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Lachsfang bricht drastisch ein Tauender Permafrostboden vergiftet Flüsse

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Die Luftaufnahme zeigt den Hauptstrom des Salmon Rivers.

Die Luftaufnahme zeigt den Hauptstrom des Salmon Rivers.

(Foto: Ray Koleser)

Die Erderwärmung führt auch dazu, dass Permafrost nach und nach schwindet. Das wiederum setzt viele Stoffe frei, die wiederum direkt in die Flüsse gelangen. Wie stark der Einfluss in den USA ist, beschreibt ein Forschungsteam.

Das Auftauen des Permafrosts im Zuge des Klimawandels könnte die Konzentration an bestimmten Schadstoffen in Gewässern erhöhen. Darauf weisen Messungen am Salmon River im Westen Alaskas und neun der zehn wichtigsten Nebenflüsse hin, wie ein Forschungsteam im Fachjournal "Proceedings of the National Academy of Sciences" ("PNAS") berichtet. Der Fluss weist demnach teils Grenzwerte überschreitende Metallkonzentrationen auf.

2019 hatte sich der Salmon River orange eingefärbt und ist seitdem getrübt. Als Ursache gilt die Verwitterung von Sulfidmineralien wegen des tauenden Permafrostbodens. "Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Lebensraumqualität für ansässige und wandernde Fische im Einzugsgebiet des Salmon River stark beeinträchtigt ist", schreibt die Gruppe um Patrick Sullivan von der University of Alaska Anchorage.

Fangzahlen sinken rasant

Zu den wandernden Fischen der Region zählt der Ketalachs (Oncorhynchus keta), der einen Großteil des kommerziellen Fischfangs im Kotzebue-Sund ausmacht, in den das Wasser des Salmon River über den Kobuk River fließt. Noch 2018 gab es im Sund Rekordfänge von rund 700.000 Fischen. 2023 wurden noch etwa 140.000 Lachse gefangen, 2024 waren es nur noch etwa 5000. Die Verzögerung gegenüber der Eintrübung des Salmon River erklärt sich dadurch, dass die Lachse vier bis fünf Jahre im Meer verbringen, bevor sie zum Laichen flussaufwärts schwimmen.

Da es in der Nähe des Flusssystems des Salmon River keine Straßen gibt, erreichten die Forscher das Mündungsgebiet des obersten wichtigen Nebenflusses (Kanaktok River) zu Fuß. Anschließend fuhren sie mit Schlauchbooten den Salmon River entlang und entnahmen ihm und den Nebenflüssen zahlreiche Wasserproben. Dies geschah 2022 und 2023 jeweils im August, als der Salmon River einen mittelhohen Wasserstand hatte. Außerdem nahmen sie Proben im Juli 2023 bei hohem Wasserstand, weil größere Wassermassen zu veränderten Messwerten führen können.

Im Ergebnis weist der relativ hohe Anteil an Sulfat-Ionen darauf hin, dass die Metalle tatsächlich aus schwefelhaltigen Mineralien stammen. Beim sehr giftigen Metall Kadmium ist bei 0,5 Teilchen pro Milliarde (parts per billion, ppb) bereits ein Grenzwert der amerikanischen Umweltschutzbehörde EPA überschritten. Im Nebenfluss Savilhaq River maßen die Wissenschaftler im August 2023 sogar 74,1 ppb. Dieser Fluss überschreitet auch die Grenzwerte für Kupfer, Eisen, Nickel, Zink und Aluminium, meist um ein Vielfaches. Insgesamt fanden die Forscher bei neun von zehn Nebenflüssen wenigstens bei einer Messung mindestens ein Metall, dessen Konzentration einen EPA-Grenzwert überschreitet.

Gewässerverschlechterung prognostiziert

"Unsere Beobachtungen deuten auf das Potenzial einer großflächigen zukünftigen Gewässerverschlechterung durch das Auftauen des Permafrosts weiter nördlich und anderswo in hohen Breitengraden hin", schreiben die Studienautoren. Sie vermuten, dass Wassereinzugsgebiete mit unverwitterten, durch Permafrost geschützten Sulfidmineralien in Hochlandgebieten voraussichtlich am stärksten betroffen sein werden. Für genauere Prognosen seien weitere Untersuchungen notwendig.

Nicht untersucht wurde in dieser Studie das hochgiftige Metall Quecksilber. Aber auch dieses ist in der Arktis problematisch, wie eine Gruppe um Isabel Smith von der University of Southern California in Los Angeles im Zusammenhang mit einem anderen Fluss in Alaska vor einem Jahr bekanntmachte: Im Flusssediment des Koyukuk River fanden sie bis zu 49 Nanogramm (Millionstel Milligramm) Quecksilber pro Gramm Sediment. Im Fachmagazin "Environmental Research Letters" schrieben sie: "Ein erheblicher Anteil des Gesamtquecksilbers wird während der Ufererosion aus dem Permafrost freigesetzt, während ein variabler, aber im Allgemeinen geringerer Anteil anschließend durch migrierende Flüsse wieder abgelagert wird".

Quelle: ntv.de, Stefan Parsch, dpa

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