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"Mine, baby, mine" in Alaska Darum baut Trump eine Megastraße in die unberührte Wildnis

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Durch den Gates-of-the-Arctic-Nationalpark soll eine 340 Kilometer lange Straße gebaut werden.

Durch den Gates-of-the-Arctic-Nationalpark soll eine 340 Kilometer lange Straße gebaut werden.

(Foto: IMAGO/SuperStock)

Donald Trump will eine 340 Kilometer lange Straße durch die unberührte Natur von Alaska bauen lassen, um eine Kupfer- und Zinkmine zu erschließen. Nach "Drill, baby, drill" lautet die neue Losung: "Mine, baby, mine". Die Ureinwohner sind gespalten.

Ein Tunnel von Russland nach Alaska? Das findet der US-Präsident "interessant". Darüber werde er "nachdenken", so Donald Trump. Einen Schritt weiter ist er schon, wenn es darum geht, Alaskas Bodenschätze zu erschließen. Auch in Amerikas nördlichstem Bundesstaat setzt Donald Trump auf sein energiepolitisches Mantra "Drill, baby, drill", oder besser gesagt "Mine, baby, mine".

Anfang Oktober hat der US-Präsident eine Verordnung in Kraft gesetzt, die den Naturschutz im größten US-Bundesstaat erschüttern könnte. Trump erlaubt damit den Bau einer 340 Kilometer langen, zweispurigen Industriestraße durch die teils unberührte Wildnis Alaskas. Damit soll der Weg zu einer geplanten Kupfer- und Zinkmine erschlossen werden. "Wir machen Alaska größer, mächtiger und schaffen mehr Arbeitsplätze. Es ist sozusagen eine wirtschaftliche Goldmine", sagte Trump bei der Unterzeichnung des Abkommens.

Das sogenannte Ambler-Access-Projekt wurde während der ersten Amtszeit von Trump gestartet, dann aber von der Biden-Regierung blockiert. Jetzt die republikanische Rolle rückwärts: "Biden hat es rückgängig gemacht und viel Zeit, Geld und Mühe verschwendet", sagte Trump im Oval Office. "Wir fangen wieder von vorne an. Dieses Mal haben wir viel Zeit, um es zu schaffen."

"Mine, baby, mine"

Das Ambler-Access-Projekt ist nichts anderes als der amerikanische Wiedereinstieg in das großflächige Bergbaugeschäft: Zusätzlich zum Bau der 340 Kilometer langen Straße kauft die US-Regierung zehn Prozent der Anteile von Trilogy Metals - für umgerechnet rund 30 Millionen Euro. Das kanadische Unternehmen ist zur Hälfte Eigentümer von Ambler Metals, dem Bergbauunternehmen mit Sitz in Alaska, das hinter dem Minenbauprojekt steht.

Innenminister Doug Burgum pries Trump und dessen Entscheidung an, die Straße bauen zu lassen. Das sei notwendig, vor allem im Wettstreit mit China. "Als Präsident Trump sagte 'Drill, baby, drill', meinte er auch: 'Mine, baby, mine'. Wir müssen wieder in den Bergbau einsteigen."

China kontrolliere "85 bis 100 Prozent des gesamten Abbaus und der Veredelung der 20 wichtigsten kritischen Mineralien", sagte Burgum und nahm die Bodenschätze des Bergbaugebiets in Alaska in den Blick: "Kupfer, Blei, Zink, Gold, Silber, Gallium, Germanium. Die Region ist reich an allen Mineralien, die wir brauchen, um den Rüstungswettlauf gegen China zu gewinnen und als Land zu prosperieren."

Jahrzehntelanger Kampf von Jimmy Carter

Im Jahr 1978 hatte der damalige US-Präsident Jimmy Carter eine ungewöhnliche Verordnung hinterlassen. Der demokratische Politiker erklärte von heute auf morgen etwa 22 Millionen Hektar Wildnis Alaskas zum Nationaldenkmal. Carter berief sich dabei auf einen Gesetzestext aus dem Jahr 1906. Dieser gibt dem US-Präsidenten das Recht, historische Stätten oder ganze Landesteile eigenhändig zu Nationaldenkmälern zu erklären.

Ende 1980 zündete Carter die nächste Stufe. Damals unterschrieb er den sogenannten Alaska National Interest Lands Conservation Act (ANILCA), obwohl er zu diesem Zeitpunkt nur noch geschäftsführender und bereits abgewählter Präsident war. Dadurch wurden insgesamt 63 Millionen Hektar Land in Alaska unter Naturschutz gestellt. Das entspricht fast der doppelten Größe von Deutschland. Bis heute ist das die größte einzelne Erweiterung von Schutzgebieten in der Geschichte der Vereinigten Staaten.

Carter kämpfte auch nach seiner Präsidentschaft jahrzehntelang für den Naturschutz in Alaska. Bis zu seinem Tod. Bei seinem letzten öffentlichen Auftritt im Jahr 2022 unterschrieb Carter einen Brief. Darin ein Appell an die Gerichte und den damaligen Präsidenten Joe Biden, das Straßenbauprojekt nicht zu genehmigen. Carter war erfolgreich. Im März 2023 hob das Innenministerium einen Plan auf, der den Bau genehmigt hätte. Carter starb im Dezember 2024 im Alter von 100 Jahren.

Schneller Bau oder aufwendige Umweltprüfung?

Trump hat die Entscheidung jetzt zurückgedreht und damit den Weg für die Straße freigemacht. Wann die ersten Bagger für den Bau anrollen und wann die ersten Lkw über die 340 Kilometer lange Straße fahren werden, ist aber noch völlig unklar. Sobald es eines Tages losgeht, ist Trump optimistisch, dass es schnell geht: "Wir brauchen für den Bau weniger als ein Jahr."

Laut Juristen ist die amtierende Regierung gesetzlich aber zunächst dazu verpflichtet, eine unter Biden durchgeführte Umweltprüfung aufzuheben. Danach müsste diese von der Trump-Regierung neu durchgeführt werden, erklärt die "New York Times". Das alles könnte demnach schon über ein Jahr dauern. Bevor die ersten Bagger überhaupt anrollen.

Innenminister Doug Burgum plant dagegen, schon im Frühling zu starten. Er sprach von "drei Bauphasen". In der ersten Phase werde eine einspurige Schotterstraße errichtet. Diese "Pilotstraße" habe oberste Priorität. Sobald Materialien über die Schotterstrecke transportiert werden können, kann die Mine schnell in Betrieb gehen. "Diese wird dann im Laufe der Zeit zu einer zweiten und dann zu einer dritten Phase ausgebaut", kündigte Burgum auf der Pressekonferenz im Oval Office an.

"Ernsthafte Bedrohung für Karibu-Herden"

Die Gegner des Bauprojekts wollen sich davon aber nicht beeindrucken lassen. Man werde weiter "gegen die Ambler-Bergbaustraße kämpfen", hat zum Beispiel Jim Adams, Direktor des Nationalparkbüros in Alaska, angekündigt. "Dieser Beschluss ist so ungeheuerlich, dass er fast unglaublich ist."

Etwa 40 Kilometer der Straße sollen durch den Gates-of-the-Arctic-Nationalpark führen. Elf Flüsse und unzählige Bäche müssten überquert werden. Das geht nur mit dem Bau teils großer Brücken. Die Umweltprüfung der Biden-Regierung kam zu dem Schluss, dass das Bauprojekt die Umwelt und die hier lebenden Ureinwohner Alaskas "erheblich und unwiderruflich" schädigen würde. So könnten etwa die Laichgründe von Lachsen und anderen Fischarten verschmutzt werden.

Ein Karibu in Alaska.

Ein Karibu in Alaska.

(Foto: picture alliance / imageBROKER)

Außerdem könnten Karibu-Herden in der westlichen Arktis stark gefährdet werden. Karibus sind die nordamerikanischen Rentiere. "Diese Straße würde das Wandergebiet dieser Herde, deren Bestand bereits rückläufig ist, in zwei Teile teilen. Das wäre eine ernsthafte Bedrohung für über 30 Gemeinden, die von dieser Herde abhängig sind", warnt Alex Johnson vom Nationalparkbüro in Alaska.

Die Auswirkungen würden eine Fläche betreffen, die der Größe des gesamten Bundesstaates Montana entspricht. Das ist der viertgrößte US-Bundesstaat, etwas größer als Deutschland.

"Letzter unerschlossener Ort in Nordamerika"

Das Weiße Haus sagt, dieses ökologisch empfindliche und kaum bewohnte Gebiet entspreche nicht der Definition einer vom Kongress ausgewiesenen Wildnis. Ambler-Metals-Chef Kaleb Froehlich versprach immerhin, auf die Ureinwohner Alaskas zuzugehen und mit ihnen zusammenarbeiten zu wollen. "Wir setzen uns dafür ein, dass die lokalen Gemeinden echte und dauerhafte Vorteile aus dieser Straße ziehen."

Manche Ureinwohner stehen dem Vorhaben auch offen gegenüber. Es sei "eine Entwicklung möglich, die unsere Lebensweise verbessert und gleichzeitig die Umwelt respektiert", schreibt Miles Cleveland in einem Gastbeitrag in der Tageszeitung "Anchorage Daily News". Cleveland ist der Präsident der Ureinwohnergemeinschaft von Ambler. "Wir brauchen Arbeitsplätze in der Region, um unsere traditionelle Lebensweise fortführen zu können. Wie sonst könnten wir uns die Schneemobile, das Benzin, die Gewehre und Munition leisten, die wir zum Jagen und Fischen benötigen?", fragt der Vorsitzende des kleinen 270-Einwohner-Ortes.

Andere Ureinwohner Alaskas bleiben dennoch skeptisch - Frank Thompson etwa, der Häuptling des Ureinwohnerdorfs Evansville, etwa 270 Kilometer östlich von Ambler, stellt sich in der "New York Times" entschieden gegen das Projekt: "Das ist der letzte unerschlossene Ort in Nordamerika."

"Wieder was gelernt"-Podcast

Dieser Text ist eigentlich ein Podcast: Welche Region schickt nur Verlierer in den Bundestag? Warum stirbt Ostdeutschland aus? Wieso geht dem Iran das Wasser aus? Welche Ansprüche haben Donald Trump und die USA auf Grönland?

"Wieder was gelernt" ist ein Podcast für Neugierige. Hören Sie rein und werden Sie dreimal die Woche ein wenig schlauer.

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Quelle: ntv.de

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