Zeichen für neuen Militäreinsatz Alle Einwohner von Gaza sollen Stadt verlassen
10.07.2024, 13:59 Uhr Artikel anhören
Israelische Bodentruppen kämpfen im Dezember 2023 im Stadtteil Schedschaija in Gaza-Stadt.
(Foto: dpa)
Steht ein israelischer Militäreinsatz in Gaza kurz bevor? Die Stadt ist bereits seit Kriegsbeginn Kampfgebiet, bislang werden aber nur die Bewohner einzelner Viertel zur Flucht aufgerufen. Jetzt fordert Israel alle Einwohner auf, sich in Sicherheit zu bringen.
Die israelische Armee ruft alle Anwohner der Stadt Gaza zur Flucht auf. Die Menschen sollen sich aus der Stadt im Norden des umkämpften Küstengebiets in die im Zentrum gelegenen Orte Deir al-Balah und Al-Sawaida begeben, hieß es in dem Aufruf, den ein israelischer Militärsprecher in arabischer Sprache veröffentlichte. Er beschrieb auch Routen, die die Betroffenen ohne Kontrollpunkte nutzen können.
Die Stadt Gaza bleibe ein gefährliches Kampfgebiet, warnte der Sprecher. Die Fluchtaufrufe sind in der Regel ein Anzeichen für bevorstehende neue israelische Militäreinsätze. Israelische Medien meldeten, die Armee habe am Morgen Flugblätter in der Stadt verteilt und die Menschen darin zum Verlassen der Stadt aufgefordert.
Das Militär hat in den vergangenen Wochen bereits die Bewohner mehrerer Viertel der Stadt Gaza zur Flucht aufgefordert. In den betroffenen Ortsteilen, darunter Schedschaija, gibt es seitdem teils heftige Kämpfe. Der jetzige Fluchtaufruf gilt für die gesamte Stadt.
Galant: 60 Prozent der Hamas-Terroristen ausgeschaltet
In der Stadt Gaza hatten die israelischen Truppen bereits zu Beginn des Krieges gekämpft. Inzwischen versuchen die Kämpfer der islamistischen Hamas, sich dort und andernorts neu zu gruppieren. Israel hatte jedoch die vollständige Zerstörung der Hamas als Kriegsziel angekündigt. Nach Angaben von Verteidigungsminister Joav Galant wurden bereits 60 Prozent der Hamas-Terroristen getötet oder verwundet. Die meisten der Bataillone der Islamistenorganisation seien zerschlagen worden, sagte er israelischen Medien zufolge im Parlament.
Solange die Hamas aber die Kontrolle über das zivile Leben im Gazastreifen bewahre, könne sie sich wieder neu aufbauen und erstarken, hatte Galant zuvor bereits betont. Die israelische Armee müsse dann in Gebiete zurückkommen und kämpfen, in denen sie bereits im Einsatz gewesen sei. Der Verteidigungsminister hatte deshalb die Schaffung einer politischen Alternative zur Herrschaft der Hamas in dem abgeriegelten Küstenstreifen gefordert.
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu weigert sich bislang aber, einen Plan für Verwaltung und Wiederaufbau des Gazastreifens nach Beendigung des Kriegs vorzulegen, wohl auch um seine ultrarechten Koalitionspartner nicht vor den Kopf zu stoßen. Diese verfolgen Ziele wie einen höchst umstrittenen israelischen Siedlungsbau im Gazastreifen. Netanjahus politisches Überleben hängt aber von ihnen ab.
Quelle: ntv.de, lar/dpa