Ukraine hält an Zielen fest Bericht: USA drängen Kiew, Angriffe auf Ölanlagen einzustellen
22.03.2024, 16:10 Uhr Artikel anhören
Russische Feuerwehrkräfte löschen im Januar nach einer Drohnenattacke einen Brand im Hafengebiet von St. Petersburg.
(Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS)
Einem Bericht zufolge ist Washington wegen der ukrainischen Drohnenattacken auf russische Raffinerien besorgt. Die Biden-Regierung befürchte steigende Ölpreise und Vergeltungsaktionen, heißt es. In Kiew sieht man die Sache allerdings anders.
Die USA haben laut einem Medienbericht die Ukraine aufgefordert, keine Angriffe mehr auf russische Ölraffinerien durchzuführen. Wie die "Financial Times" unter Berufung auf drei mit der Angelegenheit vertraute Personen berichtet, fürchtet Washington, dass die Drohnenattacken die weltweiten Ölpreise in die Höhe treiben könnten. Zudem sorge man sich vor Vergeltungsmaßnahmen. Die Warnungen aus Washington sollen an hohe Beamte des ukrainischen Inlandsgeheimdienstes SBU und des Militärgeheimdienstes HUR übermittelt worden sein, die jeweils eigene Drohnenprogramme unterhalten.
Eine der Quellen sagte der britischen Zeitung, das Weiße Haus sei zunehmend frustriert über die ukrainischen Drohnenangriffe in den vergangenen Wochen auf Ölraffinerien, Terminals und Depots in ganz Westrussland. In mehreren Fällen gerieten Anlagen in Brand oder wurden beschädigt, sodass sie stillstehen.
Ziel ist nach Angaben Kiews, den Nachschub an Treibstoff für die russische Armee auszubremsen. Auch sollen die Einnahmen aus dem Treibstoffverkauf geschmälert werden, die zur Finanzierung der russischen Kriegsmaschinerie beitragen. Die Attacken hätten die russische Wirtschaft rund 600.000 Barrel raffiniertes Öl täglich gekostet, meldete Bloomberg am Montag.
"Haben Verständnis für die Forderungen"
Russland ist trotz der westlichen Sanktionen nach wie vor einer der wichtigsten Energieexporteure der Welt. Die Ölpreise sind laut "Financial Times" in diesem Jahr um etwa 15 Prozent auf 85 Dollar pro Barrel gestiegen und treiben die Benzinpreise in die Höhe, während US-Präsident Joe Biden seine Kampagne zur Wiederwahl gestartet hat. "Nichts erschreckt einen amtierenden amerikanischen Präsidenten mehr als ein Anstieg der Benzinpreise in einem Wahljahr", sagte Bob McNally, ein ehemaliger Energieberater im Weißen Haus, dem Blatt.
Befürchtet wird in Washington offenbar auch, dass Russland als Vergeltung die Energieinfrastruktur beeinträchtigen könnte, auf die sich der Westen verlässt. Dazu gehört laut dem Bericht die CPC-Pipeline, die Öl aus Kasachstan durch Russland auf den Weltmarkt transportiert und von westlichen Unternehmen wie ExxonMobil und Chevron genutzt wird.
Die CIA und ukrainische Geheimdienste wollten sich nicht zu dem "Financial Times"-Bericht äußern. Die ukrainische Regierung teilte nach Veröffentlichung des Artikels mit, man halte russische Ölraffinerien für legitime militärische Ziele. "Wir haben Verständnis für die Forderungen unserer amerikanischen Partner, aber gleichzeitig kämpfen wir mit den Fähigkeiten, Ressourcen und Praktiken, die wir haben", sagte Vize-Ministerpräsidentin Olha Stefanischyna in Kiew. Einige Quellen der "Financial Times" sehen in den Drohnenattacken auch ein Mittel, um Washington dazu zu bewegen, das für die ukrainische Verteidigung wichtige Hilfspaket zu genehmigen, das derzeit im US-Kongress von den Republikanern blockiert wird.
Quelle: ntv.de, jpe/dpa