Panorama

Karfreitagsliturgie im Vatikan Papst beklagt generelle Abkehr vom Frieden

Immer leiden die Schwächsten unter den Kriegen, sagt Papst Franziskus.

Immer leiden die Schwächsten unter den Kriegen, sagt Papst Franziskus.

(Foto: dpa)

Am Karfreitag gedenken Christen weltweit des Todes Jesu Christi am Kreuz. Papst Franziskus nimmt den Feiertag zum Anlass, an das Leid von Kriegsopfern und Geflüchteten zu erinnern. Er wirbt für Worte statt Waffen.

Papst Franziskus hat die Karfreitagsliturgie "Leiden des Herrn" im Petersdom zelebriert. Der Feier im Gedenken an den Tod Jesu Christi am Kreuz stand das Oberhaupt der katholischen Kirche zwar vor - die Predigt aber hielt Kardinal Raniero Cantalamessa, der offizielle Prediger des päpstlichen Hauses. Franziskus verfolgte die Feier großteils im Sitzen; der 85-Jährige leidet seit Längerem an Knieproblemen.

Er verzichtete auch darauf, sich wie gewohnt zu Beginn bei der Karfreitagsliturgie vor dem Altar hinzulegen und zu beten. Stattdessen blieb der Argentinier für einen Augenblick stehen. Am Abend stand am Kolosseum in Rom dann der traditionelle Kreuzweg an, bei dem die 14 Stationen des Leidenswegs Christi nachgestellt werden. Diese Zeremonie wird nach zwei Jahren Corona-Pause erstmals wieder vor Tausenden Gläubigen vollzogen.

Unterdessen besuchte der vom Vatikan wegen des Krieges in die Ukraine entsandte Kardinal Konrad Krajewski den Kiewer Vorort Borodjanka, der heftig zerstört worden war und aus dem Gräueltaten der Russen gemeldet wurden. Der Pole Krajewski -, im Vatikan zuständig für die Almosenverteilung - betete dabei vor einem Massengrab, wie der Heilige Stuhl mitteilte. "Da fehlen einem die Tränen, es fehlen einem die Worte", sagte der Kurienkardinal zu dem Erlebnis.

"Wir sind Rassisten, wir sind Rassisten"

Für Papst Franziskus sind der Krieg in der Ukraine und die anderen Konflikte auf der Welt das Ergebnis einer generellen Abkehr vom Frieden. "Wir leben nach einem Schema, in dem wir uns umbringen, wegen des Willens nach Macht, nach Sicherheit, nach vielen Dingen", sagte der Pontifex in einem TV-Interview des italienischen Senders Rai 1. "Ich verstehe die Regierungen, dass sie Waffen kaufen. Ich verstehe sie, aber heiße es nicht gut", sagte Franziskus.

Das Kirchenoberhaupt hatte seit Kriegsbeginn in der Ukraine immer wieder den Einsatz von Waffen kritisiert und für eine diplomatische Lösung geworben. "Wenn wir in einem System des Friedens leben würden, wäre das nicht nötig", sagte er nun in dem Interview. Dabei erinnerte er auch "an die versteckten Kriege, die man nicht sieht, die weit weg sind von uns. Wir haben die Sprache des Friedens vergessen." Immer leiden die Schwächsten unter den Kriegen, wie der Argentinier betonte.

Im Hinblick auf die Flüchtlinge kritisierte er, dass nicht alle gleich behandelt werden. "Die Flüchtenden werden unterteilt. Erster Klasse, zweiter Klasse, nach Hautfarbe, ob man aus einem entwickelten Land kommt oder einem nicht entwickelten. Wir sind Rassisten, wir sind Rassisten. Und das ist schlimm", sagte der Papst.

Quelle: ntv.de, fzö/dpa

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