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Untergang und Tote vor Sizilien Jachtbauer macht "Bayesian"-Crew schwere Vorwürfe

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Die "Bayesian" (links im Bild) galt eigentlich als unsinkbar.

Die "Bayesian" (links im Bild) galt eigentlich als unsinkbar.

(Foto: dpa)

Die Luxus-Segeljacht "Bayesian" geht bei einem Sturm vor Sizilien unter und alle fragen sich, wie es dazu kommen konnte. Jachtbauer Giovanni Costantino hat eine Theorie, was zu der Katastrophe geführt haben könnte. Der Kapitän des Schiffes kommt dabei nicht gut weg.

Das Rätselraten, wie die Luxusjacht "Bayesian" vor Sizilien so schnell sinken konnte, geht weiter. Kapitän James Cutfield, der den Untergang wie acht Crew-Mitglieder überlebt hat, hat sich dazu bisher nicht geäußert. Fakt ist: Die unter britischer Flagge fahrende, 56 Meter lange Segeljacht war bei einem heftigen Sturm am Montag vor Porticello auf der italienischen Insel Sizilien gekentert. Seither liegt sie in 50 Meter Tiefe auf der Seite am Meeresgrund. 15 Menschen konnten sich retten. Mindestens sechs Personen sind tot, darunter der britische Software-Unternehmer Mike Lynch. Seine 18-jährige Tochter Hannah wird noch vermisst. Möglicherweise wurde sie ins Meer gespült, als das Schiff kenterte.

Doch wie konnte es überhaupt dazu kommen? Die "Bayesian" wurde vom italienischen Luxusjachten-Bauer Perini produziert und erst 2020 überholt. Der Chef des Perini-Eigentümers Italian Sea Group, Giovanni Costantino, sagte, die Jacht sei "eines der sichersten Boote der Welt". Im Gespräch mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ) führte er aus, das Schiff sei "unsinkbar, wenn man durch gravierende Fehler nicht Wasser eintreten lässt oder etwa ein Leck auftritt".

Seine Firma habe Untersuchungen angestellt, sagte Costantino der FAZ. "Wir wissen, dass sich das Schiff um 3.50 Uhr in der Ankerposition befand, als der Wind auffrischte." Kurz danach habe man in den grafischen Karten und den Daten des Automatic Identification Systems (AIS) gesehen, "dass der Anker nicht mehr hielt und das Schiff sich auf einer Strecke von rund 360 Metern um sich selbst drehte und nach vier oder fünf Minuten zu der Position driftete, wo es später sank."

Der 75 Meter hohe Mast habe zuerst noch aufrecht gestanden. Dann seien die Lichter am Mast erloschen, nur das batteriebetriebene Licht an der Spitze sei angeblieben. Daraus schlussfolgert der Unternehmer, dass der Strom ausgefallen sei, "weil die Generatoren und die Schalttafeln Wasser nahmen". Der Mast brach schließlich.

"Besatzung war offensichtlich nicht auf den Sturm vorbereitet"

Die Jacht habe im 90-Grad-Winkel zum Wind gestanden, "was die schlechteste Position ist", so Costantino weiter. Der Wind habe auf den linken Bauch des Bootes gedrückt, weshalb sich dieses immer weiter zur Seite geneigt habe und Wasser einlaufen konnte. "Die Instabilität kam wahrscheinlich von dem Wasser, das sich darin befand. Wäre das Boot trocken gewesen, wäre es rasch wieder ins Gleichgewicht zurückgekehrt."

Als Ursache für das verheerende Kentern wird eine Wasserhose, eine Art Tornado über dem Meer, vermutet. Nach Costantinos Einschätzung hielt diese nur rund zwei Minuten an. "Der ganze Ablauf vom Abdriften bis zum Sinken dauerte wohl 16 Minuten. Nach meiner Analyse sank das Boot um 4.06 Uhr; zu diesem Zeitpunkt verlor es das batteriebetriebene AIS-Signal", sagte er der FAZ.

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Der Vorstandsvorsitzende der Italian Sea Group geht davon aus, dass menschliches Versagen maßgeblichen Anteil an der Katastrophe hatte. "Nach allem, was wir wissen, standen Türen offen. Die Besatzung war offensichtlich nicht auf den Sturm vorbereitet", sagte er der FAZ. Er könne nicht verstehen, warum ein erfahrener Kapitän von dem Unwetter überrascht werden konnte. Schließlich sei dieses vorhergesagt gewesen.

Dieses augenscheinliche Fehlverhalten lasse ihn "geradezu erschauern". Ihm zufolge hätten "vier triviale Operationen" gereicht, um das Unglück zu vermeiden: "alle Öffnungen schließen, alle Passagiere an einer Sammelstelle zusammenführen, Ankerkette hoch, Kiel runter und Bug in den Wind. Am nächsten Tag hätte die Jacht ihre Kreuzfahrt fortsetzen können."

Quelle: ntv.de, fzö/rts

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