Besucher und Polizei attackiert "Massive Ausschreitungen" bei Eritrea-Treffen
16.09.2023, 19:49 Uhr Artikel anhören
Erneut kommt es bei einer Veranstaltung, die im Zusammenhang mit dem afrikanischen Land Eritrea steht, zu Ausschreitungen. Es ist nicht das erste Mal in diesem Jahr - und dennoch zeigt sich die Polizei überrascht. Das Ganze ist dabei kein rein deutsches Phänomen.
Nach heftigen Ausschreitungen im Umfeld eines Eritrea-Treffens in Stuttgart hat sich die Lage am Samstagabend offenbar wieder etwas beruhigt. Die Lage sei weitgehend stabil, sagte ein Polizeisprecher. Es gebe aber immer noch einzelne Scharmützel, kleinere Gruppen griffen die Beamten an. "Dass es zu Störungen bei so einer Veranstaltung kommt, war uns bewusst, allerdings war die Massivität der Ausschreitungen nicht vorhersehbar", sagte der Sprecher.
Rund 200 Menschen versammelten sich nach Polizeiangaben am Nachmittag zu einer Veranstaltung des Verbands eritreischer Vereine in Stuttgart und Umgebung. Die Vereine sympathisierten mit der Regierung in Eritrea, so der Sprecher. Zur Mittagszeit hätten sich dann mehrere Kleingruppen von Oppositionellen am Bahnhof Bad Cannstatt und am Stuttgarter Hauptbahnhof versammelt. Sie seien am Stuttgarter Römerkastell auf die Beamten losgegangen, hätten sie mit Flaschen und Steinen beworfen. Auch mit Holzlatten hätten sie Teilnehmer des Treffens und Polizisten attackiert. 24 Beamte seien verletzt worden. Vier Personen wurden festgenommen. Die Polizei kesselte am Abend 170 Menschen ein. Sie würden des schweren Landfriedensbruchs beschuldigt, sagte der Sprecher.
Es waren nicht die ersten Ausschreitungen bei einer vergleichbaren Veranstaltung in letzter Zeit. Bei einem Eritrea-Festival in Gießen, das bundesweit Aufmerksamkeit erlangte, wurden im Juli 26 Polizisten verletzt, sieben davon schwer. Dazu gab es 131 Festnahmen und 125 Strafverfahren. Zuvor soll es in sozialen Medien Aufrufe gegeben haben, die Veranstaltung gewaltsam zu verhindern. Diese hätten sich gegen die Besucher der Veranstaltung sowie gegen die Polizei gerichtet. Bereits ein Jahr zuvor hatte es gewaltsame Proteste mit verletzten Besuchern und Polizisten bei einer Vorgänger-Veranstaltung gegeben.
Kein rein deutsches Phänomen
Auch bei einer Straßenschlacht in Tel Aviv waren nach Medienberichten zuletzt mehr als 150 Menschen verletzt worden, etwa ein Drittel davon Polizisten. Auslöser der Unruhen war ebenfalls ein Eritrea-Festival, das in der Botschaft des ostafrikanischen Landes in Tel Aviv stattfinden sollte. Kritiker sahen die Veranstaltung als Propaganda an.
Beim schwedischen Eritrea-Festival in Stockholm landeten diesen Sommer 14 Menschen im Krankenhaus. Unterstützer und Gegner der Diktatur in dem ostafrikanischen Staat sollen aufeinander losgegangen sein.
Seit 1993 regiert Präsident Isaias Afewerki Eritrea in einer Ein-Parteien-Diktatur, Meinungs- und Pressefreiheit sind stark eingeschränkt. Zudem herrscht ein strenges Wehrdienst- und Zwangsarbeitssystem, vor dem viele Eritreer ins Ausland fliehen.
Quelle: ntv.de, rog/dpa