Relativierung der Kreml-Invasion Berlusconi bedient sich russischer Propaganda
13.02.2023, 03:50 Uhr
Berlusconi fordert die USA auf, Druck auf Selenskyj auszuüben.
(Foto: picture alliance / AA)
Vor Monaten schwärmt Berlusconi von seiner freundschaftlichen Beziehung zu Putin. Nun legt der Italiener noch eine Schippe drauf. Vor Journalisten macht er Präsident Selenskyj für die "Verwüstung" in der Ukraine verantwortlich. Die Regierung in Rom sieht sich zu einer Stellungnahme genötigt.
Der frühere italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi hat mit Äußerungen zum russischen Angriffskrieg erneut für Schlagzeilen in seinem Land gesorgt. Der 86-Jährige machte vor Journalisten in Mailand nicht nur deutlich, dass er den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in der Verantwortung sieht, eine Feuerpause anzuordnen, um einen Frieden zu erreichen.
Er brachte auch seine Ablehnung des Verhaltens des im Westen mittlerweile hochgeachteten Staatschef zum Ausdruck und machte ihn für die "Verwüstung" der Ukraine und die vielen toten Soldaten und Zivilisten verantwortlich. Berlusconi forderte zudem die USA auf, Druck auf Selenskyj auszuüben. Zugleich drohte er, Waffenlieferungen an die Ukraine einzustellen und versprach ein massives Hilfsprogramm, falls die Ukraine einem sofortigen Waffenstillstand zustimme.
Mehrere Medien veröffentlichten Videos von Berlusconis Äußerungen. Der Chef der konservativen Partei Forza Italia gab dabei auch die rein russische Sichtweise wieder, als er etwa von den "beiden autonomen Volksrepubliken im Donbass" sprach. Die Gebiete Luhansk und Donezk hatte Russland besetzt und völkerrechtswidrig annektiert.
Berlusconi hatte rund um die Parlamentswahl und den Regierungswechsel in Rom im vergangenen Herbst immer wieder mit Bemerkungen über seinen Freund Wladimir Putin, den russischen Präsidenten, für Wirbel gesorgt und damit auch Ängste über eine Annäherung der neuen italienischen Regierung an Russland genährt. Berlusconis Forza Italia ist Teil der Regierungskoalition mit den ultrarechten Fratelli d'Italia von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni und der rechtspopulistischen Lega.
Der Regierungspalast in Rom sah sich nach Berlusconis Einlassungen zu einer Klarstellung veranlasst, wie unter anderem die Zeitungen "La Repubblica" und "Corriere della Sera" berichteten. Die Regierung sei "standfest und überzeugt" von ihrer Unterstützung für die Ukraine, zitierten sie übereinstimmend den Palazzo Chigi.
Quelle: ntv.de, jpe/dpa/rts