Vorwurf der "Ermordung" Al-Dschasira zieht wegen totem Kameramann nach Den Haag
17.12.2023, 02:37 Uhr Artikel anhören
Trauer um Samer Abu Dakka. Der Kameramann starb nach Angaben von Al-Dschasira bei Dreharbeiten in Khan Junis.
(Foto: REUTERS)
Ein Kameramann des Fernsehsenders Al-Dschasira stirbt im Süden des Gazastreifens, mutmaßlich bei einem israelischen Drohnenangriff. Das Medienunternehmen spricht von "Ermordung" und will den Internationalen Strafgerichtshof einschalten.
Nach dem Tod eines Kameramanns des arabischen Fernsehsenders Al-Dschasira im Gazastreifen will das Unternehmen den Fall vor den Internationalen Strafgerichtshof bringen. Wie der in Katar ansässige Sender mitteilte, wurde die Rechtsabteilung angewiesen, den Tod von Samer Abu Dakka dringend an das Gericht in Den Haag zu verweisen. Der Sender, der seinen Sitz in Katars Hauptstadt Doha hat, spricht von Ermordung.
Der 45 Jahre alte Vater von vier Kindern wurde am Samstag beerdigt. Nach Angaben von Al-Dschasira war der Kameramann bei einem israelischen Drohnenangriff in Khan Junis im Süden des abgeriegelten Küstenstreifens ums Leben gekommen. Er soll zu dem Zeitpunkt in einer Flüchtlingsunterkunft gedreht haben, die zuvor angegriffen worden sein soll. Wegen der Kampfhandlungen konnten Rettungskräfte zunächst nicht zu ihm vordringen - letztlich konnten sie nach Angaben des Fernsehsenders nur noch seine Leiche bergen.
Das israelische Militär wies auf Nachfrage Vorwürfe zurück, gezielt gegen Journalisten vorzugehen. "Die israelischen Streitkräfte haben niemals absichtlich Journalisten ins Visier genommen und werden dies auch niemals tun", erklärte ein Sprecher. Die Armee wies darauf hin, der Aufenthalt in einer "aktiven Kampfzone" sei mit Risiken verbunden. Generell würden "alle operativ durchführbaren Maßnahmen ergriffen, um sowohl Zivilisten als auch Journalisten zu schützen", hieß es. Der Verband der Auslandspresse (FPA) forderte das israelische Militär zu einer Untersuchung auf.
Seit Beginn des Gaza-Kriegs sind nach Angaben des in den USA ansässigen Komitees zum Schutz von Journalisten (CPJ) 63 Journalisten getötet worden. Unter ihnen seien 56 Palästinenser und vier Israelis sowie drei Libanesen, teilte die Nichtregierungsorganisation mit.
Quelle: ntv.de, ino/dpa