Politik

"Wohnungsbau bereits am Boden" Baubranche warnt vor Stillstand ohne Klima-Milliarden

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
Die Bauindustrie kämpft bereits jetzt mit einer Auftragsflaute und vielen Stornierungen.

Die Bauindustrie kämpft bereits jetzt mit einer Auftragsflaute und vielen Stornierungen.

(Foto: dpa)

Das Urteil zu den Klima-Milliarden dürfte das Ziel der Bundesregierung, 400.000 neue Wohnungen pro Jahr zu bauen, endgültig in die Ferne rücken lassen. Die Bauindustrie kämpft ohnehin mit einer Auftragsflaute - und zeichnet ein düsteres Bild für die Branche ohne Klima- und Transformationsfonds.

Die Situation in der Bauwirtschaft ist trist und war das auch schon vor dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Klima- und Transformationsfonds des Bundes. In Baden-Baden tagen aktuell die Bauminister der Länder und diskutieren über Auswege. "Es ist doppelt bitter: Da der Wohnungsbaumarkt bereits am Boden ist, gibt es auch keine Auswirkungen mehr. Die Chance auf eine Wiederbelebung wird aber immer kleiner", sagte Tim Oliver Müller, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie. Der Bund habe zu wenig getan, um auf die Krise zu reagieren.

Das Urteil des Gerichts in Karlsruhe hatte eine Umwidmung von Kreditermächtigungen im Umfang von 60 Milliarden Euro in den Klima- und Transformationsfonds (KTF) für regelwidrig erklärt. Bundesfinanzminister Christian Lindner von der FDP hatte daraufhin gefordert, sich nun stärker auf wirksame Ausgaben zu konzentrieren. Welche das insbesondere mit Blick auf den Wohnungsbau sein könnten, ist jedoch noch nicht klar.

Auch unabhängig von der Karlsruher Entscheidung und den Folgen des davon ausgehenden Bebens ist die Lage nach Aussage des Branchenverbands schwierig. Die Baugenehmigungen sinken, die Auftragseingänge gehen zurück, und die Zahl der Stornierungen bereits erteilter Aufträge nimmt zu. Das Ziel der Bundesregierung, im Jahr 400.000 neue Wohnungen zu bauen, rücke in weite Ferne, man könnte 2025 sogar unter die Marke von 100.000 fallen.

Die Vorsitzende der Bauministerkonferenz, die baden-württembergische Ressortchefin Nicole Razavi von der CDU, geht von verheerenden Folgen aus, sollten weitere Einschnitte nötig sein. Sie und Müller fürchten, dass die wenigen geplanten Maßnahmen, wie der geförderte Kauf und die Renovierung alter Häuser durch junge Familien, nun zur Disposition gestellt werden.

Bundesarchitektenkammer richtet Appell an die Politik

Das Bundesbauministerium kann die Folgen bisher noch nicht detailliert ausformulieren, sieht die Wohneigentumsfinanzierung für Familien (WEF) und den klimafreundlichen Neubau (KFN) zumindest in diesem Jahr gesichert, dafür sind im laufenden Jahr knapp zwei Milliarden Euro verplant. Generell außen vor ist laut einer Sprecherin zudem der soziale Wohnungsbau, dieser werde über den normalen Haushalt finanziert. Zudem hieß es: "Bereits zugesagte Verpflichtungen werden eingehalten werden."

Mehr zum Thema

Über den restlichen Ausgaben schwebt ein Damoklesschwert: Für WEF und KFN sind im nächsten Jahr 1,1 Milliarden Euro an Kosten veranschlagt. Ebenfalls betroffen sein könnte die Sanierung von Sporteinrichtungen, die Anpassung urbaner Räume an den Klimawandel und die Finanzhilfen für die kommunale Wärmeplanung.

Die Bundesarchitektenkammer appelliert an die Politik, sich auf die "klimapolitisch wichtigsten und wirksamsten Maßnahmen" zu konzentrieren. Zu diesen zähle unter anderem die Sanierung ineffizienter Gebäude, hier könne mehr CO2 eingespart werden als durch die Förderung des Neubaus. Ebenfalls nicht unter die Räder kommen dürfe die Klimaanpassung in den Kommunen und die Wärmewende in den Heizkellern.

Quelle: ntv.de, joh/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen