Panorama

"Empfinde Empörung"Wieler attackiert KBV-Chef Gassen

26.11.2021, 15:04 Uhr
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Richtet sich mit klaren Forderungen an die Ärztevertreter: Lothar Wieler. (Foto: picture alliance/dpa)

An eine Booster-Impfung zu kommen, ist gar nicht so leicht. Obwohl die schleppende Impfkampagne jeden Piks nötig hat. Mangelt es an Impfdosen oder an Ärzten, die sie spritzen? Die Frage entfacht einen Streit zwischen Robert-Koch-Institut und Ärztevertretern.

Die Probleme der deutschen Impfkampagne haben zum Streit zwischen dem Präsidenten des Robert-Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, und Andreas Gassen, dem Vorsitzenden der Kassenärztlichen Vereinigung (KBV) geführt. Auf einer Pressekonferenz zur aktuellen Corona-Lage holt der RKI-Chef gegen Gassen aus. "Die Empörung, die ich über viele Äußerungen von Herrn Gassen empfinde, habe ich noch nie geäußert", stichelt Wieler in Richtung KBV-Chef. "Und das werde ich auch in Zukunft nicht tun." Es gehe ihm lediglich darum, dass "in diesem Land so wenig Menschen wie möglich sterben".

Hintergrund der Auseinandersetzung ist die Frage, an welchen Ressourcen es bei der Impfkampagne mangelt. Wieler betonte gegenüber der Katholischen Nachrichtenagentur (KNA), Impfstoff sei genug vorhanden. Allerdings scheitere es "nicht zuletzt an der Vertretung der Ärzte und Ärztinnen". So wollten die Ärztevertreter etwa nicht, dass Apotheker, Tierärzte oder Ärzte, die bereits in Rente sind, impfen würden. Dabei beriefen sie sich auf Standesrecht, so Wieler weiter.

"In einer Notlage sollte man ergebnisorientiert handeln", so der RKI-Chef. Dazu gehöre auch, standesrechtliche Beschränkungen "kurzzeitig aufzuheben". Er sehe kein Problem darin, dass das Impfen selbst "auch außerhalb der Arztpraxen" geschieht.

Gassen schießt gegen Wieler

Die Kritik des RKI empörte den KBV-Vorstand. "Es ist unverschämt, unangebracht und im Ton völlig vergriffen, zu behaupten, es scheitere an den Vertretungen der Ärzte und Ärztinnen, dass das Impftempo im Sinne einer nationalen Kraftanstrengung nicht vorankomme", wird Gassen vom "Ärzteblatt" zitiert.

Demnach hätten bisher bereits weit mehr als 50 Millionen Impfungen in den Praxen stattgefunden. "Tendenz stark anziehend", so Gassen. Wie viele Impfungen genau von Ärzten in Praxen vorgenommen wurden, kann das RKI nicht erfassen. Die Schuld daran gibt Wieler wiederum Gassen. Das RKI könne keine belastbaren Daten über die Anzahl der Impfungen erarbeiten "wegen einer von der kassenärztlichen Bundesvereinigung durchgesetzten Regelung", so Wieler. "Das hat die Pandemiebekämpfung sicher nicht erleichtert."

Der KBV-Vorstand lässt das nicht auf sich sitzen und übt seinerseits Kritik: Durch bürokratische Hürden, "hektische" politische Ankündigungen und zu wenig Impfstoff sei den Ärzten des Öfteren "ein Knüppel zwischen die Beine geworfen" worden, sagte Gassen im "Ärzteblatt".

Quelle: ntv.de, spl

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