Neue Variante heißt Omikron WHO stuft B.1.1.529 als "besorgniserregend" ein
26.11.2021, 18:59 Uhr
Die neu entdeckte Variante weist deutlich mehr Mutationen auf als etwa die Delta-Variante und ist möglicherweise ansteckender.
(Foto: picture alliance / Zoonar)
Eine neue Corona-Variante alarmiert Experten weltweit, da sie viel mehr Mutationen aufweist als die bisher bekannten Formen des Erregers. Wie sich das auf den Impfschutz auswirkt, wird wohl erst in einigen Wochen klar sein. Die Weltgesundheitsorganisation sieht allerdings Grund zur Sorge.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat die neue Corona-Variante B.1.1.529 als "besorgniserregend" eingestuft. Das teilte die UN-Behörde nach Beratungen mit Experten mit. Diese Klassifizierung ist laut WHO-Definition ein Signal, dass eine Variante ansteckender ist oder zu schwereren Krankheitsverläufen führt. Außerdem besteht bei "besorgniserregenden Varianten" die Gefahr, dass herkömmliche Impfungen, Medikamente oder Corona-Maßnahmen weniger wirksam sind.
Diese nun nach dem 15. Buchstaben des griechischen Alphabets Omikron genannte Variante weise eine große Anzahl Mutationen auf, von denen einige besorgniserregend seien, hieß es. Vorläufige Hinweise deuteten auf ein erhöhtes Risiko einer Reinfektion bei dieser Variante im Vergleich zu anderen besorgniserregenden Varianten, zu denen auch die derzeit vorherrschende Delta-Variante zählt.
Laut WHO wurde B.1.1.529 in Südafrika mittels genetischer Analyse entdeckt, die vom 9. November stammt. Insgesamt ist die Variante bislang weniger als 100 Mal genetisch nachgewiesen worden. Sie weist viele Mutationen auf, die aus Sicht von Wissenschaftlern möglicherweise zu einer leichteren Übertragung führen können. Nach Angaben der WHO wird es jedoch noch Wochen dauern, bis klar wird, welche genauen Auswirkungen die Mutationen haben. Bislang hatte die internationale Gesundheitsbehörde vier "besorgniserregende Varianten" ("variants of concern") identifiziert: Alpha, Beta, Gamma sowie Delta, die wegen ihrer hohen Übertragbarkeit zur vierten Pandemie-Welle beigetragen hat. Zusätzlich sind zwei "Varianten unter Beobachtung" ("variants of interest") gelistet, die um den vorigen Jahreswechsel in Südamerika aufgetreten waren.
Deutschland stuft acht Länder als Virusvariantengebiete ein
Die Europäische Kommission, Deutschland und einige andere Staaten kündigten an, Einreisen aus dem südlichen Afrika wegen der neuen Variante einzuschränken. Die Bundesregierung erklärte, es werde drastische Einschränkungen für die Einreise aus insgesamt acht Ländern der Region drastisch geben. Südafrika, Namibia, Simbabwe, Botsuana, Mosambik, Eswatini, Malawi und Lesotho werden ab Sonntag um 0.00 Uhr als Virusvariantengebiete eingestuft, wie das Robert Koch-Institut mitteilte. Dies bedeutet unter anderem, dass alle Eingereisten für 14 Tage in Quarantäne müssen - auch wenn sie vollständig geimpft sind. Zudem dürfen Fluggesellschaften damit im Wesentlichen nur noch deutsche Staatsbürger oder in Deutschland lebende Personen von dort nach Deutschland befördern. Gesundheitsminister Jens Spahn hatte Reisende aus Südafrika, die vor in Krafttreten der Regel nach Deutschland eingereist sind, aufgerufen, freiwillig einen PCR-Test zu machen.
Die WHO sieht die Reise-Beschränkungen kritisch: WHO-Sprecher Christian Lindmeier empfahl stattdessen im Namen seiner Organisation wissenschaftlich fundierte Maßnahmen und Risikobewertungen. "Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es Vorbehalte gegen Reisebeschränkungen", sagte er. Aus Sicht der WHO sollten Schäden für den internationalen Verkehr vermieden werden. Stattdessen sollte auf die genaue Beobachtung des Infektionsgeschehens und die Genanalyse von auftretenden Corona-Fällen gesetzt werden.
Der südafrikanische Gesundheitsminister Joe Phaahla nannte die Reisebeschränkungen "unberechtigt". Bisher sei es unklar, ob die Variante B.1.1.529 ansteckender sei als andere Varianten, sagte er. Als erstes europäisches Land meldete Belgien eine Infektion mit der nun Omikron-Variante. In Deutschland wurde sie noch nicht festgestellt.
Maschine aus Kapstadt landet in München
Pflicht wird die 14-tägige Quarantäne jedoch auch für die Passagiere einer Maschine dem südafrikanischen Kapstadt, die noch am Abend in München eintreffen sollte. Zusätzlich müssten sie sich unmittelbar nach der Landung einem PCR-Test unterziehen. Die Quarantäne werde unabhängig vom Ausgang des Tests und des Impfstatus der Passagiere wirksam, teilte das bayerische Gesundheitsministerium mit.
Die Einstufung war aber bis zum Freitagabend noch nicht wirksam, weil sie noch nicht vom Robert-Koch-Institut veröffentlicht wurde. "Die Landung der Maschine wird in einem abgesperrten Bereich des Flughafens stattfinden", teilte das bayerische Ministerium mit. Der PCR-Test werde im Sicherheitsbereich des Flughafens kostenlos angeboten. Für Passagiere, die keinen Wohnsitz in Bayern haben, werde die Regierung von Oberbayern sowie das zuständige Landratsamt Quartiere zur Verfügung stellen, wo die Quarantänezeit verbracht werden könne.
Quelle: ntv.de, hul/dpa