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AfD-Talk kurz vor Mitternacht Chrupalla trifft bei Maischberger auf Investigativ-Journalisten

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Chrupalla trifft auf Sundermeyer.

Chrupalla trifft auf Sundermeyer.

(Foto: WDR/Oliver Ziebe)

Sandra Maischberger holt sich Tino Chrupalla ins Studio. Dort trifft er auf den Investigativ-Journalisten Olaf Sundermeyer. Der AfD-Chef fühlt sich durch die jüngsten Enthüllungen über seine Partei an "düsterste Zeiten" erinnert.

Dienstagabend, kurz vor Mitternacht im Ersten. Sandra Maischberger hat AfD-Chef Tino Chrupalla in ihre Sendung eingeladen. Der soll sich den Vorwürfen des Investigativ-Journalisten Olaf Sundermeyer stellen. Zunächst geht es um die Demonstrationen gegen die AfD, an denen allein am vergangenen Wochenende in ganz Deutschland zwischen 900.000 und 1,5 Millionen Menschen teilgenommen haben - eine genaue Zahl ist schwer zu benennen. "Ich finde es gut, dass man seine Bürgerrechte nutzt. Das ist ja verfassungsmäßig verankert", sagt Chrupalla, um dann aber nachzuschieben: "Wenn viele Menschen mit der Regierung und auch für die Regierung auf die Straße gehen, kann man das begrüßen."

Diese Aussage stimmt so allerdings nicht. Tatsächlich zeigte sich bei den Demonstrationen: Sehr viele Menschen haben gegen die AfD protestiert, auch wenn sie die aktuelle Politik der Bundesregierung nicht unterstützen. Auch Chrupalla schränkt ein: Er würde, anders als der Thüringer AfD-Landeschef Höcke, nicht von "bestellten Massen" sprechen.

"Erinnert mich an düstere Zeiten"

Als es um ein Treffen rechtsextremistischer Politiker und Unternehmer in Potsdam geht, über das das Netzwerk Correctiv vor zwei Wochen berichtete, ist Chrupalla dann aber wieder ganz auf Parteilinie. Bei dem Treffen wurde unter anderem über die Abschiebung von Menschen mit deutscher Staatsbürgerschaft gesprochen. Die AfD sei nicht für die Abschiebung deutscher Staatsbürger, sagt Chrupalla.

Zuvor hatte der Politiker seiner Co-Vorsitzenden Alice Weidel zugestimmt. Diese hatte kurz nach der Veröffentlichung der Correctiv-Recherchen von "stasi-ähnlichen Geheimdienst- und Zersetzungsmethoden" durch "linke Aktivisten" gesprochen. "Sind das Stasi-Methoden?", fragt Maischberger. "Natürlich, absolut", antwortet Chrupalla. Und weiter: "Das sind keine Journalisten, die das aufgedeckt haben. Und wir wissen, wie sie finanziert werden." Chrupalla spricht von SPD-nahen Stiftungen und Staatsgeldern. Der Raum, in dem das Treffen stattgefunden habe, sei verwanzt gewesen, sagt Chrupalla. Das stimmt so allerdings nicht. In Wahrheit hatte ein Correctiv-Mitarbeiter die Versammlung zum Teil mit seiner Smartwatch aufgenommen, was allerdings juristisch sehr umstritten ist. Es gebe denn auch Anzeigen gegen die Mitarbeiter von Correctiv. Chrupalla: "Das erinnert mich wirklich an düstere Zeiten."

"Wir sind Grundgesetzpartei"

Sundermeyer verteidigt die Recherchemethoden von Correctiv. Es gebe "ein großes öffentliches Interesse. Es ist relevant, was dort besprochen wird". Und es sei nicht das einzige derartige Treffen gewesen, sagt Sundermeyer. "Da kommen immer wieder AfD-Politiker mit Vertretern der Neuen Rechten, also Bündnispartner aus der rechtsextremistischen Szene, zusammen. Solche Treffpunkte gibt es rund ein halbes Dutzend in und um Berlin." Auch für diesen Mittwoch sei wieder ein Treffen an einem dieser Orte geplant, sagt der ARD-Journalist Sundermeyer.

"Die AfD ist eine Bewegungspartei. Sie ist der parlamentarische Arm oder hat sich in den letzten Jahren zum parlamentarischen Arm der rechtsextremistischen Bewegung deutschlandweit entwickelt", so Sundermeyer.

Das lässt Chrupalla nicht auf sich sitzen. Die AfD sei eine Grundgesetzpartei, sagt er. Zudem sei das Treffen in Potsdam keine AfD-Veranstaltung gewesen. Daran hätten sich fünf CDU- und vier AfD-Mitglieder beteiligt, erklärt Chrupalla - und als die Versammlung stattfand, stimmte das tatsächlich. Den Chef der Identitären Bewegung Martin Sellner kenne er nicht, sagt Chrupalla, "Und was er programmatisch und noch dazu als Österreicher sagt, ist mit unserer Programmatik nicht vereinbar."

AfD "Ausländer-raus-Partei"

Sundermeyer lässt sich davon nicht verunsichern. Er verweist auf ein Treffen bei "Ihrem Abgeordnetenkollegen Matthias Helferich", in dessen Wahlkreisbüro sich verschiedene Rechtsextremisten wie der Publizist Götz Kubitschek getroffen hätten. Helferich ist AfD-Mitglied, gehört allerdings wegen diverser rechtsextremistischer Äußerungen der AfD-Bundestagsfraktion nicht an. Etwas anders verhält es sich mit Mario Müller, einem Teilnehmer der Versammlung in Potsdam, der, so Sundermeyer, Mitarbeiter eines AfD-Bundestagsabgeordneten ist. "Aber nicht in der Fraktion", erklärt Chrupalla. Tatsächlich ist Müller wissenschaftlicher Mitarbeiter des AfD-Abgeordneten Wenzel-Schmidt, arbeitet jedoch nicht im Reichstagsgebäude und hat keinen Hausausweis. Der wurde ihm von der Bundestagsverwaltung verwehrt. Er, Chrupalla, fände die Mitarbeit von Müller bei seinem Abgeordnetenkollegen "nicht in Ordnung", distanziert sich der AfD-Chef von einem seiner Parteikollegen.

Auch in der Causa Hannes Gnauck stellt Sundermeyer Chrupalla. Der AfD-Bundestagsabgeordnete Gnauck sei vom Verfassungsschutz als Rechtsextremist bezeichnet worden. Das mag aber Chrupalla nicht gelten lassen, der es ohnehin nicht so mit dem Verfassungsschutz hat. So sei ihm nicht klar, warum Teile des AfD-Landesverbandes Sachsen, dem er auch angehört, als rechtsextremistisch eingestuft worden seien, und wer damit gemeint sei. "Vielleicht sitzen Sie gerade mit einem Rechtsextremisten zusammen", sagt der Politiker.

Letzteres bezweifelt Sundermeyer auch gar nicht. Die AfD sei rechtsextremistisch, eine Ausländer-raus-Partei. Darum werde sie auch von so vielen Wählern unterstützt. Dennoch: Für ein AfD-Verbot ist er nicht. Gerade das Thema Zuwanderung treibe der AfD viele Wähler zu. "Das würde man durch ein Parteienverbot nicht lösen. Und die rechtsextremistischen Einstellungen vieler ihrer Anhänger und Wähler würde man auch nicht lösen."

Quelle: ntv.de

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