Erhöhtes Infektionsrisiko Mediziner empfiehlt zweiten Booster vor Oktoberfest
30.07.2022, 09:47 Uhr
Ein Fest auch für Viren: Dicht an dicht auf der Wiesn in München steigt das Infektionsrisiko.
(Foto: picture alliance/dpa)
Schon früher gab es sie: die sogenannte Wiesn-Grippe. Zur Zeit des Oktoberfestes und danach registrierten Ärzte vermehrt grippale Infekte. Erst recht in Pandemiezeiten rechnen Mediziner mit einem erhöhten Infektionsrisiko. Ein Münchner Infektiologe weiß aber Abhilfe.
Der Münchner Infektiologe Christoph Spinner sieht trotz steigender Corona-Zahlen keinen Grund, auf Volksfeste und speziell das Oktoberfest zu verzichten. "Ich wüsste nicht, warum die Wiesn nicht stattfinden sollte", sagte Spinner sieben Wochen vor dem geplanten Wiesn-Beginn. Er riet aber vor einem Volksfestbesuch zum zweiten Booster. Das Infektionsrisiko sei auf dem Volksfest erhöht.
"Natürlich weisen aktuelle Beobachtungen auf ein erhöhtes Risiko einer SARS-CoV-2-Infektion im Kontext von Volksfestveranstaltungen, wie es auch bei der Wiesn zu erwarten wäre", sagte Spinner, der Pandemie-Beauftragte des Klinikums rechts der Isar der Technischen Universität München. "Die Optimierung des Impfschutzes, beispielsweise durch einen zweiten Booster zwei bis vier Wochen vor der Wiesn, kann das Infektionsrisiko noch einmal merklich senken."
Nicht zuletzt grassierte auch früher - bedingt durch die großen Menschenansammlungen und die Enge in den Bierzelten - die sogenannte Wiesn-Grippe: Ärzte registrierten zur Volksfestzeit und danach im Raum München erhöhte Zahlen von grippalen Infekten.
Im April hatte Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter entschieden, dass das Oktoberfest dieses Jahr vom 17. September bis 3. Oktober wieder stattfinden soll. 2021 und 2020 war war das größte Volksfest der Welt mit seinen rund sechs Millionen Besuchern zwei Mal hintereinander wegen der Pandemie abgesagt worden.
Sieben-Tage-Inzidenz bei 578,1
Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz des Robert-Koch-Instituts liegt inzwischen bei 578,1. Am Vortag hatte der Wert der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner und Woche bei 607,0 gelegen (Vorwoche: 709,7; Vormonat: 668,6). Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem Institut zuletzt 66.003 Corona-Neuinfektionen (Vorwoche: 92.009) und 117 Todesfälle (Vorwoche: 116) innerhalb eines Tages.
Allerdings liefern diese Angaben nur ein sehr unvollständiges Bild der Infektionszahlen. Experten gehen seit einiger Zeit von einer hohen Zahl nicht vom RKI erfasster Fälle aus - vor allem, weil bei weitem nicht alle Infizierte einen PCR-Test machen lassen. Nur positive PCR-Tests zählen in der Statistik. Zudem können Nachmeldungen oder Übermittlungsprobleme zu einer Verzerrung einzelner Tageswerte führen.
Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 30.853.312 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden.
Quelle: ntv.de, ghö/dpa