"Nationale Katastrophe"Iran setzt auf Gebete gegen dramatische Wasserknappheit

Wegen anhaltender Dürre und ausgebliebener Herbstregenfälle ist im Iran das Trinkwasser knapp. Nun rufen Geistliche zu Regengebeten auf. Kritiker werfen der Regierung Versagen vor.
Angesichts der anhaltenden Wasserkrise im Iran haben geistliche Gruppen zu Regengebeten in Teheran aufgerufen. Laut der Nachrichtenagentur Fars sollen die Gläubigen im Land bei zunächst zwei Veranstaltungen mit "spirituellen Zeremonien" nach dem klassischen Freitagsgebet göttlichen Beistand in der Wasserkrise erbitten.
Die Ankündigung der Regengebete löste in den sozialen Medien Kritik aus. Anstatt auf wissenschaftliche Expertise zu setzen, offenbare die Regierung mit Regengebeten ihre Hilflosigkeit angesichts der Wasserkrise, so die Kritiker. Selbst in den staatlichen Medien ist inzwischen von einer "nationalen Katastrophe" die Rede. Umweltexperten gehen noch weiter und verwenden den Begriff "Endzeit".
Die Wasserknappheit im Iran spitzt sich in der Tat weiterhin dramatisch zu. Die anhaltende Trockenheit und die ausgebliebenen Herbstregenfälle haben zu einer bedrohlichen Situation im Land geführt. Die unterirdischen Grundwasserspeicher des Landes sind infolge übermäßiger Entnahme von völliger Austrocknung bedroht. Da auch die meisten Staudämme ausgetrocknet sind, sieht sich das Land zu drastischen Maßnahmen gezwungen.
Das Energieministerium plant, in Teheran und anderen Regionen abends das Wasser bis zum nächsten Morgen abzustellen. Die Bevölkerung solle Wasserbehälter und Pumpen nutzen, um die Versorgungslücken auszugleichen. In größeren Wohnkomplexen haben Behörden die Bewohner bereits dazu aufgefordert, Wasser in Badewannen und Behältern zu speichern. Präsident Massud Peseschkian hält sogar eine Evakuierung der über 15 Millionen Einwohner zählenden Hauptstadt für denkbar. Diese Option wird jedoch auch in Regierungskreisen als unrealistisch eingestuft.
Kritiker werfen dem islamischen System des Landes vor, in den vergangenen Jahren nationale Einnahmen in regionale Konflikte gesteckt zu haben, anstatt sie in die grundlegenden Bedürfnisse der eigenen Bevölkerung – etwa in alternative Wasserversorgungssysteme – zu investieren. Angesichts der Lage wird zunehmend spekuliert, dass es im Land zu Protesten und sozialen Unruhen kommen könnte.