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Impfstoff, Termin, Sicherheit Was Sie zum Impfen in Apotheken wissen sollten

Diese Woche starten bundesweit Apotheken mit Corona-Impfungen - allerdings sind es erstmal deutlich weniger als erwartet.

Diese Woche starten bundesweit Apotheken mit Corona-Impfungen - allerdings sind es erstmal deutlich weniger als erwartet.

(Foto: picture alliance/dpa)

Ab dieser Woche können neben Zahn- und Tierärzten auch Apotheker gegen Corona impfen. Jede vierte Apotheke in Deutschland ist impfberechtigt. Aber nur die wenigsten legen jetzt schon los. Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Piks in der Apotheke.

Um die Impflücke zu schließen und mehr Booster-Impfungen zu ermöglichen, können ab dieser Woche auch Apothekerinnen und Apotheker zur Spritze greifen. "Wir wollen diejenigen erreichen, die sich noch nicht impfen lassen konnten, zum Beispiel weil ihnen die Organisation eines Impftermins bisher zu aufwendig war", sagte die Präsidentin der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände, Gabriele Regina Overwiening, der dpa. Sie geht davon aus, dass mehrere hundert Apotheken diese Woche mit den Impfungen starten.

Das klingt zunächst nicht nach viel. Im Dezember hieß es noch, etwa die Hälfte der gut 18.700 Apotheken in Deutschland sei Umfragen zufolge bereit, sich zu beteiligen - je nach Auflagen und Vergütung. Overwiening ist sich allerdings sicher, dass die Zahl der impfenden Apotheken nach und nach steigen werde: "Eine vierstellige Zahl hat bereits bei ihrer jeweiligen Landesapothekerkammer gemeldet, dass sie die personellen, räumlichen und versicherungstechnischen Voraussetzungen zum Impfen erfüllen." Insgesamt hätten rund 6000 Apothekerinnen und Apotheker die notwendige Schulung absolviert.

Zwingend nötig ist die Ausweitung der Impfkampagne auf die Apotheken derzeit nicht. Die Nachfrage nach dem Corona-Piks lässt immer weiter nach. Die Zahl der täglichen Impfungen nimmt laut Daten des Robert-Koch-Instituts (RKI) seit Wochen kontinuierlich ab. "Die Impfungen in den Apotheken kommen sehr spät", bemängelt Virologe Alexander Kekulé im Gespräch mit ntv. "Aber wenn es im Herbst mit dem Virus wieder losgehen könnte, dann ist es gut, dass sie schon mal üben." Und auch Overwiening ist zuversichtlich: "Wenn die STIKO eine weitere Booster-Impfung empfehlen sollte, wird der Bedarf sicher nochmal deutlich steigen."

Wer sich schon jetzt für eine Impfung in der Apotheke seines Vertrauens entscheidet, sollte Folgendes wissen und beachten:

Wen können Apotheken impfen?

Das Infektionsschutzgesetz sieht vor, dass sich alle Bürgerinnen und Bürger ab 18 Jahren in einer Apotheke impfen lassen können, sofern die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dafür ausgebildet worden sind. Für das Impfen von Kindern ab 12 Jahren ist eine gesonderte Schulung notwendig. Die Immunisierung der unter Zwölfjährigen bleibt dagegen den Kinderärzten vorbehalten. Apotheken können wie Ärzte Erst-, Zweit- und Booster-Impfungen vornehmen und auch das Impfzertifikat ausstellen. Auch der Apotheker führt zunächst ein Aufklärungsgespräch durch und lässt sich eine Einwilligung des Patienten geben. Apotheken erhalten pro Impfung 28 Euro, an Wochenenden 36 Euro.

Wie kommt man an einen Termin?

Damit die Apotheke den Impfstoff entsprechend einteilen kann und nichts weggeworfen werden muss, empfiehlt die Bundesapothekerkammer Terminvereinbarungen. So wird auch von vornherein vermieden, dass zu viele Kundinnen und Kunden sich gleichzeitig in der Apotheke aufhalten. Einen Überblick über impfende Apotheken gibt es ab diesem Dienstag unter www.mein-apothekenmanager.de.

Manche Apothekerkammern bieten auch gesondert auf ihren Websites Informationen zum Thema an. Bei der Suche der Apothekerkammer Bayern können Nutzer beispielsweise nach impfenden Apotheken filtern. Auch die Suche der Apothekerkammer Baden-Württemberg wird so eine Funktion bieten. Und die Apothekerkammer des Saarlands bietet auf ihrer Website ein Excel-Dokument, das regelmäßig aktualisiert wird.

Mit welchen Impfstoffen impfen Apotheken?

Apotheken können alle in Deutschland zugelassenen Vakzine nutzen. "Uns stehen dieselben Impfstoffe zur Verfügung wie den niedergelassenen Ärzten - Biontech, Moderna und Johnson&Johnson", sagte Thomas Preis, Chef des Apothekerverbands Nordrhein, der "Rheinischen Post". Wenn der neue Impfstoff von Novavax kommt, werde man auch diesen anbieten.

Ist die Impfung in der Apotheke sicher?

Apotheken müssen eine mehrstündige theoretische und praktische Schulung durch einen Arzt absolvieren, ehe sie Covid-19-Impfungen anbieten können. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer lernen dabei auch Ersthilfe-Maßnahmen für den Notfall. In der Apotheke müssen gesonderte Räume eingerichtet und eine Haftpflichtversicherung vorgehalten werden. Zahlreiche Apotheken, die sich nun auch an der Corona-Schutzimpfung beteiligen, haben zudem bereits entsprechende Erfahrung aus Modellprojekten zur Grippeschutzimpfung.

In anderen Ländern sind Apotheken längst einbezogen: In Frankreich, der Schweiz und Großbritannien werde seit langem gegen Corona geimpft, so Preis. "In Großbritannien entfällt die Hälfte der 3000 Impfstellen auf Apotheken."

Gibt es Kritik an den Apotheken-Impfungen?

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Viele Ärztinnen und Ärzte hatten sich im Vorfeld gegen die Impfung in Apotheken ausgesprochen. Andreas Gassen, Vorstandsvorsitzender der kassenärztlichen Vereinigung, erklärte in einer Pressemitteilung: "Die Corona-Pandemie bekommen wir nur gemeinsam in den Griff - und zwar jeder an seinem Platz." Die Durchführung einer Impfung ist und bleibe eine originär ärztliche Aufgabe.

Rechtsanwältin der Apothekengewerkschaft Hansen dazu: "Grundsätzlich ist es zu befürworten, wenn medizinische und pharmazeutische Tätigkeiten in unterschiedlichen Händen bleiben und sich das jeweilige Fachwissen dann idealerweise ergänzt". Allerdings solle man in der momentanen Notsituation die grundsätzliche Kritik an einer möglichen Vermischung hintanstellen, um möglichst viele Impfungen gewährleisten zu können, fügt sie hinzu.

Quelle: ntv.de

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