Panorama

Trockenheit wird zum Problem "Rekordsommer ist natürlich Quatsch"

Schon die letzten beiden Jahre waren von Hitze und Trockenheit geprägt.

Schon die letzten beiden Jahre waren von Hitze und Trockenheit geprägt.

(Foto: imago images/epd)

Gibt es wieder einen Rekordsommer? Das können Meteorologen derzeit noch nicht genau sagen. Aber sehr warm wird es ziemlich sicher - vor allem im Juni. Und so dürften die Böden weiter mit großer Trockenheit zu kämpfen haben, wie ntv.de-Metereologe Björn Alexander erklärt.

ntv.de: Es gibt jetzt bereits Medien, in denen uns der heißeste Sommer aller Zeiten vorhergesagt wird. Was ist dran?

Björn Alexander: Rekordsommer, das ist natürlich Quatsch. Zumindest gibt es für solche konkreten Aussichten keine meteorologische Grundlage. Es gibt jedoch durchaus Möglichkeiten, den bevorstehenden Sommer einzuschätzen.

Welche denn?

Der n-tv Wetterexperte Björn Alexander

Der n-tv Wetterexperte Björn Alexander

Beispielsweise die experimentellen Langfristprognosen des Amerikanischen Wetterdienstes NOAA. Außerdem gibt es basierend auf dem Europäischen Wettermodell eine Vorhersage für über 40 Tage. Insofern gibt es Hilfsmittel, die uns erlauben, in die weitere Zukunft zu blicken. Nur lässt natürlich die Vorhersage-Qualität über längere Zeiträume stark zu wünschen übrig, und eine Detailplanung für den Sommerurlaub ist ebenfalls unmöglich. Hier geht es bei Monaten oder gar Jahreszeiten darum, Tendenzen zu setzen. Wird es zu warm, zu kalt, zu nass oder zu trocken.

Welche Trends setzen die Vorhersagen denn beim Regen? Da sah es in den letzten Dürrejahren ja arg knapp aus.

Grundsätzlich haben wir mit dem fehlenden Regen der letzten zwei Jahre nach wie vor ein großes Problem. Die Böden scheinen ihre Wasserkapazität verändert zu haben und weisen in vielen Regionen - nach einer Entspannung im Winter - auch in den tieferen Bodenschichten nun erneut eine massive Dürre auf. Das gilt ebenso im Oberboden, und damit fehlt der Natur ausgerechnet im Hauptwachstum das Wasser. Das kann der Sommer so oder so nicht auffüllen.

Wie viel Regen können wir denn im Sommer erwarten?

Die experimentelle Langfristprognose des Amerikanischen Wetterdienstes sieht für Deutschland so aus: Der Mai viel zu trocken, der Juni und der Juli im Norden tendenziell etwas zu trocken, während es Richtung Süden mehr Regen geben dürfte. Der August würde demnach verbreitet durchschnittlich nass. Lediglich der Norden bleibt noch zu trocken. Kurzum: Der Norden wird dieser Prognose zufolge ein massiveres Wasserproblem bekommen. Im großen Rest sind die Chancen auf Regen größer.

2019 brachte uns neue Hitzerekorde. Wird das im Sommer 2020 auch so sein?

Dass wir nochmals an den Fabelrekord von 42,6 Grad reichen, ist ziemlich ausgeschlossen. Dafür war die Hitzewelle aus dem Juli 2019 viel zu außergewöhnlich. Dass wir allerdings erneut einen zu warmen Sommer vor uns haben, damit ist in Zeiten des Klimawandels fest zu rechnen. So liegt der letzte zu kalte Sommer über 30 Jahre zurück.

Sagen die Berechnungen, die auf dem Europäischen Wettermodell basieren, da etwas anderes?

Die experimentellen Modell-Berechnungen sehen interessanterweise nur einen einzigen deutlich zu warmen Ausreißer. Und zwar für den gesamten Zeitraum von Mai bis Oktober. Das ist bei den aktuellen Berechnungen der Juni. Alle anderen Monate sollen eher durchschnittlich bis nur leicht zu warm temperiert sein. Sollte es tatsächlich so kommen, dann würde - ähnlich wie im letzten Jahr - der Juni der heißeste und trockenste Monat des Sommers werden. Auch Hitzewellen wären somit tendenziell auf den Juni konzentriert. Der Juli sieht nicht mehr so heiß und stabil aus. Und der August wäre demnach sogar eher mäßig, teils sogar etwas unterkühlt.

Es wäre also eher ein facettenreicher als ein heißer Sommer, oder?

Nach jetzigem Stand und anhand der Vorhersage-Möglichkeiten auf jeden Fall. Wobei uns das Thema Trockenheit leider weiterhin beschäftigen wird. Angefangen beim April, der der sonnigste und einer der trockensten April-Monate seit Aufzeichnungsbeginn war, und dem Mai, der besonders in der Nordhälfte erneut zu trocken sein wird. Anschließend ergeben sich im Verlauf der Sommermonate für den Süden mehr Chancen auf nassere Wetterlagen, während der Norden den aktuellen Prognosen zufolge erneut zu trocken bleiben dürfte.

Wie sieht es bei den Temperaturen aus?

Auch temperaturtechnisch scheint ein zu warmer Sommer sehr wahrscheinlich. Allerdings sind die extremen Spitzen vom letzten Jahr eher nicht zu erwarten. Das liegt aber maßgeblich an der Größenordnung der Rekord-Hitzewelle vom letzten Jahr.

Quelle: ntv.de

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