Oktoberfest

Das Oktoberfest ist vorbei, in Bayern steigen die Fallzahlen steil an, in den Krankenhäusern werden die Betten knapp. Gesundheitsminister Lauterbach spricht von einer "selbstgemachten Katastrophe". Das Infektionsgeschehen flammt jedoch nicht nur in München auf. Von Martin Morcinek

Eine Woche nach dem Start des Münchner Oktoberfests steigt die Zahl der Corona-Infektionen. Ein wenig zeitverzögert schlägt sich dies auch in den Krankenhauszahlen nieder. Der Anstieg bei eingelieferten Patienten auf Normal- und Intensivstationen ist beträchtlich.

Bundesgesundheitsminister Lauterbach schaut vergleichsweise gelassen auf die anschwellende Corona-Welle. Im "ntv Frühstart" erklärt er zudem den Precht-Tweet, in dem er schreibt: "Wir sind im Krieg mit Putin und nicht seine Psychotherapeuten".

• Video Lauterbach im "ntv Frühstart"

Die Festleitung spricht vom schlechtesten Wiesn-Wetter seit 20 Jahren. Nach der coronabedingten Pause fällt die Bilanz des Oktoberfestes daher eher dürftig aus. Weniger Gäste bedeutete auch weniger Bierkonsum. Den Corona-Zahlen und den verübten Delikten tat das keinen Abbruch.

Seit Beginn des Oktoberfests sind die Corona-Zahlen und Krankenhauseinweisungen in Bayern stark gestiegen. Bundesgesundheitsminister Lauterbach warnt vor ähnlichen Szenarien in anderen Bundesländern. Und fordert schnelle Maßnahmen.

Am vergangenen Samstagabend spielt Ed Sheeran ein Konzert in Frankfurt am Main und besucht im Zuge dessen auch das dortige Oktoberfest. Nun versteigert der Veranstalter den Krug, aus dem der Sänger sein Bier trank. Das Geld soll für einen guten Zweck sein.

Millionen Menschen feiern gemeinsam auf Münchens Oktoberfest, zu Tausenden sitzen sie dicht gedrängt in Bierzelten. Das führt offenbar auch zu mehr Corona-Infektionen. Die Inzidenz geht um 77 Prozent nach oben und steigt damit deutlich schneller als im gesamten Bundesgebiet.

Das Oktoberfest in München blickt zufrieden auf die erste Hälfte. Nach zwei Jahren Pandemie-Pause strömten bislang mehr als drei Millionen Menschen auf das Festgelände. Vom Vor-Corona-Niveau ist das Volksfest allerdings noch ein ganzes Stück entfernt. Nicht alle sind darüber unglücklich.

Passend in Lederhose und Filzhut gekleidet überrascht Ed Sheeran die Besucher des Frankfurter Oktoberfests auf besondere Art. Nach seinem Konzert im Deutsche Bank Park, ist dem britischen Superstar offenbar nicht nur nach Bier und Brez'n.

Wer an das Oktoberfest denkt, hat Bier, Dirndl und volle Fleischplatten vor Augen. Ganze Ochsen, Hunderttausende Hendl und lange Würste gehören einfach dazu. Umso überraschender ist es, dass man inzwischen auch als Veganer auf der Wiesn willkommen ist.

Epidemiologen beobachten sehr genau die Auswirkung des Münchner Oktoberfests auf das Pandemiegeschehen. Mit laufenden Untersuchungen des Abwassers der Wiesn wollen sie feststellen, ob es größere Ausbrüche gibt. Bislang ist dies nicht der Fall, doch für ein abschließendes Urteil ist es zu früh.

Die Münchner Wiesn läuft, in den Bierzelten auf dem Oktoberfest wird ausgelassen gefeiert - ohne Abstand, Masken und Corona-Sorgen. Ist die Pandemie in Bayern schon vorbei? Das weltgrößte Volksfest mutiert zum riesigen Corona-Feldversuch. Von Martin Morcinek