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Ratlose Generation Alpha Kinder verstehen in Tiktok-Clip Konzept von Coming-out nicht

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Im Auto lassen sich manchmal die besten Gespräche führen. Den Beweis liefert ein Tiktok-Clip aus Australien, in dem eine Mutter ihren Kindern den Begriff "Coming-out" erklärt und auf Unverständnis und Empörung trifft.

Emmaline Carrol Southwell ist Mutter von drei Kindern und lebt im australischen Melbourne. Die 41-jährige Kinderbuchautorin postet auch regelmäßig auf Tiktok, ein Clip mit einem Gespräch im Auto ging nun viral.

Bei der Fahrt spricht Southwell mit zwei ihrer Kinder, dem achtjährigen Levi und der fünfjährigen Violet darüber, dass nicht alle Kulturen, Religionen oder Familien Homosexualität akzeptieren. "Es gibt also den Begriff 'Coming-out' (und er bezieht sich) auf Menschen, die sich ihren Familien offenbaren müssen, um sie wissen zu lassen: 'Ich bin schwul'", sagt Southwell.

Daraufhin reagieren die Kinder sehr überrascht. Zu hören ist "Was?" und "Warum" und dann die Frage: "Aber warum müssen sie das überhaupt sagen?" Die Mutter reagiert darauf mit der Bemerkung, dass das eine gute Frage sei. Aber viele homosexuelle Menschen hätten immer noch das Gefühl, dass sie genau das ihrer Familie sagen müssten. Southwell erzählt dann, dass Schwule und Lesben manchmal von ihren Familien verstoßen werden.

"Das ist so gemein!"

Diesmal kommt Empörung von der Rückbank des Autos. "Das ist gemein!", "Was zum Teufel!", "Warum passiert das?", sagen die Kinder. Southwell versucht zu erklären, dass das vermutlich unverständlich für Levi und Violet erscheint, aber dass viele Menschen immer noch so denken.

Manche überdächten diese Überzeugungen auch nach dem Coming-out ihrer Kinder, weil sie sie nicht verlieren möchten. "Das ist viel besser", kommt von den Kindern. Sie fragt dann, ob in ihrer Familie jemand ein Coming-out haben müsse. Und alle sind sich einig, das ist völlig unnötig, weil ja jede und jeder lieben könne, wen er oder sie will. Die Mutter bestätigt noch einmal, dass jede offizielle Verkündung unnötig sei.

Der "Today"-Show erzählte sie später, dass sich das Gespräch auf dem Weg zur Schule entsponnen habe und sie anhalten musste, weil es so intensiv wurde. Auslöser sei ein Dokumentarfilm gewesen, den Southwell und ihr Partner gesehen hatten. Darin berichten LGBTQ+-Personen von den Herausforderungen ihrer Coming-outs. "Dann fingen sie an, eine Million Fragen zu stellen, wie sie es eben tun", berichtete Southwell über den Gesprächsverlauf. "Ich hielt an und wir beendeten unser Gespräch, weil sie wirklich verwirrt waren. Ihre Reaktion war so leidenschaftlich, dass ich ein wenig überrascht war, aber ich war auch stolz."

Freudentränen in den Kommentaren

Der Tiktok-Clip wurde bereits millionenfach aufgerufen und tausendfach kommentiert. Jemand berichtete, dass die eigenen Söhne kürzlich die Formulierung 'kämpft wie ein Mädchen' gehört hätten und verwirrt gewesen seien. "'Was bedeutet das überhaupt?', fragten sie. Sie sind revolutionär. Ich liebe sie."

"Woche der Vielfalt" zum Thema "Generationen"
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(Foto: RTL)

In der "Woche der Vielfalt" möchte RTL Deutschland vom 6. bis 12. Mai 2024 Brücken zwischen verschiedenen Altersgruppen schlagen. Die Themenwoche ist Teil der Initiative "Vielfalt verbindet" von RTL Deutschland, die Aufmerksamkeit für Diversity-Themen schafft und für Gemeinschaft, Toleranz und Gleichberechtigung eintritt, weil sie elementar für eine offene Gesellschaft sind.

Andere Nutzer schrieben, dass sie sehr berührt gewesen seien. "Mir kamen die Tränen, als Ihr Sohn mit 'Was soll's?!' antwortete. Es war so heilsam zu hören, wie sie die Homophobie, mit der ich aufgewachsen bin, verstanden und sofort zurückgewiesen haben." "Ich weine hier vor Freude, dass 'Coming-Out' erklärt werden muss", schrieb jemand. "Das hat mich für die Welt begeistert, die sie mitgestalten werden." Etwas wehmütig kommentierte eine Person: "Ich wünschte, ich könnte mit diesem Video in die 90er-Jahre zurückkehren, um mit ein paar Freunden zu teilen, wie die Zukunft aussehen wird."

Southwell sagte, dass sie über die Leichtigkeit, mit der ihre Kinder mit ihr über Sexualität sprachen, nicht überrascht war. "Wir haben im Laufe ihres Lebens viele Gespräche über Sexualität und Geschlechtsidentität geführt und darüber, was ich als altersgerechte Gespräche und Sprache betrachte", sagt sie. "Ich möchte, dass meine Kinder immer das Gefühl haben, dass sie sicher sind und die Freiheit haben, so zu sein, wie sie sind, und zu lieben, wen auch immer sie lieben wollen."

Quelle: ntv.de, sba

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