen der verwendeten Substanzen als minimal. Dennoch bestehen weiterhin Bedenken hinsichtlich der möglichen Anreicherung von Impfmitteln in empfindlichen Ökosystemen. Nach den schweren Überschwemmungen in Dubai im April vergangenen Jahres führten einige Experten die für die Region ungewöhnlich intensiven Regenfälle teilweise auf Cloud Seeding zurück. Belegt ist dieser Zusammenhang jedoch nicht.

Der Iran erlebt laut Irna derzeit den "trockensten Herbst seit 50 Jahren". Die Niederschlagsmenge liege laut staatlichem Wetterdienst in diesem Jahr 89 Prozent unter dem langjährigen Durchschnitt. In der Hälfte der iranischen Provinzen hat es seit Monaten keinen Tropfen Regen gegeben. Im gesamten Land herrscht Wasserknappheit.

In der vergangenen Woche hatte der iranische Präsident Massud Peseschkian erklärt, dass die Hauptstadt Teheran evakuiert werden müsse, wenn es bis zum Jahresende nicht regnet. Nach Angaben der lokalen Behörden gab es seit einem Jahrhundert noch nie so wenig Regen in der Hauptstadt wie in den vergangenen Monaten.

Hinter der Wasserkrise im Iran steckt nicht nur die anhaltende Dürre. Fachleute machen auch die Art und Weise verantwortlich, wie Wasser im Land genutzt wird: Etwa 90 Prozent des Wassers fließt in die Landwirtschaft, oft ineffizient bewirtschaftet. Hinzu kommen fehlende Investitionen in die Infrastruktur und politische Entscheidungen, die die Wasserressourcen stark belasten, anstatt auf nachhaltige Nutzung zu setzen. Das Zusammenspiel aus extrem geringen Niederschlägen und langfristigem Missmanagement hat die Lage vielerorts dramatisch verschärft.

Quelle: ntv.de, uzh/AFP

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