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Daten zur Verkehrswende Auf eine Ladesäule kommen 20 E-Autos

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Ein E-Auto wird an einer Ladestation aufgeladen.

Ein E-Auto wird an einer Ladestation aufgeladen.

(Foto: IMAGO/Rolf Poss)

Die Bundesregierung möchte mehr E-Autos auf die Straße bringen. Dabei werden öffentliche Ladesäulen mancherorts schon jetzt knapp. Zahlen von Bundesnetzagentur und Kraftfahrtbundesamt zeigen, wie sich der Bestand entwickelt.

Fahrzeuge mit elektrischem Antrieb gelten als Kernelement einer nachhaltigeren Verkehrspolitik. Doch der Verkauf von E-Autos geht in Deutschland nur schleppend voran - insbesondere, seitdem der Staat im letzten Jahr seine Förderprogramme zusammengestrichen hat. Ein weiterer Grund für das stagnierende Interesse an den E-Mobilen könnte die Sorge vor unzureichenden Lademöglichkeiten sein.

Zuletzt hatte beispielsweise der europäische Autoherstellerverband Acea vor einer wachsenden Kluft zwischen der Zahl der verkauften E-Autos und der öffentlich zugänglichen Ladesäulen gewarnt. "Wir sind sehr besorgt darüber, dass der Ausbau der Infrastruktur in den vergangenen Jahren nicht mit dem Absatz von Elektroautos Schritt gehalten hat", erklärte Acea-Generaldirektorin Sigrid de Vries. Die Verkäufe seien zwischen 2017 und 2023 dreimal schneller angewachsen als die Zahl neu installierter Ladesäulen.

Auch in Deutschland überflügelt das Wachstum des E-Autobestandes die Zahl der öffentlichen Ladepunkte um ein Vielfaches, wie Zahlen von Bundesnetzagentur und Kraftfahrtbundesamt zeigen. Mehr als 2,3 Millionen zugelassene PKW mit Elektro- oder Plug-In-Hybridantrieb verzeichnete das Kraftfahrtbundesamt in seinem jüngsten Quartalsbericht vom Januar. Im Oktober 2023 bezifferte die Behörde den Bestand noch mit rund 2,2 Millionen. Demgegenüber standen zum gleichen Zeitpunkt weniger als 113.000 öffentliche Ladestationen.

Wahr ist aber auch: Das Verhältnis zwischen dem Fahrzeugbestand und installierten Ladepunkten ist seit Jahren relativ konstant geblieben. Aktuell liegt es deutschlandweit bei knapp 20 Fahrzeugen pro Ladestation. Zum Vergleich: Im von der Bundesregierung angestrebten Szenario für 2030 sollen auf 15 Millionen E-Mobile rund eine Million öffentliche Ladepunkte kommen.

ADAC sieht keine Mangellage

Doch eine geringere Versorgungsquote muss nicht zwangsläufig ein Mangel bedeuten. "Aktuell sehen wir noch kein grundsätzliches Problem mit zu wenig Ladesäulen", teilt der ADAC auf Nachfrage von ntv.de mit. Viel wichtiger als die absoluten Zahlen sei eine bedarfsgerechte Verteilung der Ladepunkte.

Tatsächlich lässt sich nur sehr schwer beziffern, wie viele Ladesäulen künftig im öffentlichen Raum gebraucht werden. Zum einen kann der Bedarf an öffentlichen Lademöglichkeiten durch steigende Fahrleistung und verbesserte Ladetechnologien schnell sinken. Zum anderen gibt es große regionale Unterschiede. Schließlich hängt die Nachfrage stark davon ab, wie viele E-Fahrzeuge im jeweiligen Einzugsgebiet unterwegs sind und wie sie genutzt werden. An "neuralgischen Punkten", etwa in Ballungszentren, sehe man aber "schon jetzt, dass gerade zu Stoßzeiten die Ladestationen an ihre Kapazitätsgrenze kommen, und mitunter Wartezeiten entstehen", räumt der ADAC ein.

In Regionen mit einem hohen Eigenheimanteil hingegen sind die Besitzerinnen und Besitzer eines E-Autos weniger stark auf eine öffentliche Ladeinfrastruktur angewiesen. Laut einer Statistik des Fraunhofer-Instituts verfügen 60 Prozent aller Autohalterinnen und Autohalter bereits über eine eigene Garage. Eine Wallbox zum Laden des Fahrzeugs - beispielsweise mit Solarstrom - wird staatlich gefördert und bietet eine günstige Alternative zur Ladesäule.

Politische Ziele zu hoch gesteckt?

Eine öffentliche Ladeinfrastruktur wird vor allem gebraucht, um Lücken in der privaten Versorgung zu schließen - und zum Zurücklegen größerer Strecken. Im vergangenen Jahr hat das EU-Parlament dazu ein neues Gesetz beschlossen, wonach bis 2026 entlang der europäischen Hauptverkehrsstraßen mindestens alle 60 Kilometer eine öffentliche Ladesäule zur Verfügung stehen soll. Die Vorgabe soll Handlungsdruck erzeugen. Schließlich weist das Ladenetz gerade außerhalb der Städte noch große Lücken auf.

Generell zeichnet sich ab, dass die Politik ihre selbst gesteckten Ziele weit verfehlen wird. Um beispielsweise die von der EU-Kommission anvisierten 3,5 Millionen Ladepunkte für 2030 noch zu erreichen, müsste der jährliche Zubau um fast das Dreifache gesteigert werden, rechnet der Lobbyverband Acea vor.

In Deutschland sieht es ähnlich aus: Im Ladesäulenregister der Bundesnetzagentur sind aktuell gerade einmal 114.565 Ladepunkte verzeichnet. Davon sind 29.456 im vergangenen Jahr in Betrieb gegangen, 2022 waren es 24.983 neue Ladepunkte. Seit Jahresbeginn kamen 2386 weitere dazu. Um die angestrebte Millionenmarke noch in diesem Jahrzehnt zu knacken, müsste der jährliche Zubau bei mehr als 125.000 Ladestationen liegen.

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Zugleich stellt sich die Frage, wie sinnvoll so ein massiver Zubau wäre. Schließlich hat das Interesse an E-Autos zuletzt deutlich nachgelassen - und das, obwohl die Hersteller eine regelrechte Rabattschlacht austragen. Bei den Neuzulassungen ist der Anteil der E-Autos seit dem Wegfall der staatlich subventionierten Kaufprämien deutlich zurückgegangen.

Selbst der ADAC steht dem politischen Ausbauziel ambivalent gegenüber und würde nicht darauf beharren. "Die Zahl allein sagt auch noch nichts über die regionale Verteilung der Ladesäulen aus, und wie das zahlenmäßige Verhältnis von DC-Schnelllade- und AC-Ladepunkten austariert sein sollte", heißt es in einer Stellungnahme für ntv.de. Wichtig sei, "dass vor allem entlang der Hauptverkehrsstrecken das Ladenetz zügig verdichtet wird". Um das zu erreichen, müssten Bund, Länder und Gemeinden "an einem Strang ziehen" und "bürokratische und politische Hürden" abbauen, die den Ausbau behindern.

Quelle: ntv.de, mit Material der AFP

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