Panorama

Vermehrte Atemwegserkrankungen Krankheitswelle verursacht große Personalausfälle in Kliniken

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
Wegen Personalmangel müssten einige Krankenhäuser Betten und Stationen schließen, befürchtet DKG-Chef Gaß.

Wegen Personalmangel müssten einige Krankenhäuser Betten und Stationen schließen, befürchtet DKG-Chef Gaß.

(Foto: Lukas Barth/dpa/Symbolbild)

Krankenkassen prognostizieren einen neuen Höchststand an Atemwegserkrankungen. Kliniken sehen mehr schwere Verläufe und appellieren an die Menschen, sich impfen zu lassen. Aber das Hauptproblem sind laut der Deutschen Krankenhausgesellschaft die Auswirkungen auf das Personal.

Wegen der Infektionswellen spitzt sich die Lage an den Krankenhäusern in Deutschland zu: "Die Kliniken erleben einen spürbaren Anstieg an Patienten mit Atemwegserkrankungen, darunter sind auch zunehmend Patienten mit Corona", sagte der Chef der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Gerald Gaß, der "Rheinischen Post". Dies sei zwar beherrschbar - problematischer seien aber die Ausfälle unter der Mitarbeiterschaft aufgrund von Corona-Infektionen und anderen Erkrankungen.

"Einige Häuser schließen bereits wieder Betten oder Stationen, weil sie nicht mehr genug Personal haben", sagte Gaß. In normalen Zeiten fehlten acht Prozent der Belegschaft, inzwischen sind es zehn bis zwölf Prozent. "Das stellt die Kliniken vor große Herausforderungen." In der Vergangenheit hätten Kliniken solche saisonalen Engpässe oft durch Leiharbeit ausgeglichen. "Doch diese Aushilfskräfte sind sehr teuer", klagte der Verbandschef. "Dafür haben viele Häuser nun kein Geld mehr."

Im Jahr 2024 müssten die Krankenhäuser eine Erhöhung der Personalkosten von 10 Prozent stemmen, auch die Energiekosten blieben höher als vor dem Beginn des Krieges in der Ukraine. Sogar beim Weihnachtsgeld für das Personal werde es eng: "Schon jetzt konnten viele Kliniken nur noch mit Mühe das Weihnachtsgeld aufbringen, das im November fällig war. Nur 40 Prozent konnten es aus laufenden Einnahmen zahlen, 60 Prozent der Kliniken mussten dafür Kredite aufnehmen oder ihren Träger um Hilfe bitten. Das zeigt den Ernst der Lage", sagte Gaß. Die Krankenhäuser fordern fünf Milliarden Euro Soforthilfe für die gestiegenen Personal- und Sachkosten.

Gaß fürchtet ein bundesweites Kliniksterben. "Bislang haben in diesem Jahr 33 Klinikstandorte Insolvenz angemeldet. Wir erwarten, dass die Zahl bis Jahresende noch weiter steigen wird", sagte Gaß. "Im nächsten Jahr wird es leider nicht besser werden, im Gegenteil: Wir fürchten, dass dann weitere 60 bis 80 Häuser in die Insolvenz gehen. Vielen Kliniken steht das Wasser bis zum Hals."

Krankenhäuser rufen zu Corona- und Grippeimpfungen auf

Mehr zum Thema

Angesichts der zunehmenden Zahl von Atemwegserkrankungen appellierte die DKG an die Bevölkerung, sich gegen die Grippe und das Coronavirus impfen zu lassen. Die derzeitige Krankheitswelle habe nicht nur Auswirkungen auf die ambulante Versorgung, sondern auch auf die Krankenhäuser, sagte Gaß dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).

Der Herbst und der Winter seien bereits vor der Pandemie aufgrund "der hohen Krankheitslast der Atemwegserkrankungen" eine Herausforderung gewesen, sagte Gaß weiter. "Mit dem Corona-Virus ist nun aber seit 2020 ein weiterer Erreger hinzugekommen." Deshalb sei es so wichtig, sich gemäß den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (Stiko) gegen Corona, aber vor allem auch gegen Influenza impfen zu lassen, fügte Gaß hinzu.

Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt bisher eine jährliche Covid-19-Auffrischimpfung für Menschen mit einem erhöhten Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf. Dazu zählt sie Menschen ab 60 Jahren, Personen mit Grunderkrankungen, Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeeinrichtungen sowie medizinisches und pflegerisches Personal, die ein erhöhtes Infektionsrisiko haben.

Diesen Gruppen empfiehlt die Stiko auch die jährliche Grippeschutzimpfung. Covid-19- und Influenza-Impfung sind laut Bundesgesundheitsministerium zum gleichen Impftermin möglich und beeinträchtigen sich nicht gegenseitig.

Quelle: ntv.de, gut/AFP

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen