Gibt keinen 100-Prozent-Schutz Kekulé: Impfdurchbrüche nicht überraschend
20.10.2021, 08:37 Uhr
Prof. Alexander Kekulé war von Anfang an der Meinung, dass eine einfache Impfdosis beim Vakzin von Johnson & Johnson nicht ausreichen würde, um eine gute Grundimmunisierung zu erreichen.
(Foto: dpa)
Wenn mehr Menschen geimpft sind, steigt auch die Zahl der Geimpften, die sich dennoch infizieren und dann vereinzelt auch schwer erkranken. Alexander Kekulé wundert sich darüber nicht und fordert, den Fokus nun auf die Booster-Impfungen zu legen. Ein Problem sieht er beim Vakzin von Johnson & Johnson.
Alexander Kekulé hat die steigende Zahl an Impfdurchbrüchen als völlig normal bezeichnet. "Ich bin überrascht, dass manche überrascht sind", sagte der Hallenser Virologe ntv.de. Überrascht davon könnten nur diejenigen sein, die an einen 100-prozentigen Impfschutz und an die Herdenimmunität geglaubt hätten, so Kekulé weiter.
Der gestiegene Anteil der geimpften Corona-Patienten auf deutschen Intensivstationen hänge vor allem mit der stark gestiegenen Zahl der Geimpften insgesamt zusammen. Mittlerweile sind in Deutschland 65,8 Prozent der Bevölkerung doppelt gegen das Virus geimpft.
Das Robert-Koch-Institut hatte bereits erklärt: "Dass im Laufe der Zeit mehr Impfdurchbrüche verzeichnet werden, ist erwartbar, da generell immer mehr Menschen geimpft sind und sich Sars-CoV-2 derzeit wieder vermehrt ausbreitet. Dadurch steigt die Wahrscheinlichkeit, als vollständig geimpfte Person mit dem Virus in Kontakt zu kommen."
Wir müssen damit leben lernen
Die Frage, ob man mit rund 120 Covid-19-Patienten, die bereits vollständig geimpft waren und innerhalb von vier Wochen dennoch auf den Intensivstationen landeten, leben kann, ist nach Auffassung von Kekulé falsch gestellt. "Kann, so würde ich es nicht formulieren", so der Virologe. Für einen Arzt gebe es keine akzeptierte Anzahl von Schwerkranken und Toten. Für die Gesellschaft als Ganzes gebe es aber Situationen, in denen man das hinnehmen müsse. "In dem Moment, wo wir durch Covid ähnlich wenige oder viele Tote haben wie bei der Influenza - Sie wissen, pro Jahr sterben bis zu 25.000 Menschen an Influenza -, da können wir nicht mehr sagen: Gegen die Influenza unternehmen wir nichts, aber wegen Corona verhängen wir Lockdowns und geben 1,9 Billionen Euro aus."
Angesichts der unterschiedlichen Wirksamkeit der verschiedenen Impfstoffe bedauerte Kekulé, dass in den Krankenhäusern nicht dokumentiert wird, wie viele der betroffenen Patienten mit welchem Vakzin geimpft wurden. "Nur leider ist das wieder so etwas, was nicht erfasst wird", bemängelte Kekulé.
Johnson & Johnson ein Problem
Gut sei in diesem Zusammenhang jedenfalls, dass nun bei dem Impfstoff von Johnson & Johnson, der bislang nur in einer einzelnen Dosis verabreicht wurde, die Ständige Impfkommission (STIKO) auch eine zweite Impfdosis empfiehlt. "Bisschen spät für die, die einmal geimpft waren und dachten, das reicht."
Dass mit Johnson & Johnson Geimpfte bereits über einen Status als vollständig Geschützte verfügen, sei tatsächlich ein Problem. "Wir wissen, eigentlich brauchen die noch eine zweite Dosis." Man sollte die Menschen dennoch jetzt nicht verrückt machen und fordern, dass sie ihre QR-Codes zurückgeben, bis sie die zweite Impfung haben. "Als Nächstes kommt dann jemand und sagt: Astrazeneca wirkt ja auch nicht so gut, die könnten noch eine dritte Spritze gebrauchen. Und bei über 70-Jährigen empfiehlt die STIKO generell die Booster-Impfung - sind die also sonst nicht 'vollständig geimpft' im Sinne von 3G? Wir müssen das pragmatisch angehen. Also die mit Johnson & Johnson Geimpften überzeugen, sich noch eine zweite Impfung mit einem mRNA-Vakzin abzuholen. Den Geimpften-Status würde ich ihnen aber nicht wegnehmen", so der Direktor des Instituts für Medizinische Mikrobiologie des Universitätsklinikums Halle.
Quelle: ntv.de, tar