35 Verdächtige in Bolivien Staatsanwalt ermittelt nach Tagebuchenthüllung eines Priesters
28.06.2023, 10:34 Uhr Artikel anhören
"Schamloser Priester, fass mich nicht an" : Proteste in Bolivien im Mai nach Bekanntwerden des Tagebuchs.
(Foto: AP)
In seinem Tagebuch beschreibt ein Priester in Bolivien den Missbrauch von mehr als 80 Minderjährigen in Bolivien. Er selbst ist schon tot, doch nun geht die Staatsanwaltschaft gegen 35 Mitglieder der katholischen Kirche vor.
Die bolivianische Staatsanwaltschaft hat Ermittlungen gegen 35 Mitglieder der katholischen Kirche wegen sexuellem Missbrauchs aufgenommen. Die Strafverfolgung habe bereits 17 Menschen als Opfer identifiziert und 35 mutmaßliche Täter, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Die Ermittlungen wurden durch einen Bericht der spanischen Zeitung "El Pais" angestoßen, nachdem ein verstorbener spanischer Priester in seinem Tagebuch den Missbrauch von mehr als 80 Minderjährigen in Bolivien seit den 1970er Jahren beschrieben hatte.
Alfonso Pedrajas, der mehrere Jahrzehnte in Bolivien stationiert war und dort 2009 starb, hatte dem Bericht zufolge ebenfalls in seinem Tagebuch notiert, dass hochrangige Geistliche von seinen Verbrechen wussten und darüber schwiegen.
Die Staatsanwaltschaft in Bolivien bestätigte, eine Kopie des Tagebuchs von der bolivianischen Jesuitenmission erhalten zu haben, einige Passagen seien jedoch geschwärzt und manche Seiten fehlten ganz. Die Behörden wollten den Angaben zufolge die spanische Staatsanwaltschaft um Amtshilfe bitten, um das vollständige Dokument zu erhalten.
In einem Mitte Juni vom bolivianischen Präsidenten Luis Arce veröffentlichten Brief drückte Papst Franziskus seine "Beschämung und Bestürzung" über den sexuellen Missbrauch durch die Geistlichen aus und versprach Aufklärung. Arces Regierung hat mit dem Vatikan eine Verschärfung von Kontrollen diskutiert, um zu verhindern, dass Priester mit einer Vorgeschichte von Sexualstraftaten in das Land einreisen.
Quelle: ntv.de, ghö/AFP