Korruption in Kiew Beamter im Verteidigungsministerium soll Millionen veruntreut haben
23.12.2023, 05:11 Uhr Artikel anhören
Protest in Kiew: Die Demonstrierenden prangern Korruption an und fordern mehr Geld für die Armee.
(Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com)
Ukrainische Ermittler feiern einen Erfolg im Kampf gegen Korruption. Bei einem hochrangigen Beamten des Verteidigungsministeriums sollen 36 Millionen Euro versickert sein, Geld, das für den Kauf von Munition vorgesehen war. Jetzt sitzt der Mann in Haft.
In der Ukraine ist ein hochrangiger Mitarbeiter des Verteidigungsministeriums wegen Korruptionsverdachts festgenommen worden. Dem Beamten werde vorgeworfen, 36 Millionen Euro für den Kauf dringend benötigter Artilleriegranaten im Krieg gegen Russland veruntreut zu haben, teilten das Verteidigungsministerium und der Inlandsgeheimdienst SBU mit.
Die Staatsanwaltschaft äußerte sich zunächst nicht zur Identität des Mannes, erklärte aber: "Der Direktor einer der wichtigsten Dienststellen des Verteidigungsministeriums wurde in Gewahrsam genommen." Der Mann habe ein System entwickelt, mit dem er Artilleriegranaten zu überhöhten Preisen gekauft habe. Dies hätten in der Wohnung des Verdächtigen gefundene Dokumente bestätigt.
In den vergangenen Monaten wurde das ukrainische Verteidigungsministerium von mehreren Korruptionsskandalen erschüttert. Der damalige Verteidigungsminister Oleksij Resnikow wies im August Vorwürfe zurück, dass Uniformen zu überhöhten Preisen gekauft worden seien. Resnikow war Anfang September vor dem Hintergrund der Korruptionsvorwürfe von Präsident Wolodymyr Selenskyj entlassen worden.
Bereits Anfang August hatte Selenskyj alle Leiter der für die Rekrutierung zuständigen Regionalbüros entlassen. Er prangerte dabei ein System an, das Wehrpflichtigen die Schleusung außer Landes ermöglicht habe. Zuvor war das Verteidigungsministerium in Kiew bereits wegen eines Skandals bei der Beschaffung von Lebensmitteln in die Kritik geraten. Die Korruptionsvorwürfe betrafen jedoch nie direkt die militärische und finanzielle Unterstützung durch den Westen.
Die Führung in Kiew ist bemüht, konsequenter gegen Korruption und Bestechung im Land vorzugehen - auch mit Blick auf den von ihr angestrebten EU-Beitritt. Zu den Auflagen für einen Beitritt gehört unter anderem die Bekämpfung der Korruption. Im Korruptionswahrnehmungsindex von Transparency International belegt die Ukraine aktuell Platz 116 von 180 Ländern.
Quelle: ntv.de, ino/AFP