Panorama

Gewalt in der Schule Lehrer werden häufiger angegriffen

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Viele Kultusministerien halten körperliche Gewalt von Schülern gegen Lehrer für Einzelfälle. Eine neue Studie zeichnet ein anderes Bild: Demnach wird durch fehlende Statistiken ein wachsendes Problem unsichtbar gemacht.

Gewalttätige Übergriffe gegen Lehrer sind in Deutschland keine Einzelfälle mehr. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), die in Berlin vorgestellt wurde. Demnach sind an etwa jeder dritten Grundschule in Deutschland in den vergangenen fünf Jahren Lehrkräfte körperlich angegriffen worden. Über alle Schulformen hinweg berichtete rund jede vierte Schulleitung von Fällen körperlicher Gewalt gegen Lehrkräfte.

Fast die Hälfte der Schulleitungen (48 Prozent) gab zudem an, dass es an ihrer Schule in den vergangenen fünf Jahren Fälle von "psychischer Gewalt" gab - also Fälle, bei denen Lehrkräfte direkt beschimpft, bedroht, beleidigt, gemobbt oder belästigt wurden. Fälle von Mobbing, Diffamierung und Belästigung über das Internet gab es der Studie zufolge an jeder fünften Schule. Die Ergebnisse stammen aus einer Lehrkräftebefragung im November 2016 und einer aktuellen Forsa-Befragung von 1.200 Schulleitungen allgemeinbildender Schulen.

Der Bundesvorsitzende des VBE, Udo Beckmann, nannte die Ergebnisse bei der Vorstellung ebenso "eindeutig, wie erschütternd". Beckmann forderte die Einführung öffentlicher Statistiken zu dem Thema, um das Ausmaß genauer zu verstehen und mit entsprechenden Maßnahmen gegensteuern zu können. Auf die Anfrage seines Verbandes hin hätten die Kulturministerien mehrerer Bundesländer mitgeteilt, man habe keine Zahlen, gehe aber davon aus, dass es sich um Einzelfälle handele.

Das Tabu bröckelt

Als ersten Erfolg wertete Beckmann, dass gegenüber der letzten Befragung (57 Prozent) weniger befragte Lehrerinnen und Lehrer der Meinung waren (39 Prozent), dass "Gewalt gegen Lehrkräfte" ein Tabu-Thema sei. "Ein offener Umgang mit diesem Thema ist vor allem für die Betroffenen immens wichtig", so Beckmann.

Dies sei umso wichtiger, weil viele Schülerinnen und Schüler nach den Vorfällen häufig uneinsichtig und auch zahlreiche Eltern nicht kooperativ seien. Hinzu komme, dass der bürokratische Aufwand, Angriffe zu melden, sehr hoch sei. Dies zeige sich auch in dem Ergebnis, dass elf Prozent der Schulleitungen der Meinung sind, dass die Meldung von Vorfällen überhaupt nicht gewünscht sei.

Der VBE forderte deshalb, dass Lehrkraft und Schulleitung die volle Unterstützung des Dienstherren erhalten müssen. Dazu zähle die Meldung, aber auch das Anbieten von Hilfe. Außerdem müssten Lehrkräfte durch multiprofessionelle Teams mit Schulpsychologen, Schulsozialarbeitern und weiteren Fachkräften sowie durch entsprechende Fortbildungsangebote unterstützt werden.

Quelle: ntv.de, sba

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