Neue Details enthüllt Warum blieb das Licht auf der "Titanic" an?
09.04.2025, 12:59 Uhr Artikel anhören
2023 setzten Forscher 700.000 Fotos zu einem hochauflösenden 3D-Scan zusammen. So ist das Wrack der Titanic erstmals vollumfänglich zu sehen.
(Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com)
Ein 3D-Scan zeigt das Wrack der "Titanic" erstmals vollumfänglich. Experten nähern sich auf diese Weise nun der Frage, wie genau das Schiff 1912 mit dem Eisberg kollidierte und anschließend sank. Zudem können sie nun beweisen, dass das Licht an Bord bis zum Schluss brannte.
Wie genau sahen die letzten Momente an Bord der 1912 gesunkenen "Titanic" aus? Umfänglich beantworten lässt sich diese Frage auch mehr als 100 Jahre nach ihrem Untergang nicht. Allerdings gelang es Experten mittels eines 3D-Scans nun, einige bisher unbekannte Details über die letzten Stunden des Schiffes zu enthüllen. Der von der BBC vorgestellte "digitale Zwilling" des Schiffes zeigt etwa, wie die "Titanic" nach dem Zusammenstoß mit dem Eisberg in zwei Teile gerissen und anschließend gesunken ist. Vor allem aber gibt die Analyse Aufschluss über Augenzeugenberichte, wonach das Licht an Bord bis zum Schluss brannte.
Bei ihrer Analyse konzentrierten sich die Experten demnach auf jenen Teil des Schiffes, in dem sich die riesigen Kesselräume befanden. Sie lagen im hinteren Teil des Bugs, also an jener Stelle, an der das Schiff in zwei Teile brach. Die digitale Nachbildung bestätigte nun, dass einige der Kessel noch intakt waren, als sie ins Wasser stürzten.
Ebenso entdeckten die Analytiker ein Ventil in geöffneter Position auf dem Deck des Hecks. Dies ließe die Schlussfolgerung zu, so die Experten, dass noch Dampf in das Stromerzeugungssystem des Schiffes floss. Die Erkenntnis deckt sich mit Beobachtungen von Augenzeugen, wonach Arbeiter bis zum endgültigen Untergang dafür kämpften, dass das Schiff beleuchtet bleibt.
"Sie hielten das Chaos so lange wie möglich in Schach"
Dies war einem Team unter der Leitung des Chef-Ingenieurs der "Titanic", Joseph Bell, zu verdanken, heißt es in dem Bericht. Die Gruppe blieb zurück, um bis zum Schluss Kohle in die Öfen zu schaufeln. Alle von ihnen starben bei der Katastrophe, doch mit ihrem Einsatz retteten sie viele Leben, wie der "Titanic"-Experte Parks Stephenson dem britischen Sender sagte. "Sie sorgten dafür, dass die Lichter und der Strom bis zum Schluss funktionierten, um der Besatzung Zeit zu geben, die Rettungsboote sicher und bei etwas Licht statt in absoluter Dunkelheit zu Wasser zu lassen", so Stephenson weiter. "Sie hielten das Chaos so lange wie möglich in Schach." All dies werde durch das nun entdeckte offene Dampfventil symbolisiert.
Die neue Analyse beruht auf einem 3D-Scan des Wracks, der aus 700.000 Bildern erstellt wurde. Die Firma Magellan hatte das Wrack in 3800 Meter Tiefe mittels Unterwasserroboter kartiert. Diese Technologie sei eine neue Möglichkeit, dem Unglück vollumfänglich auf die Spur zu kommen, sagt Stephenson. "Es ist wie ein Tatort: Man muss die Beweise im Kontext des Fundes sehen." Der nun erstmals gelungene umfassende Überblick über die Wrackstelle "ist der Schlüssel zum Verständnis, was hier passiert ist".
So zeigt der Scan auch neue Details des unmittelbaren Zusammenstoßes mit dem Eisberg. Zu sehen ist etwa ein Bullauge, das laut dem Bericht höchstwahrscheinlich vom Eisberg eingeschlagen wurde. Dies deckt sich erneut mit Augenzeugenberichten, wonach bei der Kollision Eis in einige Kabinen eindrang.
Das Flutwasser kam "langsam, aber sicher"
Forscherinnen und Forscher vom University College in London erstellten zudem eine weitere Computersimulation, um den genauen Vorgang des Untergangs zu verstehen. Um ihrem Ruf der "Unsinkbarkeit" nachzukommen, wurde die "Titanic" bei ihrem Bau in 16 Kammern unterteilt, die sich mittels wasserdichter Schotten voneinander trennen ließen. Das Schiff sollte selbst mit vier gefluteten Abteilungen weiterfahren können. Die Simulation ergab nun jedoch, dass sechs Kammern - und damit zu viele - Abteilungen sich mit Wasser füllten.
"Der Unterschied zwischen dem Untergang und dem Nichtuntergang der 'Titanic'" liege in teilweise sehr kleinen Löchern, erklärte Simon Benson, Dozent für Schiffbau an der Universität Newcastle. "Das Problem ist jedoch, dass diese kleinen Löcher über eine lange Strecke des Schiffes verteilt sind, sodass das Flutwasser langsam, aber sicher in all diese Löcher eindringt und die Abteilungen schließlich von oben überflutet werden und die "Titanic" sinkt." Dieses nun teilweise rekonstruierte Unglück kostete rund 1500 Menschen das Leben.
Quelle: ntv.de, spl