Panorama

Fehler der Crew? Italien ermittelt nach Jachtunglück wegen Totschlags

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
Warum sank die "Bayesian", hier auf einem Archivbild?

Warum sank die "Bayesian", hier auf einem Archivbild?

(Foto: IMAGO/ZUMA Press)

Die Leichen sind geborgen, doch der oder die Gründe für den Untergang der "Bayeasian" noch unklar. Die italienische Staatsanwaltschaft nimmt Ermittlungen wegen Totschlags auf. Zuvor waren bereits der Kapitän und die Crew verhört worden.

Nach dem Tod des britischen Software-Unternehmers Mike Lynch und sechs weiterer Menschen beim Untergang einer Luxusjacht vor Sizilien ermittelt die italienische Staatsanwaltschaft wegen Totschlags. Die Behörde in der Stadt Termini Imerese kündigte auf einer Pressekonferenz entsprechende Ermittlungen an. Die Untersuchung richte sich derzeit nicht gegen eine einzelne Person.

Nach den Worten von Staatsanwalt Raffaele Cammarano zeigte sich Kapitän James Cutfield bei der Befragung durch die Behörden "äußerst kooperativ". Die "Bayesian" aus dem Meer zu ziehen, könnte den Ermittlern nun helfen, den Unfallhergang zu klären. "Es liegt im Interesse der Eigentümer und Managern des Schiffes, es zu bergen", sagte Behördenleiter Ambrogio Cartosio und fügte hinzu: "Sie haben ihre volle Kooperation zugesichert." Es gebe keine rechtliche Verpflichtung für den Kapitän, die Besatzung und die überlebenden Passagiere, in Italien zu bleiben. Die Behörden erwarteten aber, dass sie bei der Untersuchung kooperierten.

Rettungstaucher bargen am Freitag auch die Leiche der 18-jährigen Hannah, der Tochter Lynchs, aus dem in 50 Meter Tiefe liegenden Wrack. Sie war die letzte von sieben Vermissten, nachdem die ihrer Mutter gehörende Jacht in einem Sturm am Montagmorgen vor dem Hafen von Porticello gekentert war. Am Donnerstag wurde die Leiche ihres Vaters geborgen.

Experten rätseln, weshalb ein Boot wie die 56 Meter lange "Bayeasian" dem Sturm nicht standhielt und innerhalb weniger Minuten unterging. Der Chef des Mutterkonzerns Italia Sea Group des Bootsbauers Perini, Giovanni Costantino, unterstellt der Crew in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters eine "Serie unbeschreiblicher, unvernünftiger Fehler", die zu dem Untergang geführt hätten.

Kapitän und Crew wurden verhört

Die Frage ist unter anderem, ob Luken und Türen offen waren, die angesichts des Sturms hätten geschlossen sein müssen. Die Küstenwache hat Kapitän Cutfield und die acht überlebenden Crew-Mitglieder im Auftrag der Ermittlungsbehörden befragt.

Mike Lynch wollte mit dem Segeltörn im Mittelmeer einen juristischen Erfolg feiern. Der Gründer der britischen Softwarefirma Autonomy war in Kalifornien von deren heutigem Eigentümer Hewlett-Packard verklagt worden, wurde aber im Juni von einer Jury einstimmig freigesprochen. Der Freispruch galt auch für den ehemaligen Autonomy-Finanzmanager Steve Chamberlain. Dieser kam vor wenigen Tagen ebenfalls zu Tode: Er wurde beim Joggen von einem Auto erfasst.

Mit auf dem Boot waren ein Banker von Morgan Stanley, der zu seinen Gunsten ausgesagt hatte, ein Anwalt, der Lynch in dem Prozess vertreten hatte, sowie deren Ehefrauen. Sie alle kamen bei der Havarie um. Auch der Schiffskoch Recaldo Thomas kam ums Leben. An Bord der "Bayesian" waren 22 Menschen, von denen sich 15 retten konnten, darunter Lynchs Frau Angela Bacares, auf die das Schiff zugelassen ist.

Quelle: ntv.de, mli/rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen