Dritter Fall mit neuer Methode Mörder in Alabama mit Stickstoff hingerichtet
22.11.2024, 03:29 Uhr Artikel anhören
Hinrichtungszimmer im Holman-Gefängnis in Alabama.
(Foto: AP)
Hinrichtungen mit Stickstoffgas sind umstritten, weil sie zu langen Erstickungsqualen führen. Trotzdem machte der Oberste Gerichtshof in den USA den Weg für eine dritte Exekution frei. Der Häftling hat vor 30 Jahren in Alabama eine Anhalterin getötet.
Im US-Bundesstaat Alabama ist ein Mann hingerichtet worden, der 1994 eine Anhalterin getötet hatte. Die Hinrichtung war die dritte, bei der eine neue Methode mit Stickstoffgas benutzt wurde. Der 50 Jahre alte Carey Dale Grayson wurde am Abend um 6.33 Uhr Ortszeit im Holman-Gefängnis für tot erklärt, wie die Behörden mitteilten.
In den Vereinigten Staaten wurde 1982 die Giftspritze eingeführt, sie ist die am häufigsten angewandte Methode der Todesstrafe. Alabama hat zu Beginn dieses Jahres damit begonnen, Hinrichtungen mit Stickstoffgas zu vollziehen. Bei dieser Methode wird eine Gasmaske über das Gesicht gestülpt, um die Atemluft durch reines Stickstoffgas zu ersetzen, was zum Tod durch Sauerstoffmangel führt.
Die Hinrichtung wurde vollstreckt nur wenige Stunden nachdem der Oberste Gerichtshof der USA Graysons Antrag auf einen Aufschub abgelehnt hatte. Seine Anwälte hatten dafür plädiert, dass die Methode einer genaueren Prüfung bedürfe, bevor sie erneut angewendet werden dürfe. Sie argumentierten, dass die Person ein "bewusstes Ersticken" erfahre und dass die ersten beiden in Alabama ausgeführten Stickstoff-Hinrichtungen nicht wie vom Staat versprochen zu schneller Bewusstlosigkeit und dem Tod geführt hatten. Kritiker prangerten an, dass die zum Tode Verurteilten mehrere Minuten lang zitterten. "Die Normalisierung des Erstickens durch Gas als Hinrichtungsmethode ist zutiefst beunruhigend", sagte Abraham Bonowitz, Geschäftsführer von Death Penalty Action, einer Gruppe, die sich für die Abschaffung der Todesstrafe einsetzt. Alabama behauptet, die Methode sei verfassungsgemäß.
Todeskampf dauerte mehrere Minuten
Auch Grayson schien bei seiner Hinrichtung mehrere Minuten lang zu zittern und sich auf einer Bahre zu winden, bevor der Tod eintrat. Zuvor hatte er seine beiden Mittelfinger gehoben und den Gefängnisdirektor beschimpft. Als dieser ihn um seine letzten Worte bat, antwortete Grayson mit Obszönitäten.
In einer Erklärung direkt nach der Hinrichtung sagte die Gouverneurin von Alabama, Kay Ivey, sie hoffe, dass die Angehörigen der Getöteten nun einen Abschluss finden könnten. Graysons Verbrechen seien "abscheulich" und "ohne die geringste Rücksicht auf menschliches Leben" gewesen. Eine Hinrichtung durch Stickstoff sei ihrer Ansicht nach kein Vergleich zu dem Tod, den die Frau erfahren habe.
Der hingerichtete Grayson war einer von vier damals Jugendlichen, die für den Mord an einer 37-Jährigen verurteilt wurden, die 1994 als Anhalterin in Alabama unterwegs war. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft boten die Jugendlichen ihr eine Mitfahrgelegenheit an und brachten sie in ein Waldgebiet, wo sie die Frau angriffen. Sie stürzten sie von einer Klippe und kehrten später zurück, um die Leiche zu verstümmeln. Die Ermittler sagten, die Jugendlichen seien als Verdächtige identifiziert worden, nachdem einer von ihnen einem Freund einen abgetrennten Finger gezeigt und mit der Tat geprahlt hatte. Grayson war der einzige der vier Jugendlichen, dem die Todesstrafe drohte, da die anderen zum Zeitpunkt des Verbrechens unter 18 Jahre alt waren.
Quelle: ntv.de, mau/AP