Politik

Städte und Dörfer unter Beschuss Aserbaidschan beginnt Militäreinsatz in Berg-Karabach

Die beiden ehemals sowjetischen Länder Armenien und Aserbaidschan kämpfen seit Jahrzehnten um die Region Berg-Karabach (Archivbild).

Die beiden ehemals sowjetischen Länder Armenien und Aserbaidschan kämpfen seit Jahrzehnten um die Region Berg-Karabach (Archivbild).

(Foto: Sergei Grits/AP/dpa)

Seit Langem streiten Aserbaidschan und Armenien um Berg-Karabach. Nun startet Aserbaidschan eine neue Militäroperation zur Eroberung der Konfliktregion. Angeblich soll die "verfassungsmäßige Ordnung" wiederhergestellt werden. Mehrere Orte stehen unter "intensivem Beschuss".

Mehrere Städte der Kaukasus-Region Berg-Karabach sind nach Angaben örtlicher Behördenvertreter von Aserbaidschan angegriffen worden. "Im Moment stehen die Hauptstadt Stepanakert und andere Städte und Dörfer unter intensivem Beschuss", erklärte die in Armenien ansässige Vertretung von Berg-Karabach bei Facebook. Aserbaidschan habe eine "groß angelegte Militäroffensive" gestartet.

Das Verteidigungsministerium in Baku spricht zur Begründung von einer "Antiterroroperation lokalen Charakters zur Wiederherstellung der verfassungsmäßigen Ordnung" in der Region. Hochpräzisionswaffen würden nur gegen legitime militärische Ziele eingesetzt und nicht gegen Zivilisten.

Zuvor wurden aserbaidschanischen Angaben zufolge sechs Menschen bei Minenexplosionen getötet. Aserbaidschanische Sicherheitskräfte hatten mitgeteilt, zwei Zivilisten seien auf einer Straße in Richtung der Stadt Schuscha im aserbaidschanisch kontrollierten Teil Berg-Karabachs durch eine von armenischen "Sabotagegruppen" gelegte Mine getötet worden. Vier Polizisten wurden demnach später auf dem Weg zum Explosionsort bei einer weiteren Minenexplosion getötet.

Berg-Karabach seit Langem umstritten

Das christlich-orthodoxe Armenien und das muslimische Aserbaidschan streiten seit dem Zerfall der Sowjetunion um Berg-Karabach und lieferten sich bereits zwei Kriege um das Gebiet. Die Enklave gehört zu Aserbaidschan, wird aber von Armeniern bewohnt. Nach einem Krieg Anfang der 1990er Jahre hatte zunächst Armenien die Oberhand. In einem zweiten Krieg 2020 siegte das mit Geld aus dem Öl- und Gasgeschäft hochgerüstete Aserbaidschan und eroberte eigenes Territorium zurück. In kürzeren Militäraktionen danach besetzte Baku auch etwa 150 Quadratkilometer armenisches Staatsgebiet.

Das Außenministerium von Armenien verlangte in der vergangenen Woche, dass Aserbaidschan diese Gebiete räume. Baku erwiderte, dass Armenien immer noch acht aserbaidschanische Dörfer besetzt halte. Baku blockiert seit Monaten die Verbindung der etwa 120.000 Karabach-Armenier nach Armenien. In dem Gebiet fehlt es an Lebensmitteln und Medikamenten.

Aserbaidschan wird in dem Konflikt von der Türkei unterstützt, während Russland als traditionelle Schutzmacht Armeniens an Einfluss verliert. Im Dauerkonflikt mit Baku um Berg-Karabach hatte Eriwan zuletzt allerdings beklagt, allein gelassen worden zu sein. "Infolge der Ereignisse in der Ukraine haben sich die Möglichkeiten Russlands verändert", sagte kürzlich Regierungschef Paschinjan in einem Interview mit dem US-Medium "Politico". Sein Land wolle künftig vermeiden, von äußeren Beschützern abhängig zu sein. Zum Ärger Russlands hatte Armenien vor gut einer Woche im Südkaukasus eine gemeinsame Militärübung mit den USA begonnen.

Quelle: ntv.de, ghö/dpa/AFP

Social Networks
Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen