Superspreader auf der Bühne Jodelkonzert machte Schwyz zum Hotspot
16.10.2020, 00:06 Uhr
Bei mehreren Jodlern wurden nach dem Konzert Coronaviren nachgewiesen.
Im Schweizer Kanton Schwyz explodieren die Fallzahlen, das Auswärtige Amt erklärt den Kanton zum Risikogebiet. Offenbar hat sich das Virus bei einem Jodel-Musical ausgebreitet.
In der Schweiz hat offenbar ein Jodel-Musical zu einem massiven Anstieg von Corona-Neuinfektionen geführt. Rund 600 Personen hatten Ende September die beiden Aufführungen in einer Mehrzweckhalle im ländlichen Kanton Schwyz besucht. Das Publikum war aufgerufen, Abstand zu halten; das Tragen einer Schutzmaske war jedoch nicht vorgeschrieben. Der Kanton gehört mittlerweile mit mehr als 1230 Coronavirus-Fällen zu einem der Hotspots in Europa. Übers Wochenende hatten sich die Fallzahlen drastisch erhöht. Zuletzt wurden 119 neue Fälle binnen eines Tages gemeldet. Das Auswärtige Amt hat eine Reisewarnung für den Kanton ausgesprochen.
Das Virus verbreitete sich offenbar von der Bühne aus. "Wir haben neun Tage nach den Aufführungen erfahren, dass sich mehrere Personen der Gruppe angesteckt haben", sagte der Organisator Beat Hegner dem öffentlich-rechtlichen Sender RTS. Allein am Mittwoch wurden 94 Personen positiv getestet, doppelt so viele wie am Vortag. Am Donnerstag waren es dann 119 neue Fälle. "Die Explosion der Fallzahlen in Schwyz ist eine der schlimmsten in ganz Europa", erklärte Chefarzt Reto Nueesch, der die Innere Medizin im Spital Schwyz leitet, in einem bei Youtube veröffentlichten Video.
Das überlastete Kantonskrankenhaus bat bereits die Menschen, einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen und Versammlungen zu vermeiden. "Es gibt eine extrem hohe Rate positiver Tests", sagte Krankenhausdirektorin Franziska Foellmi. 30 bis 40 Prozent der Ergebnisse sollen positiv sein.
Die Kantonsbehörden haben zwar die Maßnahmen im Kampf gegen die Ausbreitung des Virus verstärkt, eine generelle Maskenpflicht in Geschäften und bei Veranstaltungen mit bis zu 50 Teilnehmern besteht aber nach wie vor nicht. Nur dort, wo der Mindestabstand von 1,5 Metern nicht eingehalten werden kann, müssen Besucher ab Freitag eine Maske tragen. Statt strenge Vorschriften zu erlassen, appelliert der Regierungsrat an die Eigenverantwortung der Bevölkerung.
Jodeln gehört zu einer der Traditionen im Schweizer Alpenraum. Seit dem 19. Jahrhundert gilt das Jodeln unter anderem zusammen mit dem Bogenschießen als einer der Bausteine der gemeinsamen Identität zwischen den kulturell unterschiedlichen Regionen der Schweiz. Der uralte Gesangsstil wird außerdem im österreichischen Tirol sowie in Bergregionen Deutschlands praktiziert.
Quelle: ntv.de, ino/AFP