Panorama

Debatte um Umgang mit Schülern Länder lockern Corona-Regeln weiter

In Bayern und im Saarland etwa dürfen Diskobesucher wieder ohne Maske und Abstand feiern.

In Bayern und im Saarland etwa dürfen Diskobesucher wieder ohne Maske und Abstand feiern.

(Foto: picture alliance/dpa)

Für Geimpfte, Genesene und Getestete fallen zum Wochenende in mehreren Ländern weitere Corona-Beschränkungen. RKU und Bundesregierung warnen indes davor, zu sorglos zu werden.

In weiteren Bundesländern treten zum Wochenende Corona-Lockerungen in Kraft. Tanzen in Clubs ohne Abstand und Maske ist in Bayern oder dem Saarland wieder möglich, für Menschen die geimpft, genesen oder negativ getestet sind. Im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen dürfen wieder mehr Zuschauer zu Konzerten oder ins Fußballstadion. Hintergrund sind neue Corona-Verordnungen in den Ländern. Parallel dazu werden auch Maskenregeln an Schulen gelockert. Das stößt auf Zustimmung aber auch auf Kritik.

Der Deutsche Lehrerverband zeigte sich skeptisch. Präsident Heinz-Peter Meidinger nannte den Schritt "zu früh". Der Verzicht auf Masken, Tests und die "zu starke Reduzierung" von Quarantänemaßnahmen erhöhe die Gefahr, dass die Schule zur Black Box werde, was eine Kontrolle von Infektionen nicht mehr zulasse, sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Die Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, Maike Finnern, sagte dem RND, eine Maskenpflicht bleibe als "Teil des Maßnahmenbündels abhängig vom Infektionsgeschehen sinnvoll".

Verband: Maskenverzicht bei Jüngsten sinnvoll

In Bayern beispielsweise soll die Maskenpflicht ab nächster Woche im Unterricht wegfallen. Auch in Baden-Württemberg und Sachsen wird ein solcher Schritt erwogen. Im Saarland muss seit Freitag generell keine Maske mehr in der Schule getragen werden. An Berliner Schulen wird sie bis zur sechsten Klasse aufgehoben. In Brandenburg ist das bereits der Fall.

Für die Jüngsten ist das aus Sicht von Edgar Bohn, dem Vorsitzenden des Grundschulverbandes aus pädagogischer Sicht sinnvoll. "Das Kennenlernen unserer Erstklässler mit Maske ist schwierig. Wenn Kinder nur die Augen sehen, fehlen viele Ausdrucksmöglichkeiten", sagte der ehemalige Grundschulleiter. Es gehe auch um den Erwerb der wichtigen sozialpsychologischen Fähigkeit, aus der Mimik von Mitschülern Rückschlüsse zu ziehen, wie es diesen gehe, sagte Bohn.

Zudem gestalte sich der Erwerb der Schriftsprache mit Maske schwierig, "weil man dort auf Mund- und Zungenstellung achten muss und darauf, wie der Laut gebildet wird, der dann auch in einem Wort beim Lesen erkannt werden muss". Bohn betonte aber auch, dass weiterhin die Infektionslage zum Beispiel durch Tests beobachtet werden müsse.

Lauterbach: "Wir unterschätzen diese Zahl"

SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach warnte vor einer Corona-Welle im Herbst und Winter. "Immer noch sind 30 Prozent der Unter-60-Jährigen nicht geimpft. Wir unterschätzen diese enorme Zahl. Sie ist zu hoch, um einen Anstieg der Infektionszahlen zu verhindern", sagte er dem "Kölner Stadt-Anzeiger". Auch das Robert Koch-Institut (RKI) erwartet nach einem Rückgang der Zahlen in den vergangenen Wochen für Herbst und Winter wieder einen Anstieg, wie es in seinem Wochenbericht schreibt.

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Regierungssprecher Steffen Seibert sagte, man sei in einer etwas besseren Situation als vor einigen Wochen, "aber wir haben keine Gewissheit, dass es so gut weitergeht und müssen deswegen natürlich vorsichtig bleiben".

Das Coronavirus geht nach den RKI-Daten besonders stark bei Kindern ab dem Vorschulalter und Jugendlichen bis 19 Jahren um. Gegen Covid-19 geimpft werden kann bisher ab einem Alter von 12 Jahren. Unter den Kindern und Jugendlichen von 12 bis 17 Jahren sind laut RKI inzwischen 34,6 Prozent vollständig geimpft. In Deutschland insgesamt sind es nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums 64,6 Prozent der Bevölkerung. Die Frage der Gefährdung von Kindern und Jugendlichen durch Covid-19 wird kontrovers diskutiert.

Quelle: ntv.de, jwu/dpa

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