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Zweifel an Familien-MassakerKalifornien rollt Fall Kevin Cooper neu auf

29.05.2021, 13:32 Uhr
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Der heute 63-jährige Cooper und seine Verteidiger werfen der Polizei vor, falsches Beweismaterial platziert zu haben. (Foto: picture alliance/AP Photo)

Der Afroamerikaner Kevin Cooper soll auf der Flucht aus dem Gefängnis eine Familie kaltblütig niedergestochen haben. Da Zweifel an seiner Schuld bestehen, wird seine Hinrichtung 2004 nur wenige Stunden vor Vollstreckung ausgesetzt. Nun will Kaliforniens Gouverneur den Fall neu untersuchen.

Kaliforniens Gouverneur hat eine unabhängige Untersuchung im Fall eines zum Tode verurteilten Afroamerikaners angeordnet, der seit Jahrzehnten seine Unschuld beteuert. Gouverneur Gavin Newsom erklärte, es seien "Fragen zu den Beweisen aufgetaucht", die im Prozess gegen Kevin Cooper vorgelegt worden seien. Eine Anwaltskanzlei solle zusammen mit dem kalifornischen Ausschuss für Haftentlassungen den Fall untersuchen.

Cooper war wegen vierfachen Mordes zum Tode verurteilt worden. Seine Hinrichtung war 2004 wenige Stunden vor Vollstreckung ausgesetzt worden. Zuvor hatten prominente Todesstrafengegner in den USA wie der Bürgerrechtler Jesse Jackson, Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International und der Europarat vergeblich an den damaligen Gouverneur Arnold Schwarzenegger appelliert, Cooper zu begnadigen. Nachfolgende Gouverneure ordneten neue DNA-Tests mithilfe modernerer Technologien an.

Gouverneur Newson ordnete nun eine "vollständige" Überprüfung von Coopers Prozess und den Berufungsverfahren an, der alten Unterlagen und Beweise sowie der jüngsten DNA-Tests, um über das Gnadengesuch des Verurteilten zu entscheiden.

Zeugen sahen weiße blutverschmierte Männer

Cooper war 1985 von einer Jury für schuldig befunden worden, im Juni 1983 ein Ehepaar, dessen zehnjährige Tochter und deren elfjährigen Freund getötet zu haben. Der jüngere Sohn des Ehepaars hatte überlebt.

Der damals wegen Raubes inhaftierte Cooper war kurz zuvor aus dem Gefängnis von Chino Hills östlich von Los Angeles geflohen. Dem Urteil zufolge wollte er das Auto der Familie als Fluchtfahrzeug benutzen. Cooper hatte stets seine Unschuld beteuert. Er musste zugeben, dass die DNA eines Haares am Tatort von ihm stammte, erklärte jedoch, Polizisten hätten das Haar dort platziert, um ihm den Mord anzuhängen.

Mehrere Zeugen hatten damals ausgesagt, drei weiße Männer in blutverschmierter Kleidung gesehen zu haben, die in der Tatnacht mit einem gestohlenen Auto vom Haus der Familie weggefahren seien. Wie der Spiegel bestätigt, wurden die Morde mit einem Messer und einem Beil verübt. Der achtjährige Sohn des Ehepaars überlebte als einziger mit aufgeschlitzter Kehle. Der Junge gab an, drei Latinos hätten die Morde ausgeführt. Stattdessen nahmen die Ermittler aber Cooper fest.

Der heute 63-jährige Cooper und seine Verteidiger werfen der Polizei vor, falsches Beweismaterial platziert zu haben und Hinweise auf andere Verdächtige zerstört oder verändert zu haben.

Bei der Aussetzung von Coopers Hinrichtung wurde ihm das Recht auf Berufung verweigert. Daraufhin warnten fünf Richter in einem schriftlichen Widerspruch, der Bundesstaat Kalifornien stehe kurz davor, "einen unschuldigen Mann hinzurichten".

Quelle: ntv.de, can/AFP

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