Brüsseler Anschläge 2016Opfer-Mutter will sich Prozess nicht zumuten

Im März 2016 sterben bei Terroranschlägen in Brüssel 32 Menschen, Hunderte weitere werden verletzt. Die Mutter des einzigen deutschen Todesopfers möchte nun nicht an dem seit November laufenden Prozess teilnehmen. Die Erinnerungen wären "zu schmerzhaft".
Die Mutter des einzigen deutschen Todesopfers der Brüsseler Anschläge von 2016 wird nicht an dem laufenden Gerichtsprozess in der belgischen Hauptstadt teilnehmen. "Ich komme nicht zum Prozess, weil es für mich zu schmerzhaft ist und alles wieder hochkommt", sagte Miriana S. der Nachrichtenagentur AFP in einem schriftlich geführten Interview. "Außerdem könnte ich nicht im selben Raum mit den Terroristen sein, oder sie in der Nähe wissen", fügte die 65-Jährige hinzu.
Am 22. März 2016 hatten sich bei den islamistischen Anschlägen in Brüssel mehrere Täter am Flughafen und in einer U-Bahn-Station in die Luft gesprengt. Unter den 32 Todesopfern war auch Jennifer S., die Tochter von Miriana S. Die 29-Jährige aus Aachen hatte vom Brüsseler Flughafen aus mit ihrem Ehemann in den Urlaub fliegen wollen. Ihr Ehemann überlebte und war einer von 340 Verletzten. Seit dieser Woche kommen die überlebenden Opfer der Anschläge in dem seit November laufenden Prozess erstmals zu Wort. Später sollen auch Angehörige als Nebenkläger auftreten.
Miriana S. fordert "harte Strafe" für Attentäter
Miriana S. wünscht sich, dass die Richter den mutmaßlichen Tätern eine "harte Strafe" auferlegen, "also lebenslänglich". Eine eventuelle Entschuldigung der mutmaßlichen Täter wäre für S."nur wenig Trost, das bringt mir meine Jennifer nicht wieder". In dem Verfahren drohen neun Angeklagten lebenslange Haftstrafen wegen "Mordes und versuchten terroristischen Mordes". Zu ihnen zählt auch der Islamist Salah Abdeslam. Er war bereits in Frankreich wegen Verwicklung in die Pariser Anschläge vom November 2015 mit 130 Todesopfern zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Miriana S. betont, es sei für sie "wichtig, endlich abzuschließen, damit ich zur Ruhe kommen kann. Und das geht nur, wenn die Verhandlungen vorbei sind." Der Prozess soll laut Gericht bis Ende Juni oder Anfang Juli andauern.
Während der Verhandlungen kritisierten einige der Angeklagten sowie deren Anwälte Nackt-Durchsuchungen durch die Polizei, denen sich die Angeklagten vor der Überstellung ins Gericht zu den Prozesstagen unterziehen müssen. Dies sorgte für Verzögerungen, die Vernehmungen der Angeklagten sind nun für April angesetzt. Abdeslam drohte, nicht vor Gericht zu erscheinen, wenn die Nackt-Durchsuchungen fortgeführt würden.
"Für mich haben solche Menschen überhaupt keine Forderungen zu stellen", unterstrich S. Der Brüsseler Opferverein Life 4 Brussels bemängelte vor Kurzem, dass wegen dieser Beschwerden der mutmaßlichen Täter und der Verzögerungen einige Opfer und Angehörige im Prozess nicht mehr aussagen wollen.