Ausbrüche sind Sicherheitsrisiko JVA-Leiter wollen Impfpflicht für Gefängnisse
04.01.2022, 18:26 Uhr
Sowohl im Justizvollzug als auch bei den Häftlingen ist die Impfquote niedrig.
(Foto: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild)
Noch ist unklar, ob in Deutschland eine allgemeine Impfpflicht kommt. Für den Justizvollzug und alle Häftlinge verlangen die Gefängnisleiter allerdings eine Gleichstellung mit Altenpflegern und Krankenhäusern. Das Argument: Die Immunisierungsquote ist niedrig und Ausbrüche gefährden die Sicherheit.
Aus Infektionsschutzgründen und zur Sicherung der Funktionsfähigkeit der Strafjustiz haben Gefängnisleiter eine Impfpflicht für die Insassen und Bediensteten im Justizvollzug gefordert. Angesichts der oftmals "fehlenden Einsicht inhaftierter Menschen in die Notwendigkeit der Einhaltung von Hygiene- und Schutzregeln, aber auch aufgrund der unterdurchschnittlichen Impfquoten unter den Inhaftierten, bieten Gefängnisse gute Voraussetzungen für die Verbreitung von Infektionskrankheiten", warnte die Bundesvereinigung der Anstaltsleiterinnen und Anstaltsleiter im Justizvollzug (BVAJ).
Auch bei den im Justizvollzug arbeitenden Menschen sowie bei Bediensteten von Externen mit Zugang zu den Gefängnissen blieben die Impfquoten "vielerorts hinter dem Erforderlichen zurück". Beschäftigte in Einrichtungen wie Kliniken, Pflegeheimen und Arztpraxen müssen bis Mitte März 2022 Nachweise über vollen Covid-19-Impfschutz oder eine Genesung vorlegen - oder eine Arzt-Bescheinigung, dass sie nicht geimpft werden können. Diese im Dezember beschlossene einrichtungsbezogene Impfpflicht müsse möglichst schnell auf Justizvollzugsanstalten ausgeweitet werden, forderte die Bundesvereinigung nach Beratungen ihres Vorstandes.
Probleme für Funktionsfähigkeit der Strafjustiz
Sie wies darauf hin, dass eine Häufung von Infektionen sowohl unter Inhaftierten als auch unter den Bediensteten geeignet wäre, "die Sicherheit und Ordnung empfindlich zu stören". Fahrlässig oder absichtlich herbeigeführte Infektionen drohten zudem, die Justizvollzugsanstalten zu "destabilisieren", gab die BVAJ zu bedenken. Sie warnte: "In der Untersuchungshaft könnten sich größere Infektionsgeschehnisse auch auf die Funktionsfähigkeit der Strafjustiz auswirken".
Über die einrichtungsbezogene Impfpflicht hinaus will der Bundestag in Kürze darüber beraten, wie eine allgemeine Impfpflicht ausgestaltet werden könnte. In fast allen Fraktionen gibt es unterschiedliche Meinungen zu dem Thema. Üblicherweise stimmen Fraktionen im Parlament geschlossen ab. Allerdings gab es auch in der Vergangenheit Abweichungen von diesem Prinzip, zum Beispiel bei sensiblen Themen wie Sterbehilfe oder Organspenden.
Quelle: ntv.de, mau/dpa