Panorama

Schwarzer von Polizei erschossenKanye West spendet 150.000 Dollar

18.11.2018, 10:10 Uhr
imago85351314h
Kanye West (Foto: imago/MediaPunch)

Ein Fall tödlicher Polizeigewalt löst in den USA neue Wellen der Empörung aus: Ein schwarzer Security-Mitarbeiter stellt einen Amokläufer - und wird kurz darauf von einem Beamten erschossen. Rapper West unterstützt die schwangere Ehefrau des Toten.

Mit einer noblen Geste schaltet sich Star-Rapper Kanye West in eine brisante Debatte in der US-Öffentlichkeit ein: Der Ehemann von Kim Kardashian spendete insgesamt 150.000 Dollar (rund 130.000 Euro) für die Familie eines durch Polizeikugeln getöteten Sicherheitsmitarbeiters. Auf der Spenden-Webseite gofundme.com wurden zehn Einzelspenden in Höhe von jeweils 15.000 US-Dollar von West eingezahlt, wie US-Medien berichteten.

Hintergrund ist ein Vorfall vom 11. November. Bei einer Schießerei in Chicago wurde der 26-jährige schwarze Familienvater Jemel Roberson von einem Polizisten fälschlicherweise für einen Attentäter gehalten und daraufhin erschossen. Roberson hatte sich kurz vor dem Ende seiner Schicht am frühen Morgen einem Amokläufer in den Weg gestellt, der in einer Bar um sich geschossen hatte.

Er verfolgte den flüchtenden Schützen und hielt ihn am Boden fest, um auf die alarmierten Beamten zu warten. Die eintreffenden Polizisten eröffneten jedoch sofort und ohne zu Zögern das Feuer: Tödliche Schüsse aus einer Polizei-Waffe trafen den Security-Mitarbeiter. Augenzeugen berichteten später, dass mehrere Umstehende den Polizisten zugerufen hätten, dass Roberson von der Security sei. Dennoch hätte ein Beamter auf den Mann geschossen.

Der Vorfall fachte die Debatte um tödliche Polizeigewalt in den USA neu an: Wie bei zahlreichen früheren Fällen unterstellen Kritiker den mehrheitlich weißen Sicherheitskräften, einen teils offenen, teils unbewussten Rassismus im Umgang mit den afroamerikanischen Bevölkerungsteilen.

Anwalt will Polizistennamen nennen

Roberson hinterlässt eine schwangere Ehefrau und einen neun Monate alten Sohn. Insgesamt wurden mehr als 300.000 Dollar für die Hinterbliebenen gesammelt. Seine Familie hat Klage gegen die Polizei in Chicago eingereicht. Angehörigen zufolge sei Roberson sehr engagiert gewesen und wollte sogar selber Polizist werden. Wie "USA Today" berichtet, drängt der Anwalt von Robersons Ehefrau die Ermittler, den Namen des beschuldigten Polizisten freizugeben. Andernfalls wolle er, Lee Merritt, es tun.

Merritt vertritt auch die Familie des von einer Polizistin getöteten Studenten, Botham Jean. Die Beamtin hatte ihren 26-Jährigen nach eigenen Angaben für einen Einbrecher in ihrer Wohnung gehalten und auf ihn geschossen. Erst danach sei ihr aufgefallen, dass sie sich im Treppenhaus vertan hatte und in der Wohnung ihres Nachbarn stand. Sie wurde im September wegen Totschlag gefeuert.

Fälle von Polizeigewalt gegen Schwarze haben wiederholt für Entsetzen und Aufruhr in der afroamerikanischen Bevölkerung in den USA gesorgt. Im Sommer 2014 kam es nach der Tötung des 18-jährigen Michael Brown in Ferguson im Bundesstaat Missouri sogar zu schweren Unruhen. Der verantwortliche Polizist wurde nicht angeklagt, obwohl Brown unbewaffnet war. Vergangenen Oktober wurde ebenfalls in Chicago ein Polizist vor Gericht schuldig gesprochen, der 16 Mal auf den 17-jährigen Laquan McDonald geschossen hatte.

Quelle: lri/spot/AFP

Mord und TotschlagPolizeiKanye WestChicagoRassismus