Mindestens 115 Tote Bangladesch setzt Armee gegen Studentenproteste ein
20.07.2024, 16:02 Uhr Artikel anhören
Weitere Demonstrationen fand trotz einer seit Mitternacht eingeführten Ausgangssperre statt.
(Foto: picture alliance/dpa/ZUMA Press Wire)
Die Studierenden in Bangladesch gehen auf die Straße, weil die Regierung bestimmte Bevölkerungsgruppen im öffentlichen Dienst bevorzugt. Es gibt gewalttätige Auseinandersetzungen mit Sicherheitskräften. Mehr als hundert Menschen sind bereits tot. Jetzt setzt der Staat auf das Militär.
Die Auseinandersetzungen zwischen protestierenden Studenten und Sicherheitskräften sind in Bangladesch weiter eskaliert. Die Polizei schoss in der Hauptstadt Dhaka auf Demonstranten, dabei wurde mindestens ein Mensch verletzt. Die Demonstration fand trotz einer seit Mitternacht eingeführten Ausgangssperre statt. Zudem schickte die Regierung massiv die Armee auf die Straßen.
Bei den Protesten wurden bislang mindestens 115 Menschen getötet. Mehrere Krankenhäuser meldeten, seit Donnerstag seien dort deutlich mehr Menschen an Schusswaffenverletzungen gestorben. Angesichts der Lage im Land sagte Regierungschefin Sheikh Hasina nach Angaben eines Sprechers ihre geplanten Auslandsreisen nach Spanien und Brasilien ab.
In Narsingdi im Zentrum des Landes hatten Studenten laut der Polizei am Freitag ein Gefängnis gestürmt und dabei vermutlich Hunderte Häftlinge befreit. Anschließend hätten die Demonstranten das Gefängnis in Brand gesetzt.
Staatlicher Rundfunk nicht mehr auf Sendung
Die Regierung hatte bereits am Donnerstag eine Internetsperre erlassen, was die Kommunikation im Land erschwert. Die größten Verlage des Landes können ihre Nachrichtenportale nicht mehr aktualisieren. Der staatliche Rundfunk kann nicht mehr auf Sendung gehen, seit Demonstranten am Donnerstag dessen Hauptsitz in Dhaka in Brand gesteckt hatten. Die Studenten in Bangladesch demonstrieren seit Wochen fast täglich gegen ein Quotensystem der Regierung, das vorsieht, dass mehr als die Hälfte der gut bezahlten Stellen im öffentlichen Dienst bestimmten Bevölkerungsgruppen vorbehalten sind.
Nach Angaben der Kritiker begünstigen die Quoten die Unterstützer der Regierung der 76-jährigen Hasina Wajed, die im Januar bei einer praktisch ohne Opposition erfolgten Wahl für eine vierte Amtszeit bestätigt worden war. Die Studenten fordern bei der Vergabe der attraktiven Jobs ein leistungsorientiertes System anstelle der Quoten.
Quelle: ntv.de, lve/AFP