Essensentzug, Schläge mit Stock Sechseinhalb Jahre Haft für mehrtägige Entführung
15.01.2025, 15:16 Uhr Artikel anhören
Der Mann sei tagelang körperlich misshandelt worden, teilten die Ermittler mit.
(Foto: picture alliance/dpa)
Ein Autofahrer im unterfränkischen Karlstadt beobachtet Ende 2023, wie ein Mann gewaltsam in einen Kleintransporter gezogen wird. Das Opfer - ein Syrer - kommt erst nach mehrtägigem Martyrium wieder frei. Drei Männer aus einer noch größeren Tätergruppe werden nun verurteilt.
Mehr als ein Jahr nach der Entführung eines Mannes aus dem unterfränkischen Karlstadt hat das Landgericht Würzburg den mutmaßlichen Haupttäter zu einer Haftstrafe von sechseinhalb Jahren verurteilt. Nach Gerichtsangaben erging die Entscheidung gegen den 34-Jährigen wegen erpresserischen Menschenraubs und gefährlicher Körperverletzung.
Ein 31-Jähriger erhielt eine Freiheitsstrafe von einem Jahr und zehn Monaten wegen Beihilfe zur Freiheitsberaubung. Ein 33-Jähriger wurde zu einer zweijährigen Haftstrafe wegen Beihilfe zur Freiheitsberaubung verurteilt. Beide Strafen wurden zur Bewährung ausgesetzt. Die Urteile vom Dienstag sind noch nicht rechtskräftig.
Gewaltsam in Wagen gezogen
Die Staatsanwaltschaft hatte für den Hauptangeklagten eine Freiheitsstrafe von siebeneinhalb Jahren verlangt sowie für die beiden anderen Männer Freiheitsstrafen von zwei Jahren, jeweils zur Bewährung ausgesetzt. Der Prozess hatte im vergangenen Oktober begonnen. Zwei der Georgier wohnten zuletzt in Deutschland: im thüringischen Sömmerda und im hessischen Kassel.
Ein Autofahrer hatte Mitte November 2023 beobachtet, wie das damals 33 Jahre alte Opfer in Karlstadt (Landkreis Main-Spessart) in einen Kleintransporter gezogen wurde - gegen seinen Willen. Nach viereinhalb Tagen wurde der Syrer in Baden-Württemberg freigelassen. Der Mann sei tagelang körperlich misshandelt worden, teilten die Ermittler mit.
Geld von Entführtem und dessen Bruder gefordert
Den Angaben nach war das Opfer überwiegend in einer Wohnung in Kassel festgehalten worden. Im Zuge der Ermittlungen fand die Polizei aber auch Hinweise darauf, dass der Mann während der Entführung auch in Meckesheim (Rhein-Neckar-Kreis) war - nicht weit entfernt von dem Ort, an dem er später freigelassen wurde.
Laut Anklage verlangten die Entführer teils von ihm und seinem Bruder Geld - bis zu einer halben Million - teils ohne Währungsangabe und teils, ohne den Grund der Forderung zu nennen.
Die mutmaßlichen Täter, von denen längst nicht alle bekannt sind, sollen ihr Opfer immer wieder misshandelt haben, unter anderem mit einem Metallstock. Tagelang soll der Syrer weder Essen noch genug zu trinken bekommen haben. In der Nacht zum 15. November 2023 wurde er dann plötzlich freigelassen.
Quelle: ntv.de, mpe/dpa