Was wir über den Syrer wissen Al-Bakrs kurze Terrorkarriere
13.10.2016, 06:48 Uhr
Mit diesen Bildern wurde nach al-Bakr gefahndet.
(Foto: AP)
Was bislang über Jaber al-Bakrs Lebenslauf, seine Flucht und seine Verbindung zum Islamischen Staat bekannt ist, lässt viele Fragen offen. Sein Selbstmord dürfte die Aufklärung weiter erschweren. Ein kurzer Überblick über die Fakten.
Jaber al-Bakr wurde am 10. Januar 1994 in dem südsyrischen Ort Saasaa nahe der Golanhöhen geboren. Der Syrer kam am 19. Februar 2015 als Flüchtling nach Deutschland, wurde in München registriert und in die Erstaufnahme nach Chemnitz weitergeleitet. Im Oktober 2015 erhielt er eine befristete Anerkennung für drei Jahre. Ab dem 10. März 2016 war er in Eilenburg nordöstlich von Leipzig gemeldet und zunächst nicht auffällig. Bekannte beschrieben ihn als nicht besonders religiös.
Nach ARD-Informationen postete er jedoch schon 2013 - damals lebte al-Bakr noch in Syrien - streng islamische Inhalte auf seiner Facebook-Seite. Auch Videos, in denen IS-Kämpfer zum Dschihad aufrufen, teilte der junge Syrer. Sein Bruder bestätigt dem Sender, dass al-Bakr zwischenzeitlich wieder in Syrien war. Demnach reiste er im Herbst 2015 zwei Mal in die Türkei und hielt sich Berichten zufolge auch einige Zeit in der syrischen Stadt Idlib auf. Vermutet wird, dass er sich in einem islamistischen Terrorcamp schulen ließ.
Nach seiner Rückkehr habe sich seine Persönlichkeit verändert, berichten Zeugen. "Er bekam eine Gehirnwäsche", erklärte ein ehemaliger Mitbewohner al-Bakrs in Eilenburg. "Er war sehr merkwürdig und hat den Kontakt mit uns ganz plötzlich abgebrochen." Die Ermittler gehen davon aus, dass der Syrer Kontakt zum Islamischer Staat (IS) hatte. Demnach hat al-Bakr zur Herstellung von Sprengsätzen im Internet recherchiert und die Grundstoffe dafür beschafft. Die Ermittler fanden in der Chemnitzer Wohnung, in der sich der 22-Jährige zuletzt aufhielt, "rund 1,5 Kilogramm extrem gefährlicher Sprengstoff".
Al-Bakr wollte Krankenpfleger werden
Ein anderer Mitbewohner erzählt der ARD, al-Bakr habe in Syrien studiert und eigentlich vorgehabt, sich in Deutschland zum Krankenpfleger ausbilden zu lassen. Doch die fremde Sprache habe ihn frustriert. "Er kam hier in Deutschland nicht weiter", berichtete der Mitbewohner dem Sender. "Er war sehr ehrgeizig, aber die Sprachbarriere war zu groß." Am Mittwochabend wurde al-Bakr erhängt in seiner Leipziger Gefängniszelle gefunden. Die genauen Umstände seines Todes sind noch unklar.
Nach Angaben des Bundesamtes für Verfassungsschutz hatte al-Bakr einen Sprengstoffanschlag auf einen Berliner Flughafen geplant und bereits weitestgehend vorbereitet. Erste Hinweise von Geheimdiensten darauf gingen laut sächsischer Polizei im September 2016 ein, woraufhin al-Bakr zunächst beobachtet wurde. Der erste Versuch einer Festnahme ging schief. Der Verdächtige entkam und wurde später von Landsleuten überwältigt und der Polizei übergeben.
Quelle: ntv.de, mbo/jug/dpa