"Freiheit beginnt jetzt" Ulrike von der Groeben, zurzeit im (Un)Ruhestand
11.05.2025, 14:07 Uhr Artikel anhören
Es ist absolut lesenwert - am besten schon vor der Rente - was die ehemalige Sportmoderatorin schreibt.
(Foto: Sebastian Knoth für ZS/Edel Verlagsgruppe)
Ulrike von der Groeben gehört zu den Personen, die man meint, zu kennen. Ihre lange Bildschirmpräsenz gaukelt einem vor, dass sie gewissermaßen zum Freundeskreis gehört. Die jüngst in Rente gegangene RTL-Sportmoderatorin gehört zu den Frauen, die erst einmal aufräumen, bevor die Putzperle kommt. Die viel lacht und dennoch in die Tiefe geht. Die lieber Treppen läuft statt Fahrstuhl fährt. Die so agil ist, inzwischen aber auch gern mal ihre Ruhe hat. Die Tacheles redet aber niemanden verletzt. Von der Groeben sitzt beim Video-Interview mit ntv.de im ehemaligen Kinderzimmer ihrer Tochter, das sie seit dem Auszug zu ihrem Sport- und Arbeitszimmer umgestaltet hat, und in dem nun Gäste übernachten können. Aber auch die Kinder. Und dann muss man hinterher wieder aufräumen. Hört das denn nie auf? Sie lacht, und man ahnt, dass sie dieses "Aufräumen nach den Kindern" nicht wirklich schlimm findet. Es ist okay, dass die Kinder ausgezogen sind, es ist der Lauf der Dinge. Inzwischen hatte von der Groeben sogar Zeit, ein Buch zu schreiben. "Wir duzen uns", schlägt sie gleich zu Beginn vor, "wir sind schließlich Kolleginnen. Ach nee, bin ich ja gar nicht mehr", lacht sie.
ntv.de: Ja, bei ntv/RTL, da duzt man sich, wie bei Ikea ...
Ulrike von der Groeben: Ich muss allerdings sagen, dass die jüngeren Kolleginnen mich mittlerweile überwiegend siezen. Daran merkt man dann, dass man älter ist. Zu Rentnern sagt man wohl nicht du (lacht).

Hat sich noch nie unterkriegen oder den Spaß nehmen lassen - warum sollte sie jetzt?
(Foto: Sebastian Knoth für ZS/Edel Verlagsgruppe)
Und damit zum Thema: Rente. Wie ist es jetzt für dich? So richtig verrentet wirkst du auf mich nicht.
(lacht) Nein, ich habe weniger Zeit als früher! Das liegt natürlich an dem Buch, ich gebe Interviews, mache Podcasts und Talkshows und tingel' damit umher. So richtig komme ich noch nicht zu den Dingen, die ich den anderen empfehle oder meinen Experten entlockt habe.
Würdest du sagen, dass es vielleicht ohnehin ganz gut ist, nicht von 100 auf mehr oder weniger Null zu gehen? Vor allem, wenn man seinen Beruf mit Leidenschaft gemacht hat ...
Genau. Aber das habe ich ja auch nicht: Als ich das Renteneintrittsalter erreicht hatte, habe ich mich - zugegeben, es war nicht so schwer - dazu überreden lassen, weiterzumachen. Hab' aber gleich gesagt, ich kann nur noch 50 Prozent, ich kann und will nicht mehr. Das habe ich auf ein Jahr beschränkt. Danach habe ich noch ein halbes Jahr weiter gemacht (lacht), weil es dann hieß, dass es doch so schön wäre, wenn Peter (Kloeppel) und ich gemeinsam aufhören würden und einen großen Abschied bekommen. Das fanden wir natürlich toll.
Und dann, muss ich wirklich sagen, wollte ich auch nicht mehr. Ich war fertig, hatte alles erledigt, ich wollte nicht mehr jeden Tag zur Arbeit gehen, mich anstrengen, mir Themen überlegen, nein. So viel Freude mir das auch gemacht hat, irgendwann ist mal Schluss. Es gibt Politiker, die bis über 80 arbeiten - ich nicht. Ich bin jetzt 68 geworden, und ich brauche das alles nicht mehr. Heute hier, morgen da ...
Was sagt dein Umfeld?
Meine Freunde sagen, Ulrike, du wirst dich noch umschauen. Ich glaube aber nicht! Ich muss nicht mehr in der Öffentlichkeit stehen. Ich bin tief davon überzeugt, dass ich mich nach Ruhe sehne. Und ich werde heilfroh sei, wenn ich sie dann, nach der Buch-Tour, auch wirklich endlich haben werde. Ich rechne damit gegen Ende meines Sommerurlaubs.
Du schreibst, dass es hilfreich sein kann, sich auf Dinge zu besinnen, die man früher gern gemacht hat. Ich nehme mal an, in deinem Fall hat es auch mit Sport zu tun.
Ja, aber das entspringt ja nicht nur meinem Kopf, ich habe mich dazu extrem intensiv mit ausgezeichneten Experten ausgetauscht. Ich, Typ sportliche Jungrentnerin, sag' nicht einfach, Leute, macht mal dieses und jenes, sondern ich möchte das mit Hand und Fuß angehen. Ich möchte aber auch weitergeben, dass nicht alle gleich aussehen müssen: die einen legen mehr Wert auf das Gesicht ohne Falten, andere auf einen straffen Körper, jeder hat seine Schokoladenseite.
Worauf legst du mehr Wert?
Gegen die Falten kannst du ja auf natürlichem Weg irgendwann nichts mehr machen, den Body kann man mit gezielten Workouts schon noch in Form halten, regelmäßiges Training wird belohnt. Sport hat mir immer Spaß gemacht. Mein Leben hat sich um Sport gedreht und wird deswegen ein großer Bestandteil meines Lebens bleiben. Ich kann aber auch gut stundenlang in einem bequemen Sessel sitzen und lesen. Bücher sind definitiv zu kurz gekommen als Freizeitvergnügen. Dass ich mich nun bald hinsetzen und lesen darf, darauf freue ich mich wirklich. Das habe ich als Kind ja auch schon gemacht: Hausaufgaben vergessen, weil ich stundenlang gelesen habe.
Liest du jetzt den angesammelten Stapel der letzten Jahre weg?
Tatsächlich, ja, ich habe damit angefangen. Es kommen aber auch neue Sachen hinzu. Ich habe mir angewöhnt, ein Buch nicht zu Ende zu lesen, wenn es mir nicht gefällt. Das hätte ich früher nie getan. Wenn es mich nach 70 Seiten nicht packt, dann leg' ich es weg. Meine Buchhändlerin kennt mich, sie legt mir manchmal was zurück oder sagt meinen Freunden, was sie mir schenken können, wenn sie zu ihr in den Laden gehen. Du merkst, das ist recht dörflich hier bei uns, die reinste Veedels-Kultur.

Die erweiterte Familie: Max, Alexander und Ulrike von der Groeben, Peter, Carol und Geena Kloeppel
(Foto: IMAGO/Future Image)
Was liest du gerade?
Den neuen Joachim Meyerhoff "Man kann auch in die Höhe fallen"- großartig!
Die meisten Frauen drehen ja bereits mit spätestens 50 durch, Stichwort Menopause. Ich selbst kann das eigentlich nicht mehr hören, aber ich entkomme dem nicht, denn die Werbung, die Industrie und mein Insta-Algorithmus haben mich als Frau ausfindig gemacht, die mit Nahrungsergänzungsmitteln und Bauch-Weg-Angeboten anscheinend geradezu bombardiert werden muss. Ich bin satt, wenn ich meine Vitamin-Pillen am Morgen zu mir genommen habe. Hört das irgendwann auch mal wieder auf?
(lacht) Ich fürchte nicht. Ich gehe ja stramm auf die 70 zu, und die Problematiken werden sich sicher noch verändern. Also Frauen mit 50 fangen in diesem Alter spätestens damit an, den Ist-Zustand verlängern zu wollen. Ob man es ewig schafft, zehn Jahre jünger auszusehen? Ich schätze nicht. Man wird es mindestens an den Händen sehen, am Hals. Ich komme noch aus einer Generation, in der man lernte, das Alter mit Würde zu nehmen. Und dann trägt man seine Falten eben mit Würde. Man kann sich natürlich pflegen oder die Haare färben, keine Frage.
Siehst du dich als Vorbild?
Grundsätzlich denke ich darüber nicht nach. Höchstens beim Thema Fitness könnte ich als Vorbild herhalten. Weil ich mich so viel bewege, werde ich für jünger gehalten. Ich laufe die Treppen rauf und runter, ich gehe joggen, ich rede sogar schnell, vielleicht macht man damit einen jüngeren Eindruck. Aber ich lege es nicht darauf an, ich bin so. Und ich bleibe neugierig, ich nehme am Leben teil, ich gehe aus, ins Theater oder ins Kino, ich denke, das hält jung. Offen gesagt gibt es nichts, was ich nicht mehr machen kann, nur weil ich älter bin. Also, mir fällt nichts ein.
Deine Sporttipps sind jedenfalls sehr machbar, das ist ermutigend. Wie bist du an deine Co-Autorin Anna Butterbrod geraten?
Durch den Verlag. Weil ich ja wirklich kein Buch schreiben wollte. Die haben aber nicht locker gelassen, und mir zum Glück Anna zur Seite gestellt, die schon viele Ratgeber geschrieben hat. Und da bekam ich das Gefühl, dass dieses "In-Rente-gehen" vielleicht doch einen Plan benötigt. Eine Struktur. Es gibt so viele Fragen, und da dämmerte mir, dass ich diejenige sein könnte, die anderen mit ein paar Ideen und Tipps unter die Arme greifen könnte. Ich habe zum Beispiel mit vielen jungen Kollegen gesprochen, und die haben gesagt: "Das schenke ich meinen Eltern, so was brauchen die jetzt!"
Man muss auch nicht alles lesen, man kann sich ja einzelne Kapitel rauspicken ...
Ja, und dann informierst du dich eben erst einmal nur zum Thema Rente oder zum Thema Ehrenamt. Und andere Themen liest du später. Oder gar nicht (lacht). Ich bin ja eher ein ungeduldiger und pragmatischer Mensch, deswegen haben wir das auch so schön eingeteilt. Das war Annas Idee, diese Fragen, die sich dann stellen, Kapitel für Kapitel zu beantworten. Mein Schwager hält das Buch übrigens bereits jetzt für ein Standardwerk.
Wann ist der beste Zeitpunkt, dein Buch zu lesen?

Enkel sind noch nicht in Sicht. Hier die jungen Eltern von der Groeben mit dem späteren Schauspielersohn Max (1992).
(Foto: imago images/Horst Galuschka)
Immer. Denn wie ich es auch schreibe, es ist eigentlich nie zu spät für die meisten Dinge. Aber es kann nicht schaden, schon etwas früher daran zu denken, wie man sich das Leben nach der Arbeitswelt gestaltet. Sich mal mit dem Partner, sofern vorhanden, hinzusetzen und zu fragen, ob man ähnliche Interessen und Pläne hat. Ob das Geld reicht, ob man mehr für die Gesundheit tun sollte. Je früher, desto besser natürlich. Wie sind wir aufgestellt, kann man die Weichen nochmal neu stellen? Wollen wir uns ein Hausboot zulegen? Reisen? Oder doch gleich auswandern? Nochmal studieren?
Enkel?
Bei mir bisher nicht in Sicht. Meine Kinder wollen sich ganz sicher sein. Aber das ist okay für mich, die sollen erstmal machen, was sie wollen.
Also, ich fasse zusammen - ich glaube es wird etwas mit einem machen, wenn die Rente vor der Tür steht und wenn sie dann da ist, ist es besser, vorbereitet zu sein.
Richtig. Ich weiß, dass ich so viel Glück hatte in meinem Leben, sogar mit dem Ende meines Berufslebens hatte ich Glück: Es verlief etappenweise und es nimmt ja noch immer kein so richtiges Ende, wenn ich ehrlich bin. Meine Kinder lachen sich kaputt über mich. Aber im Herbst, da beginnt mein Rentnerleben, ich weiß es!
Deine drei wichtigsten Tipps?
Rechtzeitig Gedanken um die Finanzen machen. Man muss sich überlegen, was man benötigen wird. Noch viel schlauer aber ist es, sich zu fragen, was einem wichtig war, ist und immer bleiben wird. Das muss man sich wirklich überlegen. Vielleicht geht es ja 'ne Nummer kleiner, aber wenn nicht, dann schnell zurück zu Frage eins. Und dann sollte man seinen Freundeskreis vielleicht doch eher größer gestalten. Man kann ohne Frage neue Freundschaften knüpfen im Alter, aber man sollte die bestehenden wirklich pflegen.
Mit Ulrike von der Groeben sprach Sabine Oelmann
Quelle: ntv.de