Panorama

Erneuter Fall von Polizeigewalt Schwarzer nach Einsatz von Spuckhaube gestorben

Der Bruder von Daniel Prude, Joe Prude (r.) mit Sohn Armin.

Der Bruder von Daniel Prude, Joe Prude (r.) mit Sohn Armin.

(Foto: AP)

Bei einem Polizeieinsatz in New York wird ein Afroamerikaner ohnmächtig, eine Woche später ist er tot. Ein Video zeigt ihn mit einer Spuckhaube über dem Kopf, ein Polizist drückt sein Gesicht auf die Straße. Die Autopsie bewertet den Tod von Daniel Prude als Tötungsdelikt.

Ein neuer Fall von durch Polizisten getöteten Afroamerikanern schockiert die USA. Im US-Bundesstaat New York drückten Polizisten das Gesicht eines Mannes auf den Boden, bis dieser ohnmächtig wurde und später starb. Der Fall ereignete sich bereits am 23. März - ein Video, das den Vorfall dokumentiert, wurde aber erst jetzt veröffentlicht.

Die Aufnahme stammt von der Körperkamera eines Polizisten und zeigt, wie Daniel Prude nackt und unbewaffnet auf einer Straße liegt. Prude, der sich anfangs gefügig zeigte, wurde zunehmend aufgeregter, nachdem die Beamten ihm Handschellen angelegt hatten. Weiter ist in dem Video zu sehen, dass Prude eine Spuckhaube aufgesetzt wurde, ein Beamter drückte dann seinen Kopf auf den Boden. Der 41-jährige Afroamerikaner verlor das Bewusstsein und starb eine Woche später im Krankenhaus.

Laut der Zeitung "Rochester Democrat and Chronicle" bewertete eine Autopsie den Tod von Prude als Tötungsdelikt. Zu dem Einsatz gerufen wurde die Polizei durch den Bruder von Prude. Er gab auf einer Pressekonferenz am Mittwoch an, sein Bruder hätte wegen psychischer Probleme von der Polizei in Gewahrsam genommen werden sollen. Die New Yorker Staatsanwaltschaft nahm inzwischen Ermittlungen auf.

18-Jähriger flüchtet zu Fuß vor Polizei

In Rochester zündeten die Bewohner Kerzen für den Verstorbenen an.

In Rochester zündeten die Bewohner Kerzen für den Verstorbenen an.

(Foto: AP)

Ein weiterer Polizeieinsatz in Washington sorgt für Empörung. Wie der Polizeichef der US-Hauptstadt, Peter Newsham, bei einer Pressekonferenz sagte, schoss ein Polizist am Mittwoch bei einer Fahrzeug-Kontrolle auf einen flüchtenden Afroamerikaner. Nach Angaben von Lokalpolitikern soll das Opfer 18 Jahre alt gewesen sein.

Die Beamten hätten einen Hinweis bekommen, wonach sich in einem Auto im Süden von Washington Waffen befinden sollten, sagte Newsham. Als die Polizisten sich dem Fahrzeug genähert hätten, seien einige der Fahrzeuginsassen zu Fuß geflüchtet. "Einer der Beamten machte Gebrauch von seiner Schusswaffe", sagte Newsham weiter. Der angeschossene Afroamerikaner sei anschließend in ein Krankenhaus gebracht worden, wo er für tot erklärt worden sei. Newsham fügte hinzu, dass die Beamten am "Tatort" zwei Waffen sichergestellt hätten.

Nach Angaben von Trayon White, einem Mitglied des Stadtrats, wartet die Familie des Afroamerikaners nun auf die Auswertung von Videoaufnahmen. "Wir wollen herausbekommen, was die Aufnahmen der Körperkamera zeigen. Wir wollen wissen, ob er wegrannte, warum er erschossen wurde", sagte White dem Sender Wusa9.

Biden zu Besuch in Kenosha

In den USA gibt es seit dem Tod des Afroamerikaners George Floyd bei einem brutalen Polizeieinsatz in Minneapolis Ende Mai in vielen Städten Proteste gegen Polizeigewalt und Rassismus. Zuletzt hatte der Fall von Jacob Blake für Aufruhr gesorgt, dem am 23. August in der Stadt Kenosha im Bundesstaat Wisconsin vor den Augen seiner Kinder mehrfach von einem weißen Polizisten in den Rücken geschossen worden war.

Der frühere Vizepräsident und jetzige Präsidentschaftsbewerber Joe Biden sprach nun am Flughafen der Stadt Milwaukee mit Blakes Vater und drei seiner Geschwister, wie das Wahlkampfteam des US-Demokraten mitteilte. Das Treffen fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Biden war gemeinsam mit seiner Ehefrau Jill nach Milwaukee geflogen. Er wird von dort aus ins nahegelegene Kenosha weiterreisen.

Bei den teils gewalttätigen Protesten in Kenosha nach den Schüssen auf Blake, der schwer verletzt wurde, waren zwei Menschen mutmaßlich von einem Weißen erschossen worden. US-Präsident Donald Trump hatte Kenosha bereits am Dienstag besucht. Er stellte sich dabei demonstrativ hinter die Polizei und bezeichnete die Ausschreitungen als "Inlandsterrorismus". Die Familie Blakes traf er nicht.

Quelle: ntv.de, chf/AFP

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen