EU beklagt Gaza-Zerstörung Ägypten dementiert israelischen Tunnel-Fund
05.08.2024, 20:42 Uhr Artikel anhören
Die Zerstörung im Gazastreifen ist allgegenwärtig.
(Foto: REUTERS)
Dass die Hamas über die Jahre ein weit verzweigtes Tunnelnetz unter dem Gazastreifen gebaut hat, ist bekannt. Doch haben die Terroristen auch eine drei Meter hohe, direkte Verbindung zu Ägypten errichtet, um etwa Waffen einzuschmuggeln? Kairo streitet entsprechende israelische Angaben ab.
Ägypten hat Berichte über einen drei Meter hohen Tunnel unter der Grenze zwischen dem Gazastreifen und dem nordafrikanischen Land nach Angaben des staatsnahen ägyptischen TV-Senders Al-Kahira News als falsch zurückgewiesen. Eine hochrangige, nicht näher genannte Quelle sagte dem Sender, dass Israel mit den Berichten seine "anhaltenden Aggressionen im Gazastreifen" zu rechtfertigen versuche.
Das israelische Militär hatte am Sonntagabend erklärt, unter der Grenze einen drei Meter hohen Tunnel entdeckt zu haben. Dazu kam es in der Grenzstadt Rafah bei der Suche nach unterirdischen Passagen, wie die Streitkräfte mitteilten. Dabei seien Soldaten vor einigen Tagen auf jenen besonders gut ausgebauten Tunnel gestoßen. Die Angaben ließen sich bislang nicht unabhängig überprüfen. Es war zudem unklar, wann der Tunnel zuletzt genutzt worden war.
Über die Jahre hat die Hamas den gesamten Gazastreifen mit einem Tunnelnetz mit einer Gesamtlänge von Hunderten Kilometern durchzogen. Es wird vermutet, dass sich darin auch der Chef der Hamas im Gazastreifen, Jihia al-Sinwar, versteckt.
EU besorgt über Zerstörung in Gaza
Die EU fordert derweil Klarheit über die Zerstörung einer Wasseraufbereitungsanlage im Gazastreifen. Die Europäische Union sei zutiefst besorgt über die anhaltende Zerstörung wichtiger ziviler Infrastruktur und schließe sich den internationalen Forderungen nach Aufklärung dieses Vorfalls an, teilte der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell mit. Man fordere die israelische Regierung auf, von Maßnahmen abzusehen, die die Lebensbedingungen der Zivilbevölkerung im Gazastreifen weiter verschlechterten. Man erinnere daran, dass gezielte Angriffe auf lebenswichtige Infrastruktur ein Kriegsverbrechen darstellen.
"Die sich immer weiter verschärfende humanitäre Katastrophe im Gazastreifen schafft lebensbedrohliche Bedingungen für eine bereits stark geschwächte Zivilbevölkerung, die weiterhin Hunger leidet und seit zehn Monaten wiederholt in überfüllte Zeltlager vertrieben wird, ohne Aussicht auf ein Ende und ohne einen sicheren Zufluchtsort", heißt es in der Erklärung.
Man sei zutiefst besorgt über den Zusammenbruch der Abwasser-, Abfall- und Gesundheitssysteme, was zur Ausbreitung von Krankheiten wie Polio sowie von Haut- und Atemwegsinfektionen führe - insbesondere unter Kindern. Borrell forderte zudem erneut eine sofortige Waffenruhe, um das Leid der Zivilbevölkerung im Gazastreifen und der israelischen Geiseln zu beenden.
Auslöser des israelischen Militäreinsatzes im Gazastreifen war das beispiellose Massaker, das Terroristen der Hamas und anderer extremistischer Gruppen am 7. Oktober in Israel verübt hatten. Auf israelischer Seite wurden dabei rund 1200 Menschen getötet und weitere 250 als Geiseln verschleppt. Israel reagierte mit massiven Luftangriffen und seit Ende Oktober auch mit einer Bodenoffensive. Israels Militär bestreitet, zivile Infrastruktur ohne militärische Notwendigkeit anzugreifen und gegen völkerrechtliche Normen zu verstoßen. Vielmehr sei es die Hamas, die sich in zivilen Einrichtungen verschanze und damit gegen das Kriegsrecht verstoße, sagt die Armee.
Quelle: ntv.de, fzö/dpa